Kapitel 67

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POV Milam

Die Tage zwischen den Feiertagen vergingen wie im Flug und auch Silvester ist bereits verfolgen und das neue Jahr hat gestartet. Silvester haben wir getrennt voneinander verbracht: Ich war mit Alex und einigen Freunden im Club und Aris war mit seinem besten Freund sowie dessen Frau und seiner Fake-Freundin in den Bergen zum Ski-fahren. Fake-Freundin. Ich gebe zu, sie ist mir noch immer ein Dorn im Auge, weil sie mittlerweile Stadtweit als die Partnerin von Aris Hemford bekannt ist und daher ständig mit ihm irgendwo unterwegs ist. Aber ich verstehe die Umstände und versuche daher, es gelassen zu sehen und mich vor allem nicht zu sehr reinzusteigern.

Aber auch Aris hatte es nicht leicht die letzten Tage. Silvester war nämlich auch Nate von der Partie - das war der erste gemeinsame Abend seit unserer Trennung. Die vergangenen Wochen haben wir versucht, uns aus dem Weg zu gehen, was bei einem gemeinsamen Freundeskreis nicht wirklich leicht ist. Zum Jahreswechsel ging es dann aber doch nicht anders und wir sind mehr oder weniger gemeinsam mit unseren Freunden in das neue Jahr gestartet.

Es war komisch. Ich habe mich beobachtet gefühlt. Je länger der Abend fortgeschritten ist, desto entspannter wurde es dann. Wir haben miteinander gesprochen, auch wenn es nur Smalltalk war und ich denke, wenn noch ein bisschen Zeit ins Land gegangen ist, werden wir wieder auskommen - schließlich ist es unvermeidbar, außer einer von uns sucht sich neue Freunde und das will glaube ich keiner von uns.

Das neue Jahr ist gerade mal vier Tage alt. Ich sitze im Büro von Professor Wang und helfe ihm, Unterlagen zu sortieren. Ich bin bereits seit 4 Stunden hier und warte jede Sekunde darauf, endlich Aris zu sehen. Er ist gestern irgendwann nachts von den Bergen zurückgekehrt und wollte heute auch zur Arbeit kommen. Bisher aber noch keine Spur von ihm - Per Nachricht hat er sich auch nicht mehr gemeldet.

„Milam, würden Sie bitte die Bücher, wenn Sie gehen noch zu Professor Hemford bringen? Er müsste morgen wieder da sein, also können Sie einfach rein, ich gebe Ihnen den Schlüssel mit. Bringen Sie ihn danach bitte wieder vorbei" Er ist heute nicht hier? Warum hat er nichts gesagt, als wir gestern kurz telefoniert haben? Ich sehe Wang kurz stutzig an, nicke dann aber und widme mich wieder den Unterlagen. Als wir zwei Stunden später endlich fertig sind nehme ich die Bücher und den Schlüssel und verabschiede mich für heute. Da der Professor gleich auch geht soll ich den Schlüssel einfach in sein Postfach einwerfen, wenn ich fertig bin.

Der Campus ist wie leer gefegt. Naja, es sind ja auch Semesterferien. Die meisten Studenten sind nicht hier und die Angestellten haben entweder Urlaub, gehen ihren anderen Jobs nach oder nutzen die Zeit - wie Professor Wang - um Ordnung zu machen und Material vorzubereiten. Ich mache mich auf den Weg zu Aris' Büro, um die Bücher abzulegen. Ein wenig bin ich schon enttäuscht. Wir haben uns zwar nur 5 Tage nicht gesehen, trotzdem hatte ich mich schon gefreut, ihn zu sehen.

Ob ich ihn nachher anrufen soll und vorschlage noch vorbeizukommen? Oder haben sich seine Pläne geändert und er ist noch gar nicht zurück? Es ist schon komisch, dass er mir nicht mal eine Nachricht heute geschickt hat.

Ich stecke den Schlüssel ins Schloss um es zu entriegeln, als die Tür jedoch direkt aufgeht stelle ich fest, dass sie wohl gar nicht abgeschlossen war. Warum sollte Aris sein Büro offen stehen lassen?
Die Frage beantwortet sich, als ich eintrete und sehe, dass das Büro gar nicht leer ist. Aris ist doch hier. Er sitzt hinter seinem Bildschirm und tippt angestrengt auf seiner Tastatur herum. Er scheint mich nicht zu bemerken, in seinen Ohren sind Kopfhörer.

Leise schließe ich die Tür und stelle die Bücher auf dem Schrank ab, lege meine Tasche und meine Jacke ab und gehe zu ihm herüber. Als ich nur noch etwa zwei Meter von ihm weg bin sieht er auf, unsere Augen treffen sich, seine Miene erhellt sich sichtbar. „Hey, ich hab dich gar nicht bemerkt" sagt er während er seine Kopfhörer aus den Ohren zieht und seinen Schreibtischstuhl ein wenig in meine Rückung dreht.
„Wang meinte, du bist heute nicht da. Ich hab dir vorhin geschrieben, aber du warst wohl in Arbeit versunken" bemerke ich, ohne es als Vorwurf zu meinen.

Als ich vor ihm zum stehen komme zieht er mich auf seinen Schoß, sodass ich seitlich auf ihn sitze und meine Beine in der Luft baumeln. sofort nehme ich seinen angenehmen Geruch war und mir wird warm, als er seine Arme um mich legt. Er küsst mich auf die Schläfe.
„Ich hab mein Handy heute Morgen zuhause vergessen, weil ich verschlafen habe" murmelt er an meinen Kopf. „Du hast mir gefehlt" flüstere ich, als würde ich nicht wollen, dass irgendwer auf diesem Planeten diese Worte hören kann außer er.

Meine Arme lege ich um seinen Hals, er lächelt mich an und reckt sein Kinn, um sich meinem Gesicht zu nähern „Du mir auch" haucht er mir auf die Lippen, als sich diese endlich berühren. Wir küssen uns lange, genießen das Gefühl der Nähe zwischen uns, das wir beide wohl in den letzten Tagen vermisst haben. „Ich mach hier noch eine halbe Stunde" sagt er zwischen unseren Küssen. „Willst du warten? Dann kannst du mit zu mir". Auf dieses Angebot hatte ich gehofft. „Mhmmm... ich bring den Schlüssel dann noch weg und hol was aus der Bibliothek. Treffen wir uns an deinem Auto?" schlage ich vor.

Aris kommt aber nicht dazu zu antworten, denn eine Sekunde später öffnet sich die Tür. Ich weiß nicht, ob die Personen, die in der Tür stehen geklopft haben oder ob wir einfach zu beschäftigt waren und sie nicht gehört haben.

Das sind keine Angestellten von der Universität.

Crossing Paths - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt