Flucht

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TRIGGERWARNUNG BLUT!! Mal wieder...

Jungkook's POV:

Ich fahre erschrocken auf und halte die Luft an.
Julia scheint nichts mitzubekommen und schlummert friedlich weiter.
Vorsichtig schiebe ich die Bettdecke zurück und lege die Beine über die Bettkante.
Mit angehaltenem Atem lausche ich in die Stille des Hause.
Habe ich mich vielleicht getäuscht und ich habe mir das Geräusch des Schlüssels in der Haustüre nur eingebildet?
Ich höre leise Schritte im Flur und kann mir nun eigentlich ziemlich sicher sein.
Danbi ist zurück zu Hause.
Aber wieso höre ich mehr als ein Paar Füße?

So lautlos wie möglich schleiche ich auf Zehenspitzen zur Schlafzimmertür und schiebe mich hinaus in den dunklen Gang.
Unten brennt Licht und ich beiße mir nervös auf die Unterlippe.
Was mache ich jetzt?
Soll ich Julia noch im Schlafzimmer lassen oder soll ich sie gleich wecken, damit wir verschwinden können?
Ich versuche ruhig zu bleiben, als ich neben Danbis Stimme plötzlich auch die eines Mannes höre.
Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und suche im Menü nach dem Aufnahmerekorder.
Verdammt wo ist der denn?
Zwar braucht den eigentlich wirklich kein Mensch, aber wieso verstecken die Handyhersteller den denn bitte so gut?
Weil ich ihn einfach nicht finden kann, entscheide ich mich Yoongi direkt eine Sprachnachricht zu senden.
Wieso bin ich da nicht gleich drauf gekommen?
Ich drücke also auf den Aufnahmeknopf in seinem Chatfenster und halte das Handy ein Stück von mir weg, um das Gespräch aufzuzeichnen:

,,Ist er da?"
,,Ich glaube nicht. Er geht nicht so früh ins Bett und hier unten scheint er nirgends zu sein."
,,Danbi, bist du dir sicher? Vielleicht ist er doch schon oben und schläft."
,,Nein, glaub mir. Und falls doch, halte ich ihn bis morgen Früh im Schlafzimmer. Jungkook frisst mir aus der Hand, wenn ich das will. Schlaf einfach auf der Couch und verhalte dich ruhig."
,,Okay, ich vertraue dir. Morgen rufe ich den Sicherheitsdienst an, damit sie mir einen neuen Code für die Haustüre geben."
,,Du kriegst wirklich garnichts mehr auf die Reihe, Yong. Erst verpatzt du heute meine perfekte Vorlage mit Julia und jetzt gibts du auch noch deinen bescheuerten Türcode falsch ein."
,,Mach du das doch alles! Ich kann doch auch nichts dafür, dass mir ständig jemand von denen in die Quere kommt."
,,Versuch einfach einmal irgendetwas hinzubekommen. Dad wird ungeduldig und er wird dir bald noch mehr Druck machen."
,,Denkst du das weiß ich nicht?! Er hat mir schon genug Stress gemacht, als der Plan mit Yoongi in Tokyo nicht funktioniert hat und ich weiß, dass mir die Zeit davonrennt. Niemand hätte gedacht, dass sie überhaupt noch einmal zurückkommt und ich habe gehofft es ist ENDLICH vorbei, als sie ging. Ich bin auch nur ein Mensch, Danbi. Und ich komme langsam an meine Grenzen. Es kann nicht sein, dass alles an mir hängt und er nur entspannt die Füße hochlegt und du dir mit Jungkook ein schönes Leben machst!"
,,Mach einfach das was er von dir will! Dann wird auch nichts passieren. Ich geh jetzt nach oben und du verschwindest morgen so früh es geht."
,,Na gut. Danke Schwesterherz, dass ich hierbleiben darf."

Ich nehme den Daumen vom Display und sende die Nachricht in der nächsten Sekunde ab.
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Atmung geht so schnell, dass ich fast hyperventiliere.
Das war das Geständnis das wir brauchen.
Wenn Yoongi seine Stimme als Dr. Chungs Stimme identifizieren kann, dann haben wir endlich einen Beweis!
Dass Danbi gleich die Treppe hinaufkommen wird und Julia ja immernoch in unserem Bett liegt, habe ich allerdings nicht bedacht.
In den wenigen Sekunden, die mir jetzt gerade noch bleiben, versuche ich sämtliche Möglichkeiten durchzugehen, wie ich ein gewaltsames Aufeinandertreffen nun gleich verhindern könnte.
Doch Danbi's Bruder ist meine Rettung.

,,Danbi?", ich höre sie auf der Treppe inne halten, als er nach ihr fragt. ,,Trinken wir noch einen Kakao? Wie in guten alten Zeiten."
Bitte Bitte Bitte Danbi, trink noch einen Kakao.
Ich würde dich zwar am Liebsten gerade mit dem Gesichts vorwärts in die Tasse tunken, aber trink einfach einen Kakao mit deinem Bruder, der da anscheinend gerade in meinem Wohnzimmer sitzt.
Verschaffe mir Zeit, nach all der jämmerlichen Qual, die du mir angetan hast.
,,Okay", flüstert Danbi leise und geht die paar Stufen zurück nach unten.
Ich atme erleichtert aus und stütze mich an dem Treppengeländer ab.
Wie bekomme ich jetzt Julia hier raus?
Und wo bringe ich sie hin?
Schnellen Schrittes gehe ich zu ihr ins Schlafzimmer und rüttle sie sanft an den Schultern.
,,Juliaa?", flüstere ich leise.
,,hhhhmmm", murmelt sie nur und dreht den Kopf weg.
,,Juliaaaaa", ich werde etwas lauter und rüttle ein bisschen stärker.
,,Lass mich. Ich ess grad Zuckerwatte", brummelt sie und haut mir mit der flachen Hand mitten ins Gesicht.
,,Auuuu", zische ich zwischen zusammengepressten Lippen hervor, bevor ich mich über sie beuge.
,,Du isst jetzt keine Zuckerwatte. Du musst jetzt aufstehen", flüstere ich ihr beschwörend ins Ohr.
,,Jungkook, lass mich in Ruhe", sie streckt sich und fast wäre ihre Hand wieder in meinem Gesicht gelandet.
,,Okay, du lässt mir keine andere Wahl", mit einem Ruck ziehe ich ihr die Decke weg, als ihr ein quietschender Schrei entfährt.
,,Pssssscht", ich drücke ihr meine Hand auf den Mund und halte selbst die Luft an.
Es kann niemals sein, dass sie uns jetzt nicht gehört haben. Aber wider meiner Erwartung bleibt es still im Gang.
,,Bist du jetzt wach?", ich sehe sie eindringlich an und sie nickt aufgeregt mit dem Kopf. ,,Du musst jetzt ganz leise sein und mir vertrauen, ja?"
Sie sieht mich mit großen Augen, als sie erneut nickt.
,,Was ist los?", fragt sie mit gesenkter Stimme, nachdem ich meine Hand von ihrem Mund nehme.
,,Danbi ist unten. Sie darf dich hier nicht sehen. Ich bringe dich jetzt hier raus", antworte ich leise.
Ich nehme ihre Hand in meine und ziehe sie langsam auf die Beine.
,,Alles okay?", frage ich besorgt, als sie sich einen Moment mit der anderen Hand an meinem Unterarm festklammert.
,,Schwindlig", flüstert sie und reibt sich die Stirn.
,,Wir machen ganz langsam", gebe ich zurück und führe sie hinter mir her aus dem Schlafzimmer und zur Treppe.
Ich höre Danbis Stimme im Wohnzimmer, kann aber nicht verstehen, über was sie genau spricht.
Mit einem Finger an meinen Lippen bedeute ich Julia mir langsam und leise nach unten zu folgen.
Die Eingangstür liegt direkt neben der Treppe und es sollte uns ein Leichtes sein unauffällig zu verschwinden.
Langsam und vorsichtig bewegen wir uns über die knarzenden Dielen der hölzernen Stufen und halten immer wieder an, um den Stimmen aus dem Wohnzimmer zu lauschen.
Ich spüre, wie Julia's Hand in meiner plötzlich erschlafft und blicke mich irritiert um.
In der nächsten Sekunde sackt ihre zierliche Gestalt zusammen und ich kann sie gerade noch auffangen, bevor sie mit dem Gesicht voraus nach vorne fällt.
Mit einem unterdrückten Ächzen versuche ich das Gleichgewicht zu behalten und dabei möglichst keinen Lärm zu machen.
Julia hängt bewusstlos an mir und ich versuche den Schmerz, der mir in den Rücken fährt zu ignorieren, um nicht selber gleich rückwärts zu stolpern.
,,Hast du das gehört?", dringt Danbis Stimme an mein Ohr und mein Puls verschnellert sich.
,,Das war vielleicht eine Maus", winkt ihr Bruder ab.
,,Wir haben hier doch keine Mäuse", ruft Danbi empört aus.
Sie muss aufgestanden sein, zumindest höre ich leise ihre Schritte auf dem Steinboden im Flur.
Jetzt oder nie.
Mit einer Bewegung ziehe ich Julia die letzten Stufen nach unten, öffne die Tür und hebe sie etwas unbeholfen hoch, um mit ihr ins Freie zu schlüpfen.
Mit wenigen Schritten springe ich die paar Stufen zur Straße hinunter und stolpere fast über meine eigenen offenen Schnürsenkel meiner Schuhe, in die ich nebenbei noch geschlüpft bin, bevor ich mit Julia auf dem Arm in das Gebüsch auf der anderen Straßenseite hechte.
Ich lege schützend meine Arme um sie und mir bleibt die Luft weg, als ich unseren Aufprall an einen Baumstamm mit meinem Körper abfedere.
Ich brauche einen Moment bis ich wieder atmen kann und ich lege besorgt meine Hände an Julia's Gesicht.
Sie liegt auf meinem Schoß und scheint soweit unverletzt.
,,Heyyy?", hüstle ich leise und spüre einen Stich in der Magengegend.
Vorsichtig tätschle ich ihr Gesicht, aber sie sieht mich nicht an.
Ich spüre wie mir schlecht wird und sich die Umgebung um mich herum langsam zu drehen beginnt.
Wieso wird mir so kalt?
Was ist das an meinem Bauch?
Ich lege meine Finger an meinen Pullover und spüre das warme Blut, dass den dunklen Stoff tränkt.
Zittrig hebe ich mir meine Hände vors Gesicht, als mir schwarz vor Augen wird und mein Kopf nach vorne kippt...

Julia's POV:

Ein neuer Tag bricht an und ich blinzle angestrengt mit den Augen, als mir die Sonne direkt ins Gesicht scheint.
Wo bin ich denn nur?
Es riecht nach Moos und frischen Ahornblättern.
Mühsam richte ich mich auf.
Wieso sitze ich hier im Gebüsch und wie bin ich hierher gekommen?
Ich rolle langsam mit dem Kopf und bewege meine Füße.
Scheint alles okay zu sein, zumindest tut mir nichts sonderlich auffällig weh.
Außer mein Kopf vielleicht.
Ich sehe mich neugierig um und zucke vor Schreck zusammen, als ich einen jungen Mann neben mir gegen einen Baum gelehnt sitzen sehe.
Sein Kinn liegt auf seiner Brust und er scheint wohl zu schlafen?
,,Hallo?", flüstere ich leise und rutsche ein Stück zu ihm heran.
Aber er bewegt sich nicht.
,,Hallo?", ich rüttle ihn sanft an der Schulter, aber er reagiert noch immer nicht auf mich.
Nervös blicke ich mich um, als ein leises Seufzen meine Aufmerksamkeit plötzlich wieder auf ihn richtet.
,,Hilfe", stammelt er, seine Stimme ist so dünn, dass ich ihn fast nicht verstehe.
Ich knie mich vor ihm hin und sehe ihn mir genauer an.
Seine Augen sind zusammengekniffen und seine Wangen sind kalkweiß. Seine Haare hängen ihm verschwitzt ins Gesicht.
,,Tut Ihnen was weh?", frage ich langsam und deutlich.
Ich weiß noch immer nicht, wie wir in diese Situation gekommen sind und wer er eigentlich ist, aber er sieht wahrlich nicht gut aus, wie er dort an dem Baumstamm lehnt.
Endlich hebt er den Kopf.
Sein Gesicht ist schmerzverzehrt und in seinen Augen steht die blanke Panik.
Stöhnend hebt er die Hand und deutet auf seinen Bauch.
Ich schlage erschrocken die Hände vor den Mund, als ich realisiere was passiert ist.
Wo ist mein Handy?!
Hektisch suche ich meine Kleidung danach ab, aber es ist nicht hier.
Ich muss Hilfe holen.
Ich klettere den kleinen Abhang hinauf und laufe auf das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu, um an der großen Holztüre Sturm zu klingeln.
Eine junge Frau öffnet mir und sie sieht mich erschrocken an.
,,Juliaaa?", fragt sie überrascht und mustert meine zerzauste Frisur.
Woher kennt sie denn meinen Namen?
,,Ich brauche Ihre Hilfe", ich fuchtle aufgeregt mit den Händen vor meinem Gesicht herum. ,,Da unten liegt ein Mann im Gebüsch. Er braucht sofort einen Notarzt!"
Ein junger Mann tritt hinter sie und zuckt zusammen, als er mich über ihre Schulter hinweg ansieht.
Sie tauschen nervöse Blicke, als sie mich schließlich einlassen und ich an ihrem Festnetztelefon die Nummer des Notrufes wähle.

,,Hallo?", nuschle ich eilig in den Hörer, als endlich jemand abhebt.
,,Hallo, Notrufzentrale. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", meldet sich ein freundliche Stimme in der Leitung.
,,Wir brauchen einen Notarzt. Sofort! Hier liegt ein Mann im Gebüsch. Ein Ast steckt in seiner rechten Bauchseite!", hasple ich aufgeregt und mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
Wer er immer er ist und was auch immer passiert sein mag.
Vielleicht hätte ich an seiner Stelle seien sollen und er hat mich vor diesem schlimmen Unfall bewahrt...


Okay...
ich sollte weniger Grey's Anatomy sehen 😅

Bei dem Kapitel hab ich eeeeeeeecht überlegt, ob ich es so schreiben kann...aber macht euch keine Sorgen... irgendeiner muss bei mir immer leiden und jetzt trifft es leider einmal Jungkook...aber don't worry...no Kookies were harmed for this 😂😂

Und ohne Kookie würde ja die Geschichte ja nicht weitergehen oder? :-)
Immerhin sind wir ja erst bei Kapitel 16 😏

BTS: Life goes on | JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt