Glühwürmchen

177 10 21
                                    

Es ist 20 Uhr.
Ich stehe im Schlafzimmer und spähe aus dem Fenster auf die schlecht beleuchtete Straße.
Er ist nicht da.
Natürlich ist er nicht da, das hat er vorhin doch auch nur so gesagt, um mich zu verunsichern.
Ich möchte mich gerade wieder wegdrehen, als ich aus den Augenwinkeln Scheinwerfer auf dem Asphalt der Straße erkennen kann.
Da kommt ein Auto.
Aufgeregt drücke ich meine Nase gegen die Fensterscheibe und sehe hinaus.
Ein dunkler Mercedes fährt vor und hält auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Mein Herz beginnt wie wild zu schlagen und ich beobachte ungeduldig den Wagen, dessen Fahrer jetzt den Motor ausgestellt hat.
Das ist er nicht. Das kann er nicht sein.
Ohne zu Blinzeln fixiere ich die Fahrertür, in der Hoffnung, dass ich irgendetwas erkennen kann, sei es auch nur eine Bewegung.

,,Was machst du da?", unterbricht mich Soobin und legt von hinten seine Arme um mich.
Ich verspanne mich augenblicklich und halte die Luft an.
Wir haben uns beim Abendessen wieder vertragen, aber die Tatsache, dass ich jetzt mit klopfendem Herzen an meinem Fenster stehe und auf Jungkook warte, während er mich fürsorglich umarmt, bringt mich nahezu um den Verstand.
,,Nichts", presse ich hervor und versuche ruhig ein-und auszuatmen, um meinen Herzschlag zu beruhigen.
,,Cooles Auto", murmelt Soobin an mein Ohr, während er über mich hinweg durch das Fenster nach draußen auf die Straße sieht.
,,Schon", lächle ich gequält und verschlucke mich fast.
,,Gehen wir ins Bett", gähnt Soobin neben mir. ,,Lass uns noch ein paar Filme ansehen."
,,Jaa. Ähm, ich gehe noch einmal kurz zu Anna", sage ich hastig und löse mich von ihm.
,,So spät noch?", ruft er mir hinterher, als ich im Bad verschwinde.
,,Jaa, es ist ja erst 8 Uhr", antworte ich ihm, während ich mir meine langen dunklen Haare zu einem Zopf zusammenbinde und meine Jogginghose gegen eine schwarze Jeans tausche.
Nachdenklich betrachte ich mich im Spiegel.
Ich ziehe mir noch schnell einen schwarzen Hoodie über und atme noch einmal tief ein und aus.
Vielleicht ist er es ja doch nicht und das Auto ist wieder weg, wenn ich jetzt dann gleich rausgehe.
Insgeheim wünsche ich mir jedoch das Gegenteil.

,,Bis später", rufe ich noch einmal durchs Treppenhaus, als ich mich von Soobin verabschiede.
,,Ich liebe diiiiich. Ruf an, wenn ich dich abholen soll", antwortet er mir überschwänglich.
,,Jaaa", gebe ich zurück und fühle mich direkt wieder schlecht.
Wie kann ich mich jetzt nur mit Jungkook treffen?
Was ist nur los mit mir.
Ich öffne die Haustür und schlüpfe schnell hinaus.
Der Wagen steht immer noch an der gleichen Stelle und ich laufe schnell über die Straße.
Neugierig gehe ich an ihm vorbei und werfe einen flüchtigen Blick ins Innere.
Aber das Auto ist leer.
Wo ist...?

,,Hey", höre ich es hinter mir und ich drehe mich erschrocken um.
Er steht vor mir.
Seine Hände stecken in seinen Hosentaschen und die Kapuze seines Pullovers ist ihm tief in die Stirn gezogen. Ein paar Haarsträhnen sehen darunter hervor und er lächelt mich an.
,,Hey", stottere ich und blicke nervös zu unserem Schlafzimmerfenster.
Das Licht ist aus und nur noch das Flackern des Fernsehers ist zu sehen. Soobin muss also wirklich ins Bett gegangen sein und ist nun mit einem Film abgelenkt.
,,Wo ist mein Teller?", frage ich schließlich und sehe Jungkook ernst an.
,,In meinem Auto", grinst er und geht ein paar Schritte auf mich zu.
Mein Herz schlägt schneller, als er näher kommt und wenige Zentimeter vor mir stehen bleibt.
Mit großen Augen und pochendem Herz sehe ich zu ihm auf.
Er grinst mich breit an und ich halte den Atem an.
,,Julia?", fragt er leise.
Meine Augen werden noch ein Stück größer.
,,Du stehst vor der Autotür", lacht er leise auf. ,,Der Teller."
Er deutet auf den Türgriff und ich weiche einen Schritt zurück.
,,Tut mir leid", murmle ich und senke den Blick. Ich spüre, wie mir heiß wird und hoffe, dass er in der Dunkelheit meine geröteten Wangen nicht sehen kann.
,,Schon gut", grinst er und öffnet die Tür, um mir den Teller vom Beifahrersitz zu fischen.
,,Danke", gebe ich verwirrt zurück, als er ihn mir in die Hand drückt und mich stolz ansieht. ,,Und jetzt?"
,,Willst du etwas cooles sehen?", er beugt sich ein Stück zu mir vor und seine Augen blitzen vor Aufregung auf.
Mir kriecht eine Gänsehaut über den Körper.
Seitdem ich hier bin, haben seine Augen nicht mehr so gefunkelt, wie jetzt gerade und ich laufe Gefahr mich mal wieder in ihnen zu verlieren.
Ich nicke benommen und er richtet sich lächelnd auf.
,,Gut", voller Tatendrang geht er um das Auto herum zur Fahrertür und lässt sich auf den ledernden Sitz gleiten.
Verdutzt sehe ich ihn an und er lässt das Beifahrerfenster herunter.
,,Worauf wartest du noch? Steig ein", er sieht mich neugierig an.
,,Ich dachte du...", beginne ich langsam und sehe ihn verwirrt an.
,,Du dachtest ich mach dir die Tür auf?", er lacht verlegen auf. ,,Wir sind nur Freunde. Mach sie selber auf."
Sein Blick wird augenblicklich todernst und ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter.
Wo er Recht hat, hat er Recht.

BTS: Life goes on | JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt