Kapitel 22

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POV Milam

Natürlich ist unser erster Gang zu einer der verschiedenen Bars, die im großen Foyer des Unigebäudes aufgebaut sind. Wo tagsüber Studenten auf ihrem Weg in den Hörsaal die Halle durchqueren feiern diese heute ausgelassen das Ende des Semesters. Es ist voll, laut und bunt. Überall wurden Scheinwerfer installiert, es wurde aufwändig dekoriert mit Liebe zum Detail - in diese Abschlussparties fließt sicherlich ein gewisser Anteils unserer Semestergebühren. Aber darüber beschwere ich mich natürlich nicht.

An der Bar werden wir von einem älteren Mathematikprofessor bedient, der uns etwas tollpatschig unsere Drinks mixt. Mittlerweile sind nur noch Nate, der sowieso an mir klebt, und eine Kommilitonin an meiner Seite, den Rest haben wir in der Menge verloren. Neben unsere Longdrinks haben wir direkt 2 Runden Shots bestellt, welche innerhalb kürzester Zeit den Weg in meinen Blutkreislauf finden. Ich merke den Alkohol deutlich, spüre wie mir warm wird.

„Ich will tanzen!" teile ich meinen beiden Begleitern mit und steuere geradewegs auf die Tanzfläche zu, wo bereits einige andere Studenten ausgelassen tanzen. Wir mischen uns ins Gedränge, finden unseren Rhythmus und tanzen ausgelassen. Ich schließe die Augen und fühle einfach nur den Beat, merke wie ich endlich meinen Kopf ausschalte und den Abend genieße. Es wird zunehmend voller auf der Tanzfläche weshalb wir näher zusammenrücken, um uns nicht auch noch zu verlieren. Nate nutzt die Chance, mich an meiner Hüfte zu sich zu ziehen, weshalb wir jetzt eng umschlungen tanzen.

Ich lass mich darauf ein. Es ist nur ein Tanz, es ist nichts verbindliches und wir trinken heute einfach und haben Spaß. Egal, welche Absichten mein Kommilitone auch haben mag, es geht mich eigentlich nichts an. Zumindest nicht, bis er mir diese irgendwann vielleicht mitteilt. Wir bewegen uns zur Musik, ich nehme immer wieder einen Schluck meines Getränks, was dazu führt, dass mein Pegel weiter steigt. Als ich drohe zu stolpern suche ich Halt. Da Nate der nächstgelegene Anker ist halte ich mich an einer seiner Schultern fest, wodurch sich untere Distanz weiter verringert.

Er lächelt mich verschmitzt an, bewegt sich dann in meine Richtung: „Lehn dich ruhig an mir an, wenn dir schwindelig ist - ich halt dich fest" schreit er mir viel zu laut in mein Ohr, sodass ich meinen Kopf zur Seite ziehe, damit mein Trommelfell heile bleibt. Als der Beat langsamer wird schlinge ich meine Arme um seinen Hals, lehne meine Schläfe gegen seine. Auch sein Griff wird fester um meinen Oberkörper. Wir sind nahezu gleich groß, er ist jedoch ein wenig breiter als ich.

Ich versuche in dieser Situation irgendwas zu fühlen. Aber die Hände, die meine Hüfte fest umschließen lösen in mir noch immer nichts aus. Sein Atem an meiner Schulter führt zu keiner Gänsehaut, ich nehme kein bisschen Spannung zwischen uns wahr. Es ist schade, wo er doch so nett ist. Ich lass meinen Blick durch den Raum schweifen, erkenne ein paar bekannte Gesichter in meiner direkten Umgebung. Er wird wohl nicht hier sein.

Als ich merke, wie Enttäuschung in mir aufsteigt schlucke ich diese runter. Ich schließe die Augen und versuche mich wieder auf den Beat zu konzentrieren, atme tief ein und aus und verschließe meine kleine Gefühlsbox wieder.

Es ist gut, wie es ist.

Als ich meine Augen wieder öffne bin ich geblendet von den bunten Lichtern, die Nebelmaschine unterstützt meinen Zustand noch, weshalb ich mich jetzt wirklich an Nate festhalten muss, um nicht die Orientierung zu verlieren. Ich blinzle ein paar Mal und gewöhne mich allmählich wieder an das Licht.   Und als ich wieder klar sehe, erkenne ich ihn.

Im Eck des Foyers ist eine weitere Bar aufgebaut, dort steht er hinter dem Tresen und beobachtet das Getümmel. Besser gesagt, er beobachtet mich. Es wirkt, als würde er durch all die Menschen auf dem Weg zwischen uns hindurchsehen und mich direkt ansehen. Unsere Blicke treffen sich also unausweichlich und ich sehe, wie sich seine Miene verdunkelt. Natürlich freut er sich nicht, mich zu sehen. Er bereut es ja schließlich, mir seine ehrliche Seite gezeigt zu haben.

Kurz spiele ich mit dem Gedanken, zu ihm rüber zu gehen. Aber ich unterbinde den Impuls und halte mich stattdessen noch mehr an Nate fest, beobachte ihn einfach nur, wie er seine Arbeit wieder aufnimmt und Getränke mixt für die feierwütigen Studenten. Ich beobachte, wie unter seinen Bewegungen sein wirklich gut sitzendes Hemd spannt und ihm gelegentlich eine seiner dunklen Locken über die Stirn fällt und er sie wieder nach hintenn schiebt.

Als der Beat nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einsetzt und das nächste Lied einsetzt löse ich mich wieder von Nate und wir tanzen ausgelassen weiter. Meine Kommilitonin ist mittlerweile verschwunden, sie hat sich sicherlich wie das dritte Rad am Fahrrad gefühlt und das Weiter gesucht - verübeln kann ich es ihr auf jeden Fall nicht.

Ich leere mein halb volles Getränk in einem Zug und gebe mich der Musik hin. Ich bewege mich intuitiv, lasse meine Hüften kreisen und lege den ein oder anderen Dancemove auf's Parkett. Ich bin zum Glück mit einem einigermaßen gut ausgeprägten Körpergefühl geboren worden, weshalb ich mich zumindest nicht blamiere, wenn ich tanze. Immer wieder sehe ich zur kleinen Bar da hinten im Eck und beobachte diesen unglaublich attraktiven Arsch aus sicherer Entfernung. Immer wieder treffen sich unsere Blicke.

Also biete ich ihm eine Show, in die ich meinen Tanzpartner auch gerne mit einbinde. Immer wieder kommen Nate und ich uns nahe, teilen die eine oder andere Umarmung und stets halte ich in diesen Momenten bewusst Blickkontakt zu Aris. Im nüchternen Zustand würde ich mich sowas wohl nicht trauen. Es tut mir irgendwie leid, dass Nate schon wieder ein Mittel zum Zweck für mich ist. Aber die süße Provokation eines gewissen Dozenten hat für mein von Alkohol vernebeltes Hirn heute Priorität.

Als ich das nächste Mal in seine Richtung sehe ist er verschwunden. Die Bar ist unbesetzt - vielleicht ist er schon fertig mit seinem Dienst? Was, wenn er schon nach Hause geht? Oder, was ich eigentlich befürchte: Was, wenn er sich wieder einen Typen krallt und mit diesem die Nacht verbringt?
Okay Milam. Durchatmen - reagier nicht so über. Ich habe mir vorhin selbst gesagt, dass es gut ist, wie es gerade ist. Es ist gut.
Es ist gut.
Es ist gut.

Nein, es ist alles andere als gut.

Als ich sehe, wie Aris plötzlich wieder an der Bar an seinem Platz steht löse ich mich von Nate und bahne mir meinen Weg durch die Menge.

Crossing Paths - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt