Der Deal

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Wir befinden uns gerade im Landeanflug auf New York, als es eine kleine Turbulenz gibt und sich Jungkooks Finger plötzlich in meinen Oberschenkel krallen.
Ich fahre erschrocken aus dem Halbschlaf auf und sehe benommen zu ihm hinüber.
Er sitzt leichenblass neben mir und seine Atmung geht flach und viel zu schnell.
Die anderen scheinen von seiner kleinen Panikattacke nichts zu merken, denn sie schlafen tief und fest weiter.
,,Alles okay?", frage ich leise und versuche seine Fingernägel wieder aus meinem Oberschenkel zu bekommen.
,,N-n-natürlich", stammelt er atemlos und kneift die Augen zusammen, als der Flieger erneut zu ruckeln beginnt. ,,Oooooohh."
Ich habe es endlich geschafft seinen Griff etwas zu lockern, bevor er erneut zupackt und ich leise aufquietsche.
,,Jungkkoook", zische ich mit schmerzverzehrtem Gesicht.
,,Huuuh?", er sieht mich irritiert an.
,,Alles wird gut. Wir stürzen nicht ab. Wir sind nur im Landeanflug", versuche ich ihn etwas zu beruhigen. ,,Kannst du jetzt bitte mein Bein loslassen?"
Ich sehe ihn flehend an und er nimmt eilig seine Hand weg.
,,T-t-tut mir Leid", stammelt er erneut und lehnt sich in seinem Sitz zurück.
,,Okay, einatmen, ausatmen. Mach mir nach", ich drehe mich noch ein Stück zu ihm und bedeute ihm mit mir mit zu atmen.
,,Hä, bist du bekloppt? Ich weiß wie man atmet", gibt er trocken und mit gerunzelter Stirn zurück.
,,Naaa gut. Dann halt nicht. Dann stürz ab und sterbe. Oder atme mit mir, such es dir aus", sage ich gereizt.
,,Okay. Ich atme mit dir", er schließt die Augen und ich beginne langsam mit meiner Atemübung.
,,Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen", murmle ich beruhigend, während ich ebenfalls die Augen schließe und sich mein Herzschlag von ganz alleine verlangsamt.
,,Oooooommmmmm", kommt es von der Seite und ich reiße die Augen auf.
,,JUNGKOOOOK!", schreie ich, sodass auch alle anderen aufwachen. ,,Hör. Auf. Damit!"
Ich boxe ihm leicht in die Seite, aber er lacht nur belustigt und versucht mich abzuwehren.
,,Könnt ihr eure kleine Schlägerei bitte nach draußen verlegen? Das ist ein Flugzeug und kein Pausenhof", ermahnt uns Namjoon streng, der sich in seinem Sitz müde streckt.
,,Wir sind doch noch gar nicht gelandet?", gibt Jungkook verwundert zurück.
,,Doch", widerspreche ich ihm grinsend, nachdem das Fahrwerk des Flugzeuges gerade eben den amerikanischen Boden berührte. ,,Und du hast rein gar nichts davon mitbekommen."
,,Du bist gut", sagt er anerkennend und wir stehen schließlich auf, als das Flugzeug am Gate zum Stehen kommt.

Anna und ich haben bei unserem Abflug alles richtig gemacht, indem wir ein paar Stunden eher an den Flughafen gefahren sind, um den Andrang der Fotografen und Fans zu entgehen.
Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass wir mitten ins Getümmel gestürzt werden, sobald wir in New York von Bord gehen.
Wir erreichen die Türen unseres Gates, als sich diese Aufschieben und mich das Blitzlichtgewitter so stark blendet, dass ich mir die Hände vor die Augen halten muss.
Ich bleibe erschrocken stehen und sehe die anderen eilig an mir vorbeigehen.
Sie müssen schnell sein, damit der Andrang nicht zu groß wird und sie womöglich überrannt werden.
Durch meine Finger hindurch sehe ich, dass Jungkook stehen bleibt und sich nach mir umsieht.
Ich fühle mich jedoch unfähig zu bewegen und spüre, wie mich die Menschenmasse von den anderen zu trennen versucht.
Plötzlich fasst eine Hand mein Handgelenk und zieht mich energisch hinter sich her.
,,Dieses Mal verlieren wir dich nicht gleich wieder in den ersten 30 Sekunden. Du bleibst schön hier", sagt Jungkook und bahnt uns mit seinen Bodyguards einen Weg durch die Reporter und Fans.
Jungkook schiebt mich vor sich und zieht mir meine Kapuze über den Kopf, um mich vor den Fotografen wenigstens etwas zu schützen.
Hinter vorgehalten Händen lass ich mich von ihm durch die Leute schieben, die nur ganz wild darauf sind uns ihre Handys und Kameras in die Gesichter zu halten.
Wir schaffen es zum Glück unversehrt zum Ausgang und steigen schließlich in die Limousine, die vor dem Flughafen bereits auf uns wartet.

30 Minuten später erreichen wir das Hotel und wir beziehen auch sofort unsere Zimmer.
Meins liegt zwischen Tae und Jin, während sich die anderen auf dem Stockwerk über uns befinden.
Es ist inzwischen 18 Uhr und ich packe gerade meinen Koffer aus und richte die ersten Materialien für das Interview um 19 Uhr her, als es leise an der Tür klopft.
,,Herein", rufe ich und Tae öffnet die Tür.
Freudenstrahlend kommt er zu mir ins Zimmer und hält mir sein Handy vors Gesicht.
,,Sie wollte dich unbedingt sehen", grinst er zufrieden, als ich Ara auf seinem Bildschirm erkenne.
,,Hey Ara", ich winke fröhlich in die Kamera und sie winkt mir lachend zurück.
,,Ich vermisse dich", sagt sie leise und mir schmilzt mein Herz.
,,Ich vermisse dich auch. Wenn ich wieder zurück bin, machen wir ganz viele Teepartys", verspreche ich ihr.
,,Mit Papa?", fragt sie neugierig und legt den Kopf etwas schief.
,,Mit Papa", gebe ich lächelnd zurück und zwinkere Tae zu.
Da muss er jetzt durch.
Tae setzt sich auf mein Bett und quatscht noch eine Runde mit Ara und Sora, als sich nun auch Hobi und Jin zu uns gesellen.
,,Ich reservier dich schonmal für heute", meint Jin beiläufig, während er sich auf mein Bett legt und nachdenklich an die Decke starrt.
,,Jiiiiiiinn", gibt Hobi entrüstet zurück. ,,Sowas sagt man doch nicht."
,,Was sagt man nicht?", fragt Jungkook, der gerade durch die Tür spaziert und uns neugierig ansieht.
,,Ach nichts", winkt Jin ab und setzt sich wieder auf. ,,Julia gehört heute mir. Schraub deine Besitzansprüche für heute ein bisschen zurück."
,,Ach Jin", seufze ich leise. ,,Bei deinem Gesicht muss ich doch eh nicht mehr viel machen."
,,Ha. Danke. Das ist genau das, was ich hören wollte", gibt er triumphierend zurück und wirft sich für einen Augenblick etwas zu stolz in die Brust.
Jungkook sieht ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
,,Egal. Ich soll euch jedenfalls holen. Es geht bald los", versucht Jungkook die anderen, die immer noch auf meinem Bett lümmeln, in Bewegung zu setzen.
Ächzend stehen sie schließlich auf und wir verlassen im Gänsemarsch mein Zimmer.

BTS: Life goes on | JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt