Back to the roots

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,,Hyung?", ich folge Tae, der mir meinen schweren Koffer zieht, durch die langen und endlosen Gänge.
Es ist Montag und ich werde endlich aus dem Krankenhaus entlassen.
,,Kookie?", neckt mich Tae und blickt sich zu mir um.
,,Können wir noch einen Stop bei Namjoon und Anna machen, bevor du mich nach Hause fährst?", frage ich vorsichtig nach.
,,Du willst doch nur zu Julia, oder?", grinst Tae und dreht sich wieder nach vorne, um nicht über den Bordstein zu stolpern.
,,I-i-ich. Ä-ä-ähm. NEIN!", stoße ich empört aus, als ich meine Worte wiedergefunden habe.
,,Mach dir nichts vor, JK", schmunzelt Tae. ,,Aber verrenn dich da bloß in nichts. Am Ende bricht sie dir nur wieder einmal das Herz."
Ich schlucke den Kloß in meinen Hals hinunter.
Er hat natürlich Recht.
Was, wenn sie sich nicht an uns erinnern kann?
Und vielleicht nur an Soobin?
Der ja EIGENTLICH auch ihr Ehemann ist.
Aber ich werde nicht so schnell aufgeben und ich werde ihr helfen.
,,Ich fahr dich schon zu Julia", lacht Tae auf, als ich gerade geräuschvoll Luft hole.
,,Danke, Hyung", antworte ich ihm und rutsche vorsichtig auf den Beifahrersitz, als wir sein Auto erreichen.
Die Wunde an meinem Bauch tut immer noch ziemlich weh, aber das wird mich nicht davon abhalten in ein paar Wochen wieder auf der Bühne zu stehen.

,,Hyung?", frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen und Tae sieht neugierig zu mir herüber. ,,Warum ist dein Auto voller Windelpackungen und Babyfläschen?"
,,Wart nur ab JK", seufzt Tae auf und startet den Motor. ,,Wenn du mal Vater bist, wird dein Auto auch voller Windeln sein."
,,Hmm", gebe ich nur nachdenklich zurück. ,,Ich werde wohl kein Vater werden?"
,,Was?", fragt Tae nach, da er mich scheinbar nicht verstanden hat.
,,Ach, nichts", winke ich schnell ab und 30 Minuten später erreichen wir Namjoons und Annas Haus.

,,Hey ihr Beiden", begrüßt uns Anna, als sie uns die Tür öffnet. ,,Immer rein spaziert."
Sie deutet mit einer ausladenden Bewegung in den Flur.
Ich habe ihr noch im Auto eine Nachricht geschrieben, ob es okay ist, wenn wir vorbeikommen, damit wir sie nicht überrumpeln und sie war von der Idee ganz angetan, dass wir ein bisschen Zeit mit Julia verbringen.
Tae und Namjoon begrüßen sich mit einem lockeren Handschlag, während ich mich suchend im Hausflur umsehe.
,,Sie ist oben", lächelt Anna und deutet mit einem Kopfnicken zur Treppe.
,,Darf ich?", frage ich etwas aufgeregt.
,,Natürlich", lacht Anna auf. ,,Fühl dich wie zuhause."
Ich nicke nur und gehe langsam die Treppe nach oben in den ersten Stock, in dem sich das Gästezimmer befindet.
Ich weiß genau wo es ist, immerhin habe ich in den letzten 7 Jahren vermehrt meine Räusche dort ausgeschlafen.
Leise klopfe ich an der Tür und lausche mit pochendem Herzen auf ihre Antwort...

Julia's POV:

,,Ja?", rufe ich, als ich es an meiner Zimmertür klopfen höre.
Ich sitze auf dem Boden und versuche meine wirren Haare wieder in den Griff zu bekommen.
Ich habe den ganzen Tag im Bett verbracht und wollte mich gerade etwas zurecht machen, bevor ich runter gehe, um mit Namjoon und Anna zu Abend zu essen.
,,Jungkook", ich drehe mich lächelnd zu ihm um, als ich ihn in dem Spiegel, der vor mir auf dem Boden steht, erkenne.
,,Hey", murmelt er leise und steht etwas verloren in der offenen Tür.
,,Komm rein", sage ich fröhlich und rapple mich auf. ,,Wie geht es deinem Bauch?"
,,Perfekt", grinst er und kommt einen Schritt auf mich zu. ,,Süß sieht das aus."
Ich blicke an mir herunter und seufze erschrocken auf.
Natürlich trage ich immer noch meinen Pyjama, wie soll es nach einem langem Tag im Bett auch sein.
Dass auf meinem Pyjama ein Katzenkopf prangt, deren Nase quietscht, wenn man sie drückt, ist mir jetzt jedoch mehr als peinlich.
Er legt den Kopf schief, als er noch einen Schritt auf mich zukommt und vorsichtig die Nase der Pyjamakatze drückt.

**QUIIIEETSCH**

,,Das wollte ich schon immer mal machen", lacht er plötzlich leise auf und hält sich den Bauch. ,,Autsch."
,,Nicht lachen, Jungkook", tadle ich ihn und hebe mahnend den Zeigefinger.
,,Schon gut, das war es wert", winkt er schmunzelnd ab. ,,Dreh dich um."
Fragend sehe ich ihn an.
,,Was? Mach schon, ich helfe dir mit deinen Haaren", gibt er trocken zurück und ich drehe ihm langsam den Rücken zu.
Vorsichtig fährt er mit seinen Finger durch meine Haare, um sie nach hinten auf meinen Rücken zu legen.
Mein Puls verschnellert sich, als er meine Wange berührt, während er mir die Haare sorgfältig hinter die Ohren streicht.
,,Haargummi", er schiebt seine offene Hand über meine Schulter zu mir nach vorne und ich lege es ihm schmunzelnd in die Handfläche.
Langsam und vorsichtig nimmt er meine Haare hinten zusammen und bindet sorgfältig den Haargummi darum.
,,Umdrehen", ordnet er mir noch einmal an, nachdem er den Zopf noch einmal festzieht.
Zufrieden betrachtet er sein Werk und streicht mir hier und da noch ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
Seine Finger hinterlassen eine brennende Spur auf meiner empfindlichen Haut.
,,Perfekt", sagt er schließlich stolz, als ihn meine Frisur scheinbar endlich zufriedenstellt.
Ich lächle ihn an und er mustert neugierig mein Gesicht.
,,Wie geht es dir eigentlich?", fragt er.
,,Gut", gebe ich kurz und knapp mit einem zufriedenen Lächeln zurück.
,,Können wir kurz reden?", er wird plötzlich ernst.
,,Sicher", ich sehe mich suchend in meinem Zimmer um und biete ihm schließlich einen pinken Kinderstuhl an, den Tae für Ara letztes Mal mitgebracht hat.
Ich kann mich an fast nichts erinnern, aber komischerweise habe ich Ara nicht vergessen und wenn Tae und die anderen proben, kommt sie mich hin und wieder für eine kleine Teeparty besuchen.
Und jetzt sitzt Jungkook auf diesem kleinen pinken Stuhl.
,,Tut mir leid", murmle ich verlegen, als er versucht es sich darauf so bequem wie nur möglich zu machen.
,,Schon gut", grinst er. ,,Passt zu meinen schwarzen Klamotten. Lässt mich gleich etwas freundlicher wirken."
,,Über was möchtest du mit mir reden?", komme ich schließlich zum Thema zurück.
,,Kannst du dich schon an irgendetwas erinnern?", fährt Jungkook schließlich fort.
Ich schüttle den Kopf.
,,Nicht wirklich, aber Anna hat mir viel erzählt", gebe ich leise zurück.
,,Auch von uns?", flüstert Jungkook und beugt sich ein Stück zu mir vor.
,,Ja. Aber auch, dass ich verheiratet bin. Mit Soobin. Ich will ihn morgen treffen", gebe ich leise zurück.
Jungkook lehnt sich plötzlich zurück und atmet angespannt aus.
,,Jungkook", beginne ich zögerlich. ,,Es ist jetzt gerade einmal 2 Wochen her und ich wünsche mir nichts sehnlicher, dass meine Erinnerung zurückkommt. Anna hat mir so viel erzählt. Was ich hier erlebt habe. Was wir erlebt haben. Und es tut mir weh, dass für mich dort nur eine dunkles Loch ist. Aber bitte gib mir Zeit."
Er sieht mich nachdenklich an, als er sich wieder ein Stück zu mir vorbeugt.
,,Ich werde alles dafür tun, dass du dich wieder an mich erinnerst."
Ich senke verlegen den Blick und spüre wie meine Ohren und Wangen vor Röte ganz warm werden.
Ich glaube Anna alles, was sie mir erzählt hat.
Von Soobin, von Yoongi, von Hobi, von Tae, von Jimin, von Jin, von Namjoon und natürlich auch von Jungkook.
Ich glaube ihr, dass er ein liebenswerter und warmherziger Mensch ist, auch, wenn er mit seinen schwarzen Klamotten, seiner gepiercten Lippe und seinem tätowiertem Arm eher einen komplett gegenteiligen Anschein macht.
Ich will mich an ihn erinnern.
Ich will mich an uns erinnern.

BTS: Life goes on | JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt