Kapitel 34

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April:

Nachdem Ich Abel so ziemlich alle meine Lieblingsläden gezeigt und ihm die die schnellste Busverbindung zur Uni erklärt hatte fanden wir uns am eigentlichen Treffpunkt wieder.
Er hatte nicht wie erwartet im Café auf mich gewartet, nein, er war so nett gewesen und kam direkt zu der Haltestelle an der ich ausgestiegen war, sodass wir entschieden, erstmal durch die Innenstadt zu wüten.
Wir waren beide ein wenig nervös und er machte mir die ersten Minuten permanent Komplimente über mein Outfit bei denen ich mir innerlich immer wieder aufs neue auf die Schultern klopfte.
Desto mehr ich ihm zeigte und in meiner eigenen Nervosität drauf los plapperte desto entspannter und witziger wurde es.
Ich mochte ihn sehr und ich war mir sicher das wir gute Freunde werden könnten. 
Freunde. Nicht mehr.
Das lag keineswegs an ihm, eher an der Tatsache das ich ständig darum bemüht war Justin aus meinem Kopf zu vertreiben was mir nur schwer bis gar nicht gelang und da wurde es mir klar.
Ich wäre lieber bei ihm und nicht hier.
Da war mehr als ich gedacht hatte.
Sobald ich wieder zu Hause bin würde ich das klären.
Ich muss von ihm hören was er von mir will.
Ich muss es wissen.

Wir betraten das Café und bestellten beide einen Karamell-Latte und setzten uns in einer der Ecknischen. Er erzählte mir von seiner alten Uni, von den Ausstellungen, und warum er das ganze irgendwie satt hatte.

"Weißt du, es ist die eine Sache in etwas gut zu sein nur weil es einem liegt, aber eine ganz andere wenn man in etwas gut ist und es auch liebt. Ich bin eigentlich nie davon ausgegangen das für immer zu machen. Zuerst schon, aber mit der Zeit ist mir klar geworden das ich das alles nur durchgezogen hab um meine Eltern stolz zu machen, weil sie es wollten. Klar macht es mir Spaß aber... Es reicht mir nicht."

Ich nickte nur zustimmend, schlürfte an meinem Kaffee und versuchte den anschwellenden Klos in meinem Hals hinunter zu schlucken.

Er wollte die Kunst sausen lassen weil er es wollte, weil er während seines Studiums bemerkte wie sehr er es liebte zu schreiben.
Wörter seien deutlicher, peitschender, um Interpretation weniger bedürftig als Bilder.
Es habe ihn unfassbar gestört das er nie genau die Emotion ausdrücken konnte die er beim Malen gehabt hatte. Jeder der seine Arbeiten sah, stellte sich etwas anderes vor, wob seine eigene Geschichte und er hasste es.
Er wollte den Ton angeben.
Ich wollte mich einfach nur verstecken.
Ich hatte die Musik aufgegeben weil ich nicht mehr konnte, nicht weil ich es nicht mit jeder Faser meines Körpers liebte.
Ich vermisse es manchmal, aber ich kämpfe gegen jede Regung an.

"Meinen Vater hab ich im großen und ganzen überzeugt aber meine Mutter... Naja ..." Er lachte auf. "Du hast sie ja erlebt."
Oh ja.
Die Süße. 

"Sie ist sehr ..."
"Übervorsorglich, bestimmend, streng, rechthaberisch, zynisch?" Er lachte.
"Eigenwillig. Aber das sind alle starken Frauen." Zwinkerte ich. 
"Muss wohl so sein." Kicherte er weiter.

"Wer hat dich inspiriert?" Fragte er plötzlich.
"Inspiriert?"
"Welcher Autor?"
"Vermutlich Ian McEvan."
"Welches Buch?"
"Abbitte." Er seufzte. "Harter Stoff. Welche Figur?"
"Lord Henry."
"Der ist aber nicht aus Abbitte." Lachte er.
"Richtig. Aber ich liebe sein verdorbenes Wesen." Stimmte ich mit ein.

"Oscar Wilde war sicher auch verdorben."
"Revolutionär verdorben. Und wer ist dein Liebling?"
"Richard Laymon." Seine Augen funkelten während ich mich halb am Kaffee verschluckte.
"Laymon?"
Okay.
Das.... Ähm....

"Meine große Liebe." Bestätigte er und musterte mich belustig.
"Das musst du mir erklären."
Richard Laymon war sowas wie die Hardcore Ausgabe von Stephen King.
"Es" ist die reinste Lachnummer gegen "Der Keller" den ich mir mit 14 heimlich aus der Bibliothek ausgeliehen hatte und anschließend von Albträume der feinsten Sorte verfolgt wurde.
Wir reden hier nicht vom einfachem Grusel Horror, wir reden hier von der kranken "Sex, Saw und Rock'nRoll"- Ausgabe in seiner ausgetüfteltsten Form. Er nimmt die dunkelsten Triebe des Menschen, addiert sie mit den schlimmsten Mordfantasien und verbindet diese mit einer Briese perverser Apokalypse. Ich muss gestehen das ich alle seine Bücher besitze, es aber nie, niemals zugeben würde.

Eyes wide open. (Justin Bieber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt