Kapitel 5

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Hallo ihr Lieben,

zuallererst ein riesengroßes Sorry, dass ich so lange nichts habe von mir hören lassen.
Wie bereits einige von euch wissen waren das Ende des letzten und der Anfang des neuen Jahres nicht besonders freundlich zu meiner Familie...
Nach einer ziemlich schweren Erkrankung im Dezember und einer kurzzeitigen Genesung von selbiger.... ist meine „große Schwester" Mitte Januar auf ihre letzte Reise in Richtung Walhalla gegangen. Für uns alle war dies ein großer Schock und noch immer fällt es uns schwer diese neue Realität zu verarbeiten und zu akzeptieren.
Für mich selbst... kommt es einem Alptraum gleich. Obwohl wir nicht blutsverwandt waren, war sie für mich große Schwester, beste Freundin und zu einem gewissen Teil auch Mutterersatz. Sie war meine kritischste Leserin und meine treuste Kritikerin. Ich weiß, dass sie meine Texte geliebt hat und sie wurde nie müde mich auf Fehler, egal ob in Rechtschreibung, Zeichensetzung oder Logik, hinzuweisen...

Ich werde sie vermissen, doch so sehr ich ihren Verlust auch betrauere, so weiß ich doch, dass sie ich sie eines Tages wiedersehen werde... am Ende meiner Zeit an den Toren von Walhall'.

Um so mehr möchte ich mich bemühen diese und weitere Texte in ihrem Andenken so gut wie möglich zu präsentieren und euch, als meinen Lesern, unvergessliche Geschichten darzubieten. In diesem Sinne hoffe ich, dass euch das nachfolgende Kapitel Spaß bereitet und euch für die lange Wartezeit entschädigt.

Liebe Grüße
RoseInTheDark

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Das Aufhängen der Lampen und das Dekorieren ihres Camps hatte seine Stimmung in einen derartigen Höhenflug versetzt, dass Magnus nach dem Abendessen geradezu aufgekratzt war. Fast wie ein Kind am Weihnachtsabend hatte er das Einbrechen der Dunkelheit erwartet und das damit einhergehende Entzünden der Lichter. Ebenso wäre er fast vor Begeisterung auf und ab gehüpft, als die Kerzen in den Windlichtern und Laternen schließlich brannten und das Lager in angenehm warmes Licht tauchten.
Um dem Tag einen gemütlichen Abschluss zu geben, hatte er sich zu einer Runde abendlichen Schwimmens im Mondlicht entschlossen. Doch als er Alec am Seeufer sitzen sah, blieb er zwischen den Bäumen stehen. Reglos und nachdenklich betrachtete er den hochgewachsenen Mann. Er wusste nicht warum, aber es betrübte ihn den anderen so in sich zusammengekauert zu sehen. Lag es daran, dass er selbst so gute Laune hatte? Oder war es doch eher die Tatsache, dass es mehr als offensichtlich war, dass die Gedanken des Mannes in eine weniger schöne Richtung gingen? Vermutlich war es beides, anders konnte er es sich nicht erklären.
Aber Alec hatte ihn auch überrascht. Sein erster Eindruck war der eines versnobten Geschäftsmannes gewesen, mit seinen pomadisierten Haaren, dem feinen Poloshirt und der teuren Jeans. Doch als er so verloren und irgendwie hilflos wirkend im Flugzeug gesessen hatte, war Magnus unwillkürlich der Gedanke an ein Kind gekommen, das zum ersten Mal ohne seine Eltern verreiste. Heute jedoch hatte er gezeigt, dass er weder ein typisches Exemplar der sogenannten gehobeneren Gesellschaft, noch ein Minderjähriger war. Stattdessen hatte er sich an den Arbeiten beteiligt und sich bemüht an den Gesprächen teilzunehmen.
Um so trauriger war es, ihn nun so alleine zu sehen. Vielleicht sollte er einfach hinüber gehen...
Trotzdem zögerte er noch und überlegte, wie er es vermeiden konnte, den anderen zu erschrecken. Kein leichtes Unterfangen, wie er wusste. Den ganzen Tag über hatte er gesehen, wie Alec zusammengezuckt war, wenn jemand neben ihm auftauchte oder ihn unvermittelt ansprach. Doch noch ehe er zu einem Ergebnis kommen konnte, bemerkte er Jocelyn, die zwischen den Bäumen hervor trat und sich zu dem anderen Mann setzte. Magnus' erster Impuls war es sich davon zu schleichen, doch als er den Anfang des Gesprächs hörte, weckte das seine Neugier.

Geduldig wartete er bis die ältere Frau sich wieder auf den Rückweg gemacht hatte, ehe er sich einen Ruck gab und aus dem Unterholz trat. Es war nicht schwer genug Lärm zu machen, dass man ihn hörte. Dennoch versetzte es ihm einen leichten Stich, als er den Mann erschrecken sah.
„Hallo." sagte er leise, als er neben ihm stand und starrte auf das Wasser.
„H-Hi." antwortete Alec etwas holprig.
Kaum merklich verzog Magnus das Gesicht. Was jetzt? Er war bekannt dafür, das zu sagen was er dachte und seine Meinung nicht zurück zu halten. Aber hier und jetzt? Es war als könne er die Nervosität des anderen beinahe körperlich spüren und das entsetzte ihn. Er konnte mit Ironie, Sarkasmus und auch Spott umgehen. Er konnte reagieren wenn ihn jemand hemmungslos anmachte oder einen Streit vom Zaun brach. Aber gerade wusste er einfach nicht was er tun sollte. Dieser Mann berührte etwas in ihm - vielleicht eine Art Beschützerinstinkt? Doch plötzlich wollte er ihn auf keinen Fall verschrecken und irgendwie wollte er auch nicht, dass der andere den Urlaub abbrach.
„Ich habe das Gespräch gehört..." setzte er noch immer leise an.
„W-was?" brachte Alec heraus und wurde feuerrot. Obwohl es dunkel war wünschte er sich der Erdboden würde sich auftun und ihn einfach verschlingen.
„Ich denke, sie hat recht." fuhr Magnus fort. „Wenn deine Schwester dir das hier zutraut, solltest du versuchen es durchzustehen."
Alec brachte kein Wort heraus, konnte den anderen nur anstarren.
„Ich glaube sogar ich weiß, was sie damit bezweckt." sprach dieser weiter und drehte leicht den Kopf, um ihn mit einem leichten Lächeln anzusehen. „Ein wenig mehr Selbstvertrauen würde dir gut tun, Alexander."
Sein Herz setzte fast aus, als Magnus seinen richtigen Namen aussprach und es beinahe so sanft wie ein Kosewort klingen ließ. Niemand nannte ihn so und schon gar nicht auf diese Weise, nicht einmal seine Frau.
„Woher..." presste er mit trockenem Hals hervor.
„Geraten." antwortete der andere mit einem jugendlichen Grinsen.
Alec konnte ihn einen Moment einfach nur anstarren. Auch wenn nur der sich im Wasser spiegelnde Mond etwas Licht spendete, konnte er deutlich das Gesicht des anderen sehen. Ein sanfter, silberner Schimmer legte sich auf die gebräunte Haut und weiße Zähne blitzten durch die geschwungenen Lippen hindurch. Ein leichtes Funkeln stand in den mit schwarzem Eyeliner betonten Augen und die nach oben gegelten Haare waren nach der Anstrengung des Tages ein wenig verwuschelt und wirr.
Er hatte andere Männer nie bewusst angeschaut, nicht seit... außerdem war er verheiratet. Und auch wenn Camille nicht die Liebe seines Lebens war, nicht einmal zu seinem bevorzugten Geschlecht gehörte, so war sie dennoch seine Frau und er war treu. Doch hier und jetzt, wie er Magnus so im Mondlicht stehen sah, musste er schlucken. Er dachte nicht „heiß", wie er es geflüstert von den Frauen gehört hatte, denn das entsprach nicht seiner Natur. Aber er fand ihn gutaussehend und attraktiv und weit freundlicher, als der erste Eindruck hatte vermuten lassen. Verwirrt über seine eigenen Gedanken wandte er den Blick schnell wieder ab und hoffte, dass die Dunkelheit verhinderte, dass seine Gedanken in seinem Gesicht zu sehen wären.
„Ich... wollte nie hier sein." brachte er schließlich leise hervor.
„Jetzt bist du es aber." antwortete der andere einfach und zuckte leicht mit den Schultern. Dann schaute er wieder auf das Wasser. „Ich hatte vor zu baden. Was dagegen?"
Alec war schneller auf den Beinen, als er denken konnte.
„Ich... ich bin weg..." stotterte er hysterisch und stürzte zurück ins Camp.

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