Eingesperrt

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Triggerwarnung Verlust und Gewalt
(Ich weiß nicht, ob es immer so nötig ist, denn so schlimm ist es eigentlich nicht, aber es soll sich niemand hier unwohl fühlen☺️)


Taemin's POV am Tag zuvor:

,,Wo ist Papa?"
Der kleine Junge sieht verängstigt zu mir auf und ich gehe langsam vor ihm in die Hocke.
Ja.
Wo ist Papa?
Wie soll ich einem vierjährigen Jungen erklären, dass sein Papa nicht mehr wieder kommt?
Wie soll ich einem vierjährigen Jungen erklären, dass sein Papa ihn nicht mehr in die Arme schließen wird, er ihn nicht mehr ins Bett bringen wird und sie zusammen nie wieder ein Eis essen werden?
Wie soll ich einem vierjährigem Jungen erklären, dass sein Papa tot ist?
,,Hör zu", ich nehme ihn an den Schultern und hole einmal tief Luft. ,,Papa ist jetzt an einem anderem Ort. Da gibt es Wolken aus Zuckerwatte und Flüsse aus Vanillesoße. Und es ist schön warm und die Sonne scheint den ganzen Tag lang."
,,Wirklich?", seine Augen beginnen zu Strahlen. ,,Kann ich ihn da besuchen?"
Ich schließe die Augen und senke den Kopf.
,,Nein, Soori. Du kannst ihn da nicht besuchen", sage ich sanft, aber bestimmt. ,,Du bleibst erst einmal eine Weile bei mir. Oma muss sich ein bisschen ausruhen."
,,Okay", gibt Soori leise zurück und greift meine Hand, die ich ihm hinhalte.
,,Stell dir vor, du lernst bald BTS kennen", sage ich aufgeregt.
,,BTS? Was ist BTS?", fragt er neugierig und seine Augen werden immer größer.
,,Das sind echt ein paar coole Jungs", lache ich auf.
Ich hoffe, dass ich das alles mit ihm hinbekomme.
Aber irgendjemand muss sich doch um ihn kümmern?
Seine Mutter ist ein paar Tage nach der Geburt gestorben und er ist nur mit seinem Vater und seiner Oma aufgewachsen.
Oma ist krank und sie hat mich gebeten ihn eine Weile zu mir zu nehmen.
Wie das mit der Tour von BTS funktionieren soll?
Keine Ahnung.
Kann man einen kleinen Jungen einfach so mit durch die Welt schleppen?
Er muss wohl oder übel mit uns mitkommen.
Ich richte mich auf und verabschiede mich von der Dame, die Soori auf dem Flug hierher begleitet hat und sich während unseres kleinen Gespräches im Hintergrund gehalten hat.
,,Komm", ich halte ihm wieder die Hand hin und er schiebt seine eigene kleine Hand vorsichtig hinein.
Wir verlassen zusammen den Flughafen und machen uns auf den Weg nach Hause.

Julia's POV:

Jungkook holt mich wie vereinbart am nächsten Tag ab, damit wir gemeinsam in meine alte Wohnung fahren können.
Er parkt gerade vor meiner Haustür, als ich kurz zögere.
,,Ich gehe alleine hoch", flüstere ich leise.
,,Nur über meine Leiche", gibt Jungkook ernst zurück. ,,Ich lass dich doch da nicht alleine hochgehen, wenn dieser Irre da oben ist."
,,Jungkook. Bitte", murmle ich. ,,Ich will nicht, dass ihr euch wieder so streitet. Irgendwann passiert jemanden von euch etwas."
Er sieht mich grimmig an, als er schließlich seufzt.
,,Na gut", gibt er trotzig zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. ,,Aber wenn was ist, dann schrei! Ich setze mich unten auf die Treppe und warte auf dich."
,,Okay", ich lächle im aufmunternd zu und wir steigen schließlich aus.

Ich sperre gerade die Wohnungstür auf, als ich im Wohnzimmer eine Flasche klirrend zu Boden fallen höre.
,,Soobin?", frage ich nervös in den leeren Flur.
,,Juliaaa", höre ich plötzlich seine lallende Stimme. ,,Da bist du ja endlich **hiieks**. Komm zu deinem Ehemann und tu das wofür eine Ehefrau da ist."
Eigentlich sollte ich spätestens jetzt auf dem Absatz umkehren und sofort wieder gehen.
Aber ich gehe den Flur entlang zur Wohnzimmertür.
,,Was guckst du denn so?", fragt er belustigt, während er auf dem Sofa lümmelt und ich ihn irritiert anblicke. Um ihn herum liegen unzählige Flaschen Soju und er muss die ganze Nacht damit verbracht haben sich elendig zu betrinken.
,,Soobin? Was hast du gemacht?", flüstere ich entsetzt und lasse meinen Blick durch den Raum wandern.
Die Regale sind umgeworfen und unsere Fotos liegen zwischen den Scherben der Bilderrahmen auf dem Boden.
Soobin rappelt sich plötzlich auf und ich weiche einen Schritt zurück, als er wankend auf mich zukommt.
Ein starker Alkoholgeruch steigt mir in die Nase und mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken, als ich sehe, wie er sich nur mit Mühe und Not auf seinen wackeligen Beinen halten kann.
,,Komm zu mir, Schatz", er grinst und breitet die Arme aus.
Ich gehe noch einen Schritt rückwärts und schüttle vehement den Kopf.
,,Nein, Soobin. Komm nicht näher", gebe ich warnend zurück.
,,Sonst was?", fragt Soobin und setzt plötzlich eine unglaubliche Kraft auf um an mir vorbeizulaufen und sich in der Wohnzimmertür zu platzieren.
Mein Weg zum Ausgang ist damit versperrt und ich stehe mit dem Rücken zur Wand.
,,Tu das nicht", meine Stimme bricht ab und ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen.
,,Tu das nicht. Tu das nicht", äfft er mich nach und ich zucke zusammen, als er plötzlich die Hand hebt. ,,Jungkook ist unten, stimmts? Wieso kommt er denn nicht? WIESO KOMMT ER NICHT UM DICH WIEDER EINMAL ZU RETTEN?"
Ich weiche so weit zurück, bis ich schließlich mit dem Rücken an die Vitrine stoße, die Soobin noch ganz gelassen hat.
Soobin baut sich vor mir auf und ich kann seinen Atem auf meinem Gesicht spüren, als er mich belustigt angrinst.
,,Du bist ein nichts ohne mich", haucht er mir entgegen und mir wird schlecht. ,,Ich bin der einzige Grund, dass du überhaupt hier sein kannst. ICH BIN DEINE DASEINSBERECHTIGUNG."
Er lehnt sich lachend zurück und packt mich plötzlich am Handgelenk.
,,Komm mit", er dreht sich um und zieht mich hinter sich her zur Schlafzimmertür.
,,Soobin, LASS.MICH.LOS", ich versuche mich zu wehren, aber er greift so fest zu, dass mir ein schmerzender Stich durch die Hand fährt.
Es macht plötzlich einen erschütternden Rumps und wir drehen erschrocken die Köpfe.
Jungkook hat mit einem einzigen Tritt die Wohnungstür aufgebrochen und der Putz rieselt leise von der Wand, als die Türklinik in den Beton einschlägt.
Soobin reißt erschrocken die Augen auf und lässt mich im nächsten Moment los.
Jungkook kommt mit wütendem Blick und erhobener Faust auf ihn zu, als ich mich ihm in den Weg stelle und ihn gerade noch zurückhalten kann.
,,Gehen wir", flüstere ich beschwichtigend und lege meine Hände auf seine Brust. Sein Herz rast und er starrt immer noch über mich hinweg zu Soobin, der sich gerade noch so auf den Beinen halten kann.
,,Er ist es nicht wert", rede ich weiter und versuche seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. ,,Kommen wir wann anders wieder."
Doch Jungkook scheint mich gar nicht zu hören.
Mit knirschenden Zähnen fixiert er weiterhin den betrunken Soobin, der sich hinter uns stützend an die Wand lehnt und sich den vom Alkohol dröhnenden Kopf reibt.
,,Bitte", murmle ich leise und lege meine Hände an sein Gesicht.
Er sieht mich endlich an und nickt langsam.
,,Okay", presst er angespannt hervor und ich nehme vorsichtig seine Hand.
Er sieht noch einmal zu Soobin, der inzwischen auf dem Boden sitzt und schlafend an der Wand des Flures lehnt.
Der Alkohol scheint ihn so ausgeknockt zu haben, dass er gar nicht mehr mitbekomme hat, dass Jungkook gerade kurz davor war ihn zu Kleinholz zu verarbeiten.
Ich bin froh, dass er gekommen ist und schlimmeres vermeiden konnte.
,,Woher wusstest du, dass...?", frage ich leise, als wir mit einem letzten Blick zu Soobin meine Wohnung verlassen.
,,Ich hab ihn schreien gehört", unterbricht mich Jungkook und ich höre deutlich die Wut in seiner Stimme. ,,Dieser.... Am liebsten würde ich ihn...."
Er ballt die Hände zu Fäusten, als wir schließlich im Freien stehen und ich die Haustüre langsam hinter uns zuziehe.
,,Danke", ich drehe mich zu ihm um und komme die paar Stufen zu ihm herunter.
Er sieht mich einen Moment nachdenklich an, als er mich plötzlich in seine Arme zieht und ich halte erschrocken die Luft an, als er mich fest an sich drückt.
Sein Geruch steigt mir in die Nase und irgendetwas scheint in mir zu passieren.
Ich erinnere mich an ihn.
Ich erinnere mich an den Moment, als ich ihm das erste Mal so Nahe war, dass ich die Wärme seines Körpers spüren konnte.
Ich erinnere mich an den Moment, in dem mir seine Berührung das erste Mal eine Gänsehaut über den Körper jagte und meine Sinne benebelte.
Langsam schiebe ich meine Arme um ihn und verschränke meine Finger hinter seinem Rücken.
,,Du machst mich krank vor Sorge, Julia", murmelt er und ich spüre seine Stimme in seiner Brust vibrieren. ,,Ich kann dich nicht alleine lassen, weil dir ständig etwas passieren könnte."
Ich schließe die Augen und versuche meine Gedanken zu sortieren.
,,Dann lass mich nicht alleine", gebe ich leise zurück und atme tief durch.
,,Dann versprich mir, dass du bei mir bleibst", er löst meine Arme und schiebt mich ein Stück von sich weg, um mich anzusehen.
Ich zögere kurz und blicke mit großen Augen zu ihm auf.
Er hat sich wieder beruhigt und nur seine glühenden Wangen verraten die verblasste Wut, die ihn vor einigen Minuten noch beherrschte.
Er legt seine Hände vorsichtig an mein Gesicht, während meine sich an den Seiten seines Pullovers einhalte.
Er beugt sich ein Stück zu mir herunter und mein Herz beginnt zu rasen, als er seine Lippen sanft auf meine legt.
Eine angenehme Wärme durchströmt plötzlich meinen Körper und die Welt hört für ein paar Sekunden auf sich zu drehen. Das Vogelgezwitscher um uns herum verstummt und die Menschen, die sich an uns vorbeidrängen, verschwinden.
Es gibt nur noch ihn und mich und das Gefühl von absoluter Losgelöstheit.
Ich schiebe meine Arme wieder um ihn und drücke mich an ihn, als ich seinen Kuss erwidere.
Die Welt könnte jetzt untergehen und es wäre mir vermutlich egal.
Der Blitz könnte neben uns einschlagen und es wäre mir vermutlich egal.
Es ist dieser Moment, der zählt.
Er löst sich von mir und lächelt mich an.
,,Gehen wir nach Hause", flüstert er leise, als ich benommen zu ihm aufsehe.
Ich nicke nur und Jungkook wendet sich von mir ab, um mir die Autotür zu öffnen.
Mit zittrigen Knien steige ich ein...

,,Fühl dich wie zuhause", meint Jungkook, als er sich im Flur die Schuhe abstreift und den Schlüssel auf die Kommode wirft.
Neugierig sehe ich mich um.
Neben der Eingangstür geht eine Treppe nach oben und einige Türen führen von dem langen Flur des Hauses in die zahlreichen Zimmer des Erdgeschosses.
,,Das ist ja rießig", staune ich und sehe mir alles ganz genau an.
,,Ja", seufzt er auf. ,,Für einen alleine ist es definitiv zu groß."
,,Wo darf ich meine Sachen hinbringen?", ich deute auf den Rucksack auf meinen Rücken, denn ich bei Anna mit meinen restlichen Klamotten gepackt habe.
,,Oh. Oben. Ich zeige es dir", er deutet die Treppe hinauf und ich folge ihm langsam in den ersten Stock.

,,Du kannst dich hier einfach breit machen", er deutet mit einer ausladenden Bewegung in das große Schlafzimmer und ich trete staunend ein.
,,Das ist ja eine ganze Suite", stelle ich anerkennend fest.
,,Allerdings", lacht Jungkook auf. ,,Gleich da hinten ist auch das Bad."
Er deutet in die Ecke des Zimmers, in der sich eine kleine Tür befindet.
,,Gib mir Bescheid, wenn du etwas brauchst", sagt er leise, während er mir schmunzelnd zusieht, wie ich jedes kleine Dekoteil seines Schlafzimmers in die Hände nehme, um es genauer zu betrachten.
Er verstaut gerade seine Klamotten, die noch auf dem Bett lagen, zurück in den Schrank, als ich zu ihm gehe und von hinten meine Arme um ihn lege.
,,Danke", murmle ich an seinen Rücken und drücke fest zu.
,,S-s-schon gut", hüstelt er etwas verzweifelt nach Luft schnappend. ,,Lass mich lieber am Leben."
Wir prusten beide lachend los, als ich ihn wieder loslasse und er sich zu mir umdreht.
,,Tut mir Leid", murmle ich verlegen, als wir uns wieder beruhigt haben.
,,Schon gut", flüstert er leise und legt zwei Finger unter mein Kinn.
Mit klopfendem Herzen sehe ich zu ihm auf.
Küsst er mich jetzt gleich wieder?
Ich schließe die Augen, doch es passiert nicht.
Irritiert schlage ich meine Augenlider wieder auf und er sieht mich grinsend an.
,,Komm runter, wenn du fertig bist. Ich mache uns etwas zu essen", raunt er mir zu und ich versuche meine Aufregung angestrengt herunter zu schlucken.
Er nimmt seine Hand wieder weg und dreht sich um.
Benommen sehe ich ihm hinterher, wie er das Zimmer verlässt.

Ich beschließe mich dazu erst einmal zu duschen, bevor ich meine paar wenigen Sachen aus der Tasche packe.
Vermutlich werde ich eh nur 4 Wochen hier verbringen, bis sie dann auf Tour gehen.
Anna hält es für eine gute Idee, wenn ich mitkomme und ich hier nicht alleine bleiben muss. Den Vorschlag zurück nach Deutschland zu gehen, habe ich vehement abgelehnt.
Mit einem Shampoo und meiner Spülung bewaffnet mache ich mich auf den Weg ins Bad.
Ich stelle die Dusche an und lasse wenige Augenblicke das wärmende Wasser auf mich herunterprasseln.
Ich summe gerade entspannt vor mich hin, als plötzlich das Licht ausgeht und es im Bad stockfinster wird.
Vor Schreck wäre ich auf den nassen Fliesen fast ausgerutscht und ich kann mich gerade noch so an der Amatur der Wand festhalten.
Was war das denn jetzt?
Hat Jungkook mir einen Streich gespielt und von draußen das Licht ausgemacht?
Vorsichtig tapse ich aus der Dusche und taste mich an der Wand entlang zu der Heizung, an der ich die Handtücher vermute.
Die Heizung erreiche ich sogar, aber wieso sind da keine Handtücher?!
Nervös taste ich mich weiter, bis ich in dem geräumigen Bad schließlich fast die Orientierung verliere.
Statt den Handtüchern finde ich jedoch den Lichtschalter und die Tür.
Eilig drücke ich auf das kleine Kästchen, aber es tut sich nichts und es bleibt einfach dunkel.
Verdammt, vermutlich doch ein Stromausfall.
Dann muss ich wohl oder übel so schnell raus.
Er wird schon nicht da sein und ich beginne langsam zu frieren und brauche unbedingt ein Handtuch.
Ich drehe den Knopf des Schlosses, als es plötzlich klick macht.
Irritiert halte ich den kleinen Knopf in meinen Händen.
Mein Puls beginnt zu rasen und ich rüttle wie verrückt an der Tür, als ich leise Schritte auf der anderen Seite höre.
,,Ist alles okay?", dringt Jungkooks Stimme leise zu mir in die Dunkelheit. ,,Der Strom ist ausgefallen."
,,Jungkook, sind hier Handtücher?", frage ich, anstatt ihm eine Antwort zu geben.
,,Nein? Wieso?", gibt er dumpf zurück. ,,Du musst wohl oder übel die Tür aufmachen."
,,Jungkook, da gibt es ein Problem", setze ich langsam an.
,,Ich hab den Knauf des Schlosses abgerissen."
,,Wieee, du hast den Knauf des Türschlossel abgerissen?", höre ich ihn überrascht fragen und er klingt dabei eine Spur amüsiert...



Hellooou💜
Ich hab jetzt lang überlegt, ob ich heute überhaupt etwas hochlade, oder doch erst wieder in ein paar Tagen...

Aber hier ist doch zumindest ein bisschen was 🥰

Fühlt euch gedrückt und denken wir ganz besonders an Hobi 💜🌞

BTS: Life goes on | JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt