Kapitel 53

281 21 0
                                    

POV Milam

Obwohl ich gesagt habe, dass ich nicht will, dass er aus meinem Leben verschwindet bin ich anschließend aus seinem Verschwunden. Naja, zumindest war das der Plan. Bereits auf dem Weg nachhause habe ich mich dafür gehasst, ehrlich gewesen zu sein. Als ich zuhause angekommen bin und Nate mich bereits erwartet hat ist der Hass weiter gestiegen.

An diesem Abend habe ich beschlossen, dass ich für eine Weile untertauche und stattdessen an meiner Beziehung arbeite. In der Praxis sah das so aus, dass ich anstatt in die Bibliothek zu gehen zuhause an meiner Arbeit geschrieben habe. Wenn ich nicht zwingend zu Professor Wang musste habe ich von zuhause aus gearbeitet und mir hierfür immer wieder Ordner und Unterlagen aus seinem Büro geholt. Es hat gut geklappt, ich bin Aris seit einem Monat nicht begegnet.

Nate hat sich mir gegenüber allerdings auch verändert. Er ist anhänglicher, fragt ständig ob alles okay ist und wirkt generell unsicherer. Ich habe das Gefühl mit jedem Mal, mit dem ich ihm versichere, dass alles okay ist wird er noch extremer. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, weil meine zweigespaltenen Gefühle mich innerlich auffressen.

In meinen Gedanken versunken stehe ich vor meinem  Schrank und krame nach Klamotten, die ich heute anziehe. Nate und ich haben ein Date. Und von ihm organisierte Dates gehen meist den ganzen Tag. Wir gehen am Nachmittag in die Stadt bummeln, anschließend Abendessen und zum Abschluss ins Kino. Ich freue mich auf den Tag heute ehrlich. Ich will mir selbst beweisen, dass ich diese Beziehung hinkriegen kann. Also sollte ich einen gewissen Jemand heute mal komplett aus meinem Kopf verbannen.

Nate holt mich pünktlich ab. Wir fahren mit seinem Auto in die Innenstadt. Während wir im auto nebeneinander sitzen legt er immer wieder liebevoll seine Hand auf meinem Knie ab und drückt es leicht. Es sind diese kleinen Zuwendungen, die mir zeigen, wie sehr er mich schätzt. Als wir durch die Läden bummeln legt er seinen Arm um meine Hüfte, gelegentlich laden seine Lippen irgendwo in meinem Gesicht. Der Tag ist schön, weil Nate und ich uns gut ergänzen. Wir sind auf der gleichen Wellenlänge und können sowohl über total oberflächliche Dinge reden aber auch richtig tiefgründige Gespräche führen.

Er liebt mich und ich ... ich schätze ihn sehr. Ich bin ihm dankbar, dass er mich aufgefangen hat.
„Probier mal das Hemd da, das steht dir bestimmt." sagt er, als er ein gemustertes Hemd hochhält. Er kennt meinen Geschmack, weiß aber, dass ich mich darin nicht wohlfühlen werde. Trotzdem tue ich ihm den Gefallen und wir steuern auf die Umkleide zu, wo ich den Vorhang zuziehe, mein Oberteil ausziehe und in das Hemd schlüpfe. Ich öffne den Vorhang wieder und präsentiere mich meinem Partner wieder

„Was sagst du?" frage ich unsicher und drehe mich einmal im Kreis.
„Milam ... du ... Moment." sagt er und steht auf, geht auf mich zu und schiebt mich wieder in die Kabine. Er schließt den Vorhang wieder und drückt mich gegen die Holzwand, verwickelt mich direkt in einen leidenschaftlichen Kuss, sodass es mir schwerfällt Luft zu holen. „Nate, was soll das?" frage ich belustigt. „Sorry, aber du siehst so scharf aus Babe. Das Hemd betont deine Figur so gut ich würde es dir am liebsten direkt vom Leib reißen" raunt er an meine Lippen und gleitet meine Seiten hinab zu meinem Hintern, drückt diesen leicht.

„Okay Stop" sage ich und drücke ihn ein wenig von mir weg. Seine Wangen sind leicht gerötet und ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er gerade erregt ist. „Nicht hier. Heben wir uns das doch für später auf" sage ich sanft und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Das war brenzlig. Ein paar Sekunden länger und ich wäre sicher hart geworden.

Letzten Endes habe ich das Hemd gekauft. Vielleicht wird es mir irgendwann noch nützlich sein.

Wir essen bei unserem Lieblingsitaliener zu Abend und teilen uns dort noch einen Nachtisch. Pünktlich vor Beginn des Films kommen wir dann am Kino an, das die letzte Station des heutigen Dates ist. Wir entscheiden uns für Snacks, obwohl wir sicher schon genug gegessen haben heute. Aber mal ehrlich - was ist Kino ohne Snacks? Der Film selbst war zwar nur mittelmäßig, dennoch war es ein gelungener Abschluss für den heutigen Tag. währenddessen haben wir gekuschelt und den einen oder anderen Kuss ausgetauscht.

Wir laufen Hand in Hand zurück zum Auto, als ich gedanklich den heutigen Tag Revue passieren lasse. Es war perfekt von vorne bis hinten - wir hatten Spaß, hatten gut Gespräche und haben unsere Zweisamkeit genossen. In letzter Zeit haben wir sowas viel zu selten gemacht. „Danke für heute, ich fand den Tag echt schön" teile ich ihm mit, drücke seine Hand noch etwas fester. „Für den Mann den ich liebe immer gerne" antwortet er mir mit einem verschmitzten Grinsen. Es versetzt mir jedes Mal einen Stich, wenn er sagt, dass er mich liebt und ich noch immer nichts erwidere - naja bis auf das eine Mal.

Als wir in Nates Auto durch die Dunkelheit fahren hole ich mein Handy raus, da ich es heute bewusst in der Tasche gelassen habe. Ich scrolle durch meinen Sperrbildschirm, wer mir geschrieben hat, aber es ist nichts wichtiges dabei. Also checke ich die sozialen Netzwerke, like Fotos und schreibe unter Alex neuestes Bild einen Kommentar. Vom oberen Rand ploppt eine Nachricht auf - eine Nummer, die ich nicht eingespeichert habe.

Trotzdem weiß ich direkt, als ich die Zahlen sehe, wer mir schreibt. Aris.

Aris: Können wir uns sehen?

Automatisch schiele ich zu Nate rüber, dessen Augen aber auf die Straße gerichtet sind. Ich zwinge mich dazu, die folgenden Worte zu schreiben.

Milam: Passt gerade nicht.

Ich stecke mein Handy weg und nehme jetzt erst wahr, dass mein Herz schneller schlägt. Verdammt. Warum heute? Ich hatte ein fantastisches Date mit dem Mann, der mich liebt und hab mir heute selbst wieder vor Augen geführt, dass er mich glücklich macht, dass er mir das gibt, was ich brauche. Und am Ende des Tages bekomme ich eine Nachricht, bestehend aus gerade einmal vier kurzen Wörtern und alles, was heute passiert ist verliert an Bedeutung.

Beruhige dich. Atme durch. Das Gefühl wird verschwinden. Das Gefühl muss verschwinden.

Warum verschwindet das Gefühl nicht endlich? Ich spüre Tränen in mir aufsteigen, reiße mich aber zusammen. Ich darf nicht riskieren, dass Nate etwas ahnt. Ich muss jetzt stark sein - für meine Beziehung. Für Nate. Für mich.

„Alles gut Babe? Du wirkst so angespannt" holt mich Nate ins hier und jetzt zurück. „Alles gut, bin nur etwas erschöpft" lüge ich - zum wiederholten Mal  heute. „Okay, wir sind gleich bei dir. Gleich haben wir's geschafft, dann wartet nur noch das Bett auf uns."

Crossing Paths - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt