Kapitel 14

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Hallo ihr Lieben,
da wir ja alle wissen wollen wie es nach der Party weiter geht, kommt hier auch schon der nächste Teil.
Wie immer bin ich auf eure Meinungen dazu gespannt.
Liebe Grüße
RoseInTheDark

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Bis zum Nachmittag sah Alec Magnus nicht wieder...
Aber er sah sowieso nicht viel. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich zu elend, um sich über irgendetwas Gedanken zu machen. Stattdessen lag er im Schatten einiger Bäume am Ufer des Sees und döste vor sich hin. Dennoch beruhigte es ihn, dass auch Clary, Maia und Simon ebenfalls nur auf ihren Decken lagen.
„Was für eine Hitze." murrte Simon irgendwann und zog sich bis auf die Badehose aus. „Wie hältst du das nur in den Klamotten aus, Alec?"
Noch immer war es Alec unangenehm, sich nahezu unbekleidet zu zeigen. Selbst die Muskelshirts, die seine Schwester ihm mit eingepackt hatte, waren bisher unberührt geblieben. Die anderen hingegen schien so etwas kaum zu stören. Selbst jetzt lagen die Mädels nur in ihren Bikinis im Schatten.
„Zieh endlich die Sachen aus, Alec." schimpfte Clary gespielt. „Du hast so eine schicke Badehose."
„Und eine tolle Figur." betonte Maia. „Die solltest du wirklich nicht verstecken."
Wieder wurde Alec ziemlich rot, während er etwas umständlich damit anfing an den Knöpfen seiner Hose zu hantieren. Deutlich konnte er die Blicke auf sich spüren, als er sich das Shirt über den Kopf zog, den Rest seiner Kleidung los wurde und sich dann wieder setzte. Unbeholfen versuchte er mit seinen Händen seine in der engen Badehose steckende Körpermitte zu bedecken.
„Du gehst nicht oft baden, was?" fragte die Rothaarige schließlich vorsichtig.
Leicht schüttelte Alec den Kopf.
„Wir... wir haben zwar einen Pool... aber den benutze ich nicht so oft. Und wenn... trage ich nicht so enge Badeshorts... Aber ich... ich hab nichts anderes hier."
Kurz runzelte Clary die Stirn.
„Das ist nicht deine Badehose?" fragte jedoch Simon verwirrt.
Mit einem fast verzweifelten Seufzen vergrub Alec das Gesicht in seinen Händen.
„Das ist alles so peinlich."
„Quatsch." unterbrach ihn Maia. „Du siehst toll aus in der Badehose. Aber wenn sie nicht dir ist, wem gehört sie dann?"
„Das ist eine lange Geschichte." murmelte Alec bedrückt.
„Wir haben Zeit." erwiderte Clary vergnügt und strahlte ihn an. „Und derjenige, der dir diese Badehose verpasst hat, hat einen guten Geschmack. Deine Frau?"
„Camille?"
Er senkte den Blick und schüttelte leicht den Kopf.
„Bei den Engeln, Camille wäre entsetzt..."
Kurz sahen die anderen sich an, verkniffen sich jedoch Bemerkungen wie „Was ist deine Frau denn für eine Idiotin?" Stattdessen sahen sie den verschüchterten jungen Mann fragend an und warteten, bis er von sich aus weiter sprach. So erfuhren auch sie die ganze Geschichte.
Am Anfang waren sie entsetzt über das Verhalten einer Schwester wie Izzy, doch je länger sie zuhörten, umso mehr verstanden sie deren Handeln. Jeder von den dreien hätte Alec am liebsten mal kräftig durchgeschüttelt, damit er endlich aufwacht und endlich anfängt an sich selbst zu denken. Diese Izzy schien Gold wert zu sein, denn auch wenn sie alle Alec erst seit kurzer Zeit kannten, sie alle mochten ihn. Und manchmal tat es ihnen einfach Leid, zu sehen wie unbeholfen und hilflos er in manchen Situationen einfach wirkte. So wie es aussah war er sein gesamtes bisheriges Leben bevormundet worden und er hatte es stillschweigend akzeptiert. Vielleicht hatte er ein paar Mal versucht die Initiative zu ergreifen und war gescheitert. Vielleicht war auch jeder Funke Selbstständigkeit von seinem Vater und seiner Frau erstickt worden.
Niemand konnte es genau sagen, aber niemand wagte es nachzufragen. Schon jetzt wirkte Alec bedrückt und noch verschüchterter als vorher. Zum Glück kamen kurz darauf Aline und Helen und brachten einen Korb mit kleinen Snacks vorbei, womit sie alle von ihren Grübeleien ablenkten. Dennoch beschloss Clary später mit den anderen zu reden. Sie mischte sich zwar nicht gerne in fremde Beziehungen ein, da es Angelegenheiten zwischen den betreffenden Personen waren. Aber wenn es so ausartete wie bei Alec, der ja kaum in der Lage war allein eine gescheite Unterhaltung zu führen, dann wurde ihr Zorn geweckt. Irgendwie musste man ihm doch in der verbleibenden Zeit helfen können...

Erst am späten Nachmittag hatten sich die Alkoholleichen soweit erholt, dass sie sich wieder dazu aufraffen konnten ins Lager zurückzukehren.
Träge kroch Alec in seine Hütte und entledigte sich seiner sandigen Strandkleidung. Kurz überlegte er sich gleich wieder hinzulegen. Nicht dass er wirklich müde wäre, aber er fühlte sich irgendwie ausgelaugt. Das Gespräch mit den anderen hatte ihn die ganze restliche Zeit nicht losgelassen. Noch nie hatte er mit jemand praktisch Fremden über seine Familie gesprochen und nicht einmal Izzy wusste alles. War es richtig gewesen es ihnen zu erzählen?
Doch er konnte draußen das Geschnatter der nun wieder munteren Frauen hören, begleitet von dem einen oder anderen belustigten Kommentar von Luke oder seiner Frau. Unschlüssig ließ er sich auf seine Luftmatratze sinken und starrte einen Moment an die Decke. Aber sobald er feststellte, dass er nicht wirklich würde schlafen können, zog er sich wieder an und kroch zurück ins Freie.
Inzwischen waren auch Jace und Magnus wieder eingetroffen, die den ganzen Tag „was auch immer" gemacht hatten. Alec setzte sich neben die beiden und zum ersten Mal dachte er nicht weiter darüber nach, sondern fragte einfach.
„Was habt ihr eigentlich den ganzen Tag getrieben?"
Simon, der am anderen Ende des Tisches saß, starrte ihn mit offenem Mund an. Selbst Maia drehte verblüfft den Kopf und strahlte dann über das ganze Gesicht. Jace zog amüsiert grinsend eine Augenbraue hoch und um Magnus Lippen zeichnete sich ein feines Lächeln ab.
Erst dann bemerkte Alec, dass sich plötzlich alle Augenpaare auf ihn gerichtet hatten. Sofort wurde er feuerrot.
„I-ich meine... ich wollte nur..."
„Wir habe eine der kleinen Inseln erkundet." antwortete Magnus einfach und beendete damit sein Stottern. „Wir haben festgestellt, dass einige davon bei Ebbe zu Fuß zu erreichen sind."
„Trotzdem eine ganz schöne Strecke." gab Luke zu bedenken.
Das brachte Magnus zum lachen.
„Ich hatte weniger Probleme, mein Kater war nicht ganz so schlimm."
Bei dieser Aussage verzog Jace leicht das Gesicht.
„Wenigstens habe ich nicht den ganzen Tag faul im Sand gelegen." murrte der Blondschopf, was ihm einen Schlag gegen den Oberarm von Clary einbrachte.
„Oh Jace." säuselte Maia „Mit dir hätte ich auch wieder Flaschendrehen spielen."
„Hey!" protestierte daraufhin Simon „Ich mag es nicht, wenn du Jace anmachst."
„Und ich mag es nicht, wenn man mich als faul bezeichnet." erklärte der Lockenkopf. „Aber ich wette die beiden wollten nur nicht, dass wir sehen wo sie faul rum liegen und sind ein Stück weg gegangen. Die können uns ja viel erzählen."
„Möchtest du das nächste Mal mitkommen?" erkundigte sich Jace zuckersüß. „Aber wir sind recht zügig unterwegs, also kein Gejammere hinterher."
„Ich dachte, wir kriegen mal ein bisschen Frischfleisch." mischte sich Aline ein. „Wolltet ihr nicht Jagen?"
Erschrocken fuhr Alec zusammen und musterte die anderen Männer. Simon zuckte einfach nur mit den Schultern, Jace jedoch warf dem Dunkelhaarigen einen verschmitzten Blick zu, ehe er sich der jungen Frau zuwandte.
„Mit Armbrüsten oder einem Bogen? Ich kann mit einem Gewehr umgehen, zur Not auch mit einer Pistole. Aber mit Pfeil und Bogen?"
Er schüttelte leicht den Kopf. Alec atmete erleichtert auf, zuckte jedoch leicht zusammen, als Magnus' Schulter die seine berührte.
„Ich werde kein Tier töten, wenn du das nicht möchtest." flüsterte der Asiat ihm sanft zu.
Alec schoss wieder die Röte ins Gesicht, aber er lächelte schüchtern zurück.
„Jetzt macht Magnus aber Alec an." stellte Maia unverblümt vom anderen Ende des Tisches aus fest.
„Schaut euch das mal an!" ertönte plötzlich Helen's Stimme aus der Vorratsbaracke und unterbrach somit die laufende Diskussion - genauso wie Alec's Suche nach dem nächsten Mauseloch, in das er kriechen könnte.
„Hier gibt's Körpermalfarben."
„Was?" Augenblicklich hatte Maia vergessen worüber sie gerade gelästert hatte und eilte zu der blonden Frau. Luke blickte ihr nachdenklich hinterher.
„Seit wann haben wir die denn hier?"
Dann allerdings musste er selbst schmunzeln, als er zu seiner Frau blickte.
„Wolltest du das nicht auch immer mal ausprobieren?"
„Vor 15 Jahren, oder so." belustigt grinsend stand sie auf und winkte Alec zu sich.
„Komm mit, Junge, ehe sie auf die Idee kommen sich gegenseitig anzumalen und uns gleich mit."
Leider hatte sich nicht bedacht, dass auch die anderen sie hören würden.
„Yeah!" schrie Simon und sprang auf. „Das ist die Idee."
Panisch warf Alec einen Blick zurück, als Jocelyn ihn leicht mit sich zog. Kurz konnte er einen Blick auf Magnus erhaschen, welcher ziemlich vergnügt grinste. Allerdings bekam er nicht mit, wie Jace sich zu seinem Freund hinüber beugte.
„Du stehst auf ihn..."
„Quatsch..." entgegnete der Asiat genauso leise, doch seine Augen folgten Alec's Bewegungen.


„Seid ihr verrückt?" quietschte eine lachende Clary und versuchte nach Magnus und Simon zu treten. Die beiden Männer hielten sie fest, während Jace mit einem Pinsel ihren Körper bemalte. Es gab kaum noch Haut ohne Farbe – von den Stellen, die vom Bikini bedeckt wurden mal abgesehen.
„Warum soll es dir besser ergehen als mir?" beschwerte sich Maia, die bereits bunt wie ein Osterei im Gras saß und Luke zusah, wie dieser gerade den Rücken seiner Frau in ein Kunstwerk verwandelte.
Alec dagegen betrachtete das ganze Treiben mit großen Augen und verfolgte gespannt die Jagd von Jace und Simon nach den anderen beiden jungen Frauen. Erschrocken zuckte er zusammen, als Magnus plötzlich grinsend neben ihm auftauchte und in einem Topf mit blauer Farbe rührte.
„Lässt du dich freiwillig von mir anmalen, oder muss ich die Mädels zur Hilfe holen." fragte der Asiat mit einem herausforderndem Unterton.
„I-ich..." begann Alec zu stottern und wich zurück. „I-ich will das nicht."
„Clary?" rief Magnus.
„Nein." fuhr Alec auf und war schon längst wieder Tomatenrot im Gesicht. Kurz zuckte sein Blick zu der jungen Frau, die grinsend zu ihnen hinüber sah.
„Will er nicht?"
Mit einem Zwinkern bedeutete Magnus ihr, dass sie kurz warten sollte, dann wandte er sich wieder dem jüngeren Mann zu.
„Zieh deine Sachen aus, Darling." sagte er mit einem feinen Lächeln. „Die werden sonst schmutzig. Du hast doch deine Badehose drunter?"
„Du bist gemein." flüsterte Alec.
„Alec!" schrie Maia. „Ich verspreche, du darfst ihn dann auch anmalen. Wir werden dir alle helfen ihn festzuhalten... oder wir fesseln ihn gleich."
„Noch habt ihr mich nicht, Lockenschopf." antwortete Magnus, dessen Grinsen nicht ein Stück wackelte.
„Also?" wandte er sich dann wieder zu Alec und rührte weiter in der Farbe „Ein schönes Blau, ich denke, es steht dir."
„Verdammt." flüsterte Alec verzweifelt und sah sich nach einem Fluchtweg um. Doch er bemerkte wie Clary langsam näher kam, dicht gefolgt vom Maia und auch die anderen waren nicht weit entfernt. Fast schon panisch schluckte er, als sein Blick noch einmal hinüber glitt. Jace und Simon tobten noch immer hinter Aline und Helen her, versuchten im Jagen Farbe auf die freie Haut zu pinseln. Wild zerrten die Frauen an ihren Armen, wenn sie gepackt wurden, sie fluchten und schimpften und doch lachten sie. Sie alle wirkten als hätten sie einen Riesenspaß.
Trotzig hob Alec schließlich seinen Blick und starrte Magnus an. Mit einer fast zornigen Bewegung zog er sich das Shirt über den Kopf und die Hose aus. Er ignorierte die Röte in seinem Gesicht und das Brennen in seinen Wangen und er konnte sich auch dieses eigenartige Gefühl in seinem Bauch nicht erklären, als Magnus' Grinsen für einen Moment verschwand und er ihn einfach nur anstarrte.
„Na los." brummte Alec, aber sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als Magnus näher kam und den Pinsel in die Farbe tauchte.


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