POV Aris
„Nate würde sicherlich gerne die Chance nutzen. Aber er ist leider nicht du." Mit diesen Worten dreht er sich um und geht. Er lässt mich einfach stehen. Ich gebe zu, nach allem, was ich gerade gesagt habe würde ich mich selbst glaube ich auch einfach stehen lassen. So jemand hat es nicht verdient, dass man um ihn kämpft.
Ich schnappe mir meine Zigarettenschachtel und verlasse das Gebäude. An meiner Bar war ohnehin nichts los, mich wird dort keiner vermissen. Ich nehme einen tiefen Zug, blase den Rauch in den kühlen Nachthimmel. Nach jeder Begegnung mit dem Blondschopf brechen meine Prinzipien weiter ein. Ich will es nicht zugeben, aber ich bin irgendwie ... weich geworden.
Nachdem ich Milam mit diesem Nate, wie er scheinbar heißt, in der Bar habe knutschen sehen habe ich mir geschworen, mich von ihm fernzuhalten und zurück zu meinen Prinzipien zu kehren - das ist der einfachste Weg, der für mich lange Zeit bereits funktioniert hat. Dann, als wäre es Karma, taucht er ständig vor meiner Nase auf als ich zum Arbeiten in der Bibliothek bin. Ich dachte davor eigentlich, es wäre endlich vorbei. Doch Fehlanzeige. Jede Begegnung mit ihm hat mich nur noch ein weiteres Stück zerrissen. Ich will seine Nähe nicht, er zeigt mir nur auf schmerzliche Weise das, was ich nicht haben kann.
Ich erinnere mich, wie wie eines nachts gemeinsam in der Bibliothek gesessen haben und er um meine Hilfe gebeten hat. Ich habe mich gefreut, angesprochen zu werden, auch wenn ich ihm gegenüber dies nie zugeben würde, weshalb ich extra genervt wirken wollte. Das Ende dieser Begegnung kam jedoch schnell, als er fluchtartig das Gebäude verlassen hat. Natürlich ist mir nicht entgangen, was sein „Problem" war. Und es hat mir alle Mühe gekostet nicht auf der Toilette über ihn herzufallen.
Dieser Abend hatte mir gezeigt, dass ich offensichtlich was für Milam übrig habe. Ich habe dagegen angekämpft, bin am nächsten Abend wieder auf die Jagd gegangen, um mich abzulenken. Ich dachte wieder einmal, wenn ich meine sexuellen Gelüste befriedige vergeht der Gedanke. Dann treffe ich ausgerechnet den Blondschopf als ich gerade auf den Weg in meine Wohnung bin mit einem fremden Kerl. In der Nacht ist etwas passiert, das ich bisher nicht gebracht habe. Als wir an meiner Wohnung angekommen sind habe ich ihn nach Hause geschickt. Er hatte doch gesagt, er arbeitet momentan nicht abends, dennoch hat er mich quasi auf frischer Tat ertappt, was mir sämtliche Vorfreude genommen hat.
Ich hatte einen kurzen Impuls, danach in den Minimarkt zu gehen und es ihm zu erklären. Im zu sagen, dass nichts passiert ist. Aber warum? Diese Frage kann ich nicht beantworten - beziehungsweise, eigentlich will ich sie nicht beantworten. Ich will den Gedanken, den ich habe auf keinen Fall aussprechen.
Das erste Mal seit einer Ewigkeit, habe ich so etwas wie Herzklopfen empfunden, als ich nach meiner Geschäftsreise Milam mit Elsa gesehen habe und sie gesagt hat, er hätte sich nach mir erkundigt. An diesem Abend konnte ich meine Gefühle nicht kontrollieren. Ich habe ihm Dinge erzählt, die ihn nichts angehen und bin ihm viel zu Nahe gekommen. Ich hatte an diesem Abend das erste Mal das Bedürfnis, ihm nahe zu sein ohne, dass es auf sowas hinausläuft wie Sex. Er ist anders. Irgendwas an ihm ist anders.
Zu meinem Glück kam irgendjemand dazwischen, sonst wäre ich spätestens dort komplett verloren gewesen. Dieser kleine, unschuldige Kerl glaubt allen Ernstes, er könnte mich erreichen. Er ist naiv genug zu glauben, ich könnte sowas wie Zuneigung empfinden. Ich will doch einfach nur Spaß haben und Sex haben - ich will keine Bindungen, keine Namen, kein Küssen. Das rede ich mir immer noch ein.
Und trotzdem hat es mich verletzt, ihn hier offensichtlich mit einem anderen Kerl zu sehen. Wie sie sich berühren, sich umarmen und eng umschlungen tanzen. Es ist unfair, dass ich so etwas nie haben werde. Als ich gecheckt habe, dass der Typ der selbe ist, wie der mit dem Milam rumgemacht hat musste ich erstmal an die frische Luft. Ich habe mich ehrlich für ihn gefreut. Er hat sowas verdient. Ich glaubte für einen kurzen Moment, er hat es aufgegeben. Dieser Gedanke war so bittersüß, dass es wehgetan hat.
Aber es ist besser so.
Und dann konfrontiert er mich wieder einmal mit seinen Gedanken. Auch, wenn er eigentlich die richtigen Schlüsse zieht: Es wird nicht klappen. Er glaubt mir meine Scharade, dass ich keine Bindungen eingehen will. Dennoch sagt er dazwischen immer wieder Worte, die mir einen Stich versetzen. Er wäre gerne derjenige, der mir nah sein kann. Nate ist nicht ich. Wieder dieses Herzklopfen. Die Nervosität, die droht mich zu übermannen.
Ich will ihn nicht.
Ich will ihn nicht.
Ich muss stark bleiben. Für mich. Warum muss sich Milam in mein Leben schleichen und alles durcheinander bringen? Ich gebe mir die größte Mühe, ihn zu verscheuchen. Ich sage zu ihm Dinge, die ihn verletzen sollen, damit er endlich sieht, dass es keinen Sinn macht.Ich nehme noch einen Zug meiner Zigarette und drücke sie aus. Seit ich diesen Typ kennengelernt habe läuft es nicht mehr. Ich schleppe kaum noch Kerle ab und wenn ich es dann doch tue, erwische ich mich immer wieder dabei, mir vorzustellen ER wäre es. Ich fühle mich schuldig, ihn wie Dreck behandelt zu haben. Er hat in mir einen kleinen Funken entfacht, weshalb ich seit unserer Begegnung nicht mehr die Befriedigung mit meinen One Night Stands erfahren habe, die ich gewohnt war. Seitdem fehlt mir irgendwas.
Und langsam wird mir bewusst, dass es keine Sache ist, die mir fehlt.
Er fehlt.
Es liegt daran, dass diese Typen nicht Milam sind. Aber wie konnte es passieren, dass meine Bedürfnisse plötzlich auf eine Person konditioniert sind? Wo bin ich auf meinem Weg falsch abgebogen? Ist es rein körperlich? Oder ist es .... mehr? Dann hätte ich wirklich ein Problem.
Muss ich es herausfinden, um mir sicher zu sein?
Die Antwort darauf ist klar: Ja, muss ich.Ich werfe meinen Zigarettenstummel in den Aschenbecher und betrete kurz darauf das Foyer. Nach kurzem Suchen erkenne ich Kensington in der Menge in einer Gruppe Studenten, auch dieser Nate steht bei ihm, was mich sichtlich stört.
Und dennoch halte ich an meinem eben beschlossenen Plan fest.
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Crossing Paths - ManxMan
Ficción GeneralZwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Der eine ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sich mit One-Night-Stands über Wasser hält. Der andere ein Student ohne Dating-Erfahrung. Eigentlich würden sich die Wege der beiden niemals kr...