Hallo ihr Lieben,
wieder einmal muss ich mich entschuldigen, dass es so lange gedauert hat. Aber mein Kopf ist nach diesem gelinde gesagt beschissenen Start ins neue Jahr noch nicht wieder ganz auf der Spur. Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Kapitel ein wenig für das lange Warten entschädigen kann.
Liebe Grüße
RoseInTheDark
------------------------------------------------------------------In der nächsten Nacht erwachte Alec mitten in der Nacht, weil ein starker Wind durch das Camp rauschte. Heulend strich er um die Hütten, riss an den Planen der Sonnensegel und spielte klimpernd am draußen hängenden Kochgeschirr. Es regnete nicht, doch die Geräusche des Windes reichten, um ihn aus seinem leichten Schlaf zu holen.
Unsicher drehte er sich auf den Rücken und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Drohte ihnen Gefahr von einem Sturm? Würden die Hütten stand halten? War es überhaupt ein Sturm oder doch nur ein... ja was? Ein starker Wind? Er hatte keine Ahnung davon, aber Luke hätte mit Sicherheit schon alle geweckt, wenn er wegen irgendetwas Bedenken gehabt hätte. Dennoch konnte Alec nicht wieder einschlafen und fuhr jedes Mal hoch, wenn er das dumpfe Knallen der Planen hörte oder ein leises Klirren und Scheppern.
Irgendwann richtete er leise seufzend auf und linste nervös aus dem Eingang seiner Hütte.
Das Licht des Mondes tauchte das Lager in ein seltsam wirkendes Zwielicht und die über den Boden wirbelnden Blätter und kleine Zweige weckten den Eindruck von tanzenden Feen. Gott, war er wieder kitschig. Dennoch kroch er von diesem Anblick fasziniert aus seiner Urlaubsbehausung und stellte fest, dass der ihn umspielende Wind nicht kalt sondern angenehm warm war. Kurz schloss er die Augen und genoss die Luft, die berührungslos durch seine Haare und über sein Gesicht strich.
„Kannst du nicht schlafen?" riss ihn eine warme Stimme aus seinen Gedanken und ließ ihn zusammen zucken. Mit einem Anflug von Panik blickte er sich nach dem Ursprung der Stimme um. Erst jetzt erkannte er den Mann, der in Boxershorts und einem Shirt mitten auf dem Platz zwischen den Hütten saß, die Beine im Schneidersitz untergeschlagen. Das schwarze Haar lag wirr auf seinem Kopf und die goldbraunen Augen waren hinter den geschlossenen Lidern verborgen. Dennoch lag ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.
„D-der Sturm hat mich... geweckt." flüsterte Alec leise.
Langsam drehte Magnus den Kopf in seine Richtung und öffnete die Augen.
„Mich auch..."
„Warum..." kurz unterbrach er sich mit einem leisen Räuspern, ehe Alec neu ansetzte. „Warum... sitzt du hier draußen?" fragte Alec schüchtern und senkte leicht den Blick. Er konnte spüren, wie leichte Hitze in seine Wangen stieg.
„Weil ich so den Wind spüren kann." antwortete der andere leise. „Es gibt nicht viele Orte, an denen man die unberührte Natur so spüren und genießen kann."
„Genießen?" kurz schämte Alec sich ob des leicht piepsigen Tonfalls. Er konnte durchaus die Natur genießen, das bewies er jeden Morgen. Aber das hier? Was wenn doch ein Sturm aufzog? Wie sollten sie das ohne richtigen Schutz genießen können.
Doch Magnus lächelte nur und klopfte neben sich auf den Boden.
„Komm her."
„Was?"
Unsicher machte er einen Schritt zurück.
„Keine Panik, Alexander." versuchte Magnus ihn zu beruhigen. „Setz dich einfach neben mich."
Alec hatte keine Ahnung warum, aber beinahe sofort reagierte sein Körper auf die Worte und ging auf ihn zu. Er konnte es fast selbst nicht glauben, als er sich schließlich neben den anderen Mann setzte und die Beine ebenfalls im Schneidersitz verschränkte. Allerdings zuckte er kurz zusammen als ihre Knie sich berührten.
„Mach die Augen zu..." flüsterte Magnus neben ihm.
„Atme ruhig und langsam. Versuch einfach nur hinaus zu horchen und die Natur zu fühlen."
Zuerst einmal fühlte Alec sich unbehaglich. Er saß mitten in der Nacht auf einer Wiese irgendwo im Nirgendwo, bekleidet nur mit Unterhose und einem dünnen Shirt, neben einem Mann, den er gerade mal ein paar Tage kannte, umgeben von lauter schlafenden Fremden.
„Konzentriere dich auf den Geruch." raunte Magnus weiter „Kannst du es riechen? Den leicht holzigen und würzigen Duft der Bäume um uns herum? Die leicht fruchtige Note der Blumen und Obstbäume, die der Wind vom See herüber trägt und der leicht erdige Touch, der vom noch leicht warmen Boden aufsteigt?"
Plötzlich wurde Alec ruhiger. Der laue Wind strich über seinen Körper und spielte mit dem Stoff seines Shirts und seinen Haaren, streifte die feinen Härchen auf seiner nackten Haut. Er hörte das Säuseln in den Baumwipfeln, das leise Knacken, wenn sich ein Ast löste und natürlich die leise Stimme aus dem Mund des Mannes neben ihm. Aber genauso nahm er auch eben die Dinge wahr, welche die Stimme soeben beschrieben hatte.
„Besser?" flüsterte dieser nach einigen Momenten fast tonlos.
Langsam öffnete Alec seine Augen wieder und blickte ihn fragend an.
„Du hast gezittert, Alexander." stellte Magnus noch immer nahezu tonlos fest. „Und ich glaube nicht, dass es daran lag, dass dir kalt war."
Schnell richtete er seinen Blick wieder auf die Bäume auf der anderen Seite der Lichtung und schluckte leicht.
„N-nein, du ... du bist... unheimlich... manchmal." murmelte er leise und wunderte sich, warum er nicht einfach aufstand und in seine Hütte zurückkehrte. Vielleicht weil er nicht wieder einfach flüchten wollte? Weil er nicht wieder feige sein wollte?
Einen Moment breitete sich Stille zwischen ihnen aus, die schließlich erneut durch die leisen Worte des Asiaten durchbrochen wurde.
„Weiß deine Frau, dass du hier bist?"
Nervös fuhr Alec sich durch die Haare und atmete tief ein.
„Izzy wird es ihr wohl inzwischen gesagt haben. Naja, außer wo genau ich bin."
Magnus nickte stumm.
„Ich... verstehe nicht ganz warum sie zu solchen Mitteln gegriffen hat." gesteht er nach einigen Augenblicken nachdenklich. „Ich meine, ich kann mir vorstellen, dass deine Frau ziemlich aufgebracht darüber sein wird."
Nicht nur Camille, auch mein Vater wird toben, antwortete Alec in Gedanken. Doch statt es auszusprechen, biss er sich leicht auf die Unterlippe.
„Sie.. sie meinte es nur gut und wollte mir einen Gefallen tun. Sie wollte, dass..."
Seufzend brach er ab und schüttelte leicht den Kopf.
„Sie wollte, dass...?" hacke der andere fragend nach.
„Sie wollte einfach, dass ich gezwungen bin mal etwas allein zu tun, ohne dass mir jemand vorschreibt, was ich zu tun habe." antwortete der Größere resigniert.
„Aha." war die einfache Erwiderung von Magnus.
Eine ganze Weile starrte Alec auf den grasbewachsenen Boden vor sich und auch Magnus sagte nichts mehr. Doch obwohl sich Schweigen über sie gelegt hatte, schien die Stille nicht unangenehm zu sein. Wie sollte er es beschreiben? Es war als würden sie gemeinsam ihren eigenen Gedanken nachhängen...
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Mit ein bisschen Hilfe
FanficSein ganzes Leben lang hat er getan, was man von ihm erwartet hat. Job, Karriere, Ehe - immer der gehorsame Sohn und der treusorgende Ehemann. Doch als seine Schwester ihn auf eine unverhoffte Urlaubsreise schickt, stellt das sein gesamtes Leben auf...