Sie liefen bereits eine gefühlte Ewigkeit durch den nicht allzu dichten Wald und so langsam bekam Alec die ungewohnte Anstrengung zu spüren. Das Gewicht des Rucksacks drückte unangenehm auf seinen Schultern und seine Oberschenkel brannten von dem unwegsamen Gelände. Er war ein Kind der Großstadt und das konnte er nicht leugnen. Allerdings schien es nicht nur ihm so zu gehen. Auch die anderen waren mit der Zeit immer ruhiger geworden und selbst der teilweise großspurig wirkende Jace zeigte erste Anzeichen von Erschöpfung. Selbst bei ihrem Reiseleiter und Magnus waren inzwischen feine Schweißperlen auf der Stirn zu sehen.
Doch irgendwann stoppten sie am Rand eines nahezu runden Platzes.
„Willkommen in unserem Camp."
Luke war vor die Gruppe getreten und deutete mit einer allumfassenden Geste hinter sich.
„Ich gehe davon aus, dass ihr erst einmal euer Gepäck los werden und euch etwas umsehen wollt. Also sucht euch eine Hütte aus und richtet euch etwas ein. Wer etwas braucht, wir sind vorne in der ersten Hütte bei der Baracke. In einer Stunde treffen wir uns an der Feuerstelle wieder."
Unter leisen Gemurmel strömten die anderen auseinander, nur Alec blieb noch einen Moment schweigend stehen und ließ seinen Blick über die offensichtlich künstlich geschaffene Lichtung schweifen. Als erstes hefteten sich seine Augen auf eben jenes Gebäude, das der ältere Mann angesprochen hatte. Es war das einzige aus Stein gemauerte Bauwerk und nahm fast die komplette Stirnseite des Platzes in Anspruch. Er vermutete, dass es sich um eine Art Lagerraum handeln würde. Von dort aus führte ein mehr oder weniger angelegter Pfad zu einer großen, mit Steinen ausgelegten Kuhle im Boden. Irgendwer hatte sich die Mühe gemacht dicke Baumstämme darum zu legen, vermutlich als Sitzgelegenheiten am Feuer. Der restliche Mittelteil des Platzes wurde von einer Grünfläche eingenommen, auf der nur vereinzelt ein paar Bäume aufragten. Zwischen diesen waren ein paar Tische aus halbierten Baumstämmen im Halbkreis aufgebaut.
Erst dann fiel sein Blick auf die kleinen Behausungen, welche die Ränder der Lichtung säumten und unbewusst hielt er für einen Moment den Atem an. Auf den ersten Blick wirkten die Hütten wie aus Zweigen, dünnen Ästen, Schilf und Palmenwedeln zusammengeschusterte Hundehütten. Darin sollte er die nächsten Wochen wohnen? Doch sofort rügte er sich für diesen Gedanken. Er wusste durchaus, dass es mehr als genug Menschen gab, die selbst für eine winzige Hütte mit windschiefem Dach dankbar wären.
Vielleicht sollte er dem Ganzen einen Versuch geben. Schließlich ist er nicht der erste Gast in diesem Camp und auch Luke schien keine Probleme mit seiner Größe zu haben. Trotzdem beobachtete er die anderen mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch. Und das verstärkte sich noch, als er die ersten Matten, Luftmatratzen und Schlafsäcke zum Vorschein kommen sah. Noch nie in seinem Leben hatte er auf etwas anderem als einem Bett oder hin und wieder einem Sofa geschlafen. Was hatte Izzy ihm da nur eingebrockt?
Aber was brachte es schon zu Hadern oder zu Jammern? Nichts. Es war nun einmal wie es war und er war nun einmal hier, also würde er sich damit abfinden und sich anpassen müssen. Noch einmal rückte er den Rucksack zurecht und ging ebenfalls los. Da die Hütten nahe der Feuerstelle nun bereits belegt waren, blieb nur noch eine der etwas abseits stehenden. Doch das störte ihn nicht wirklich. Da er vermutete, dass dort bei der Kuhle der Hauptversammlungspunkt sein würde, hoffte er darauf etwas entfernt mehr Ruhe zu finden. Gemächlich schritt er die Reihe der kleinen Behausungen ab und stellte fest, dass sie alle die gleiche Bauart hatten. Fast erinnerten sie ihn an die Dschungelhütten, die er in so mancher Dokumentation gesehen hatte.
Schließlich ließ er sein Gepäck mit einem unterdrückten Ächzen zu Boden gleiten und betrachtete sein vorübergehendes Domizil noch einmal genauer. Es war nicht ganz so klein, wie er im ersten Moment befürchtet hatte, dennoch würde er sich darin nicht vollständig aufrichten können. Es erinnerte in seiner Größe eher an ein Campingzelt. Aber er würde bequem darin liegen können und hatte noch genug Platz für Stauraum übrig. Außerdem machte es bei näherer Betrachtung durchaus einen stabilen und wasserdichten Eindruck, so dass er nicht befürchten musste unter dem Dach begraben oder bei Regen geduscht zu werden. Trotzdem war er sich ziemlich sicher, dass sich das kein Bauingenieur angesehen hatte. Naja, bei der geringen Höhe musste auch keine Statik berechnet werden.
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Mit ein bisschen Hilfe
FanficSein ganzes Leben lang hat er getan, was man von ihm erwartet hat. Job, Karriere, Ehe - immer der gehorsame Sohn und der treusorgende Ehemann. Doch als seine Schwester ihn auf eine unverhoffte Urlaubsreise schickt, stellt das sein gesamtes Leben auf...