POV Milam
Ich habe es geschafft.
Ich bin durch diese Tür gegangen, ohne mich zu verabschieden. Ich habe nicht zurückgeblickt sondern das getan, was vernünftig ist. Vernünftig sein fühlt sich scheiße an.
„Hey man, was ist mit dir los? Gehst einfach mitten im Gespräch und verschwindest." nimmt mich Alex in Empfang, woraufhin ich nur die Augen rolle und mich wieder neben ihn setze. „Ich musste pinkeln. Willst du das nächste Mal halten?" provoziere ich ihn. „Ne, lass mal. Du lässt deinen Schwanz doch lieber von Nate halten". Mhmmm, von Nate.
Unsere Gruppe vertieft sich allmählich wieder in verschiedenste Gespräche und ich bleibe anteilnahmslos in Mitten unter ihnen. Das gerade war falsch. Ich hätte hier bleiben sollen. Das einzige, was ich von unserem Treffen gerade hatte ist das Kribbeln an meinem Handgelenk, das nicht weggehen will und mein Puls, der noch immer unnatürlich hoch ist. Nate ist gut für mich, er liebt mich und das ist das wichtigste.
Aber er ist nicht Aris.
Apropos. Diese Lydia sitzt noch immer alleine am Tresen und tippt auf ihrem Handy herum. Ich verstehe immer noch nicht, wie sie so einer Beziehung zustimmen kann. Was hatte Aris noch gleich über ihre Sexualität erzählt? Ich weiß es nicht mehr. Aber das spielt keine Rolle. Aris spielt keine Rolle mehr.
Sonderlich lange halte ich an diesem Abend nicht mehr durch. Als einer der Ersten verlasse ich kurz nach Mitternacht die Bar und mache mich auf den Weg nach Hause - diesmal aber in mein eigenes. Ich bin nicht in Stimmung, Nate zu sehen. Ich glaube, wenn ich jetzt zu ihm gehen würde dann würde er mir anmerken, dass irgendwas im Busch ist. Dennoch wähle ich sein Nummer, als ich durch die Tür der Bar nach draußen trete.
„Hey Baby" nimmt er den Hörer ab. „Hey. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass du nicht auf mich warten musst. Ich werd zu uns nach Hause gehen nachher." „Seid ihr noch unterwegs? Wenn du alleine bist dann komm doch, ich würde gerne neben dir schlafen" Im Augenwinkel sehe ich, dass Aris und seine Begleitung ebenfalls vor der Bar stehen und ich werde nervös. Warum kreuzen sich ständig unsere Wege?
„Baby?" höre ich an meinem Ohr. „Oh sorry Nate." entschuldige ich mich und sehe, wie Aris, der in Hörweite steht aufblickt. „Die Sache ist die, wir ziehen noch weiter. Wird wohl relativ spät deshalb geh ich dann einfach mit Alex heim. Die anderen kommen gerade auch schon raus also muss ich auflegen. Bis dann gute Nacht". Ohne seine Antwort abzuwarten lege ich auf und stecke mein Handy weg. Laufe dann an Hemford und Lydia vorbei und gehe in Richtung meiner Wohnung.
Ob Aris gehört hat, was ich zu Nate gesagt habe? Hat er verstanden, dass ich ihn angelogen habe? Was denkt er jetzt wohl über mich? Glaubt er, ich habe wegen ihm gelogen? Diese und noch viele weitere Gedanken spuken mir durch den Kopf, bis ich einige Zeit später endlich zuhause angekommen bin. Drinnen angekommen gehe ich direkt ins Bad, ziehe meine Klamotten aus und werfe diese in den Wäschekorb. Ich stelle das Wasser der Dusche an und warte kurz, bis das Wasser etwas erwärmt ist bevor ich darunterstelle.
Die warmen Tropfen prasseln auf meinen Körper nieder. Langsam aber sicher wird mein ganzer Körper von Wasser eingehüllt. Noch immer kribbeln die Stellen, an denen ich Aris berührt habe. Als hätte meine Haut auf seine bloße Anwesenheit reagiert fühlt sich mein Rücken und mein Handgelenk seltsam an. Ich fahre mit meinen Händen langsam die Stellen nach und bin nach wie vor tief in meinen Gedanken versunken.
Ich hasse ihn. Erst bringt er alles durcheinander, dann verschwindet er und jetzt, wo ich eigentlich glücklich war zerstört er alles. Ich sollte viel lieber mich hassen - zu so einer Sache gehören immer zwei. Ich hatte jederzeit die Chance, meine Handlungen zu überdenken. Ich hätte jederzeit meinen Weg ändern können, habe es aber nie getan. Jetzt da er greifbar vor mir ist sehne ich mich zunehmend nach ihm. Nach unserer Zweisamkeit und unseren wenigen tiefgründigen Gesprächen. Vor allem aber nach dieser bedingungslosen Anziehung, die ich wohl nie wieder spüren werde.
Ich stelle das Wasser wieder ab, trockne mich und gehe in mein Zimmer, wo ich mir frische Unterwäsche und mein Schlaf-shirt anziehe. Ich lege mich ins Bett, werfe meine Decke über mich und Checke nochmal mein Handy. Ich habe einen Anruf in Abwesenheit - Nummer kenne ich nicht. Sofort werde ich nervös. Kann es sein, dass das Aris war? Ich hab seine Nummer vor einem halben Jahr gelöscht, um nicht weiter in Versuchung zu kommen. Ich bereue es, dass mein Ich vor 6 Monaten so konsequent war. Der Anruf kam vor 30 Minuten, also ca eine halbe Stunde nachdem ich die Bar verlassen habe. Ist er ebenfalls nach Hause gefahren und hat mich dann dort angerufen, nachdem er auch alleine war? Was hatte er mir zur sagen?
Vielleicht reagiere ich auch nur wieder über und er war es gar nicht. Vielleicht gibt es auch eine ganz andere Erklärung für diesen unbekannten Anruf mitten in der Nacht.
Ich werde geweckt von einem warmen Körper, der sich um mich legt. Aris?
Nein, das ergibt keinen Sinn. Ich blinzle, da es taghell in meinem Zimmer ist - ich hab gestern vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Als ich mich endlich an das Licht gewöhnt habe erkenne ich, wie Nate neben mir liegt, seine Arme fest um mich geschlungen und leise vor sich hin schläft. Wie lange ist er schon hier? Ich drehe mich langsam um, um nach meinen Handy zu greifen. Es ist 11 Uhr vormittags.
„Morgen, na?" höre ich Nates verschlafene Stimme hinter mir. „Hey, wie lange bist du schon hier?" begrüße ich ihn. „Ich bin gegen 9 Uhr gekommen. Ich dachte, dann kannst wenigstens du neben mir aufwachen. Du hast aber so tief geschlafen, da bin ich irgendwann selbst wieder weggedöst." erklärt er, drückt mir einen Kuss auf mein Schulterblatt. Ich lasse mich auf den Rücken sinken und blicke an die Decke.
Warum ist er hier? Und warum nervt mich seine Anwesenheit auf einmal? Ich sollte dankbar sein, dass er solche Dinge tut.
„Milam, du kannst es mir sagen, wenn du Abstand brauchst." bricht es aus ihm heraus, weshalb mein Kopf zu ihm rüberschnellt und ich ihn irritiert ansehe. „Ich weiß, dass du gestern nicht mehr mit den Jungs losgezogen bist. Als ich vorhin hergekommen bin war Alex im Wohnzimmer gelegen und ist durch die Tür aufgewacht. Da hat er erzählt, dass du schon vor allen anderen heim bist" ich sehe ihn mir starrer Miene an. Fuck.„Sag mir das nächste Mal einfach, wenn du alleine sein willst ok? Das ist doch normal in einer Beziehung. Dann wäre ich auch nicht gekommen heute. Ich liebe dich und ich respektiere deinen Freiraum." Er drückt mir einen weiteren Kuss auf die Wange.
Jetzt ist es amtlich: Ich habe diesen Kerl einfach nicht verdient.
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Crossing Paths - ManxMan
General FictionZwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Der eine ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sich mit One-Night-Stands über Wasser hält. Der andere ein Student ohne Dating-Erfahrung. Eigentlich würden sich die Wege der beiden niemals kr...