Kapitel 38

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POV Milam

Dank meinen Schichten im Minimarkt ging das Wochenende wie im Flug vorbei. Vier Tage sind vergangen ohne einen Kontakt zwischen Aris und mir. Vier Tage, die an mir gezerrt haben. Ich habe ihn geschlagen. Warum zum Teufel habe ich Aris geschlagen?

Ich kämpfe mich also weiter durch mein Praktikum, arbeite unzählige To Do's ab und versuche irgendwie zu überleben. Als ich erneut erst gegen halb 9 zuhause ankomme steht Alex wütend im Flur. Er scheint, auf mich gewartet zu haben.
„Milam. Wir müssen reden. Wohnzimmer. Jetzt" sagt er kühl weshalb ich ohne große Widerworte Folge leiste und mich kurze Zeit später wortlos neben ihm auf dem Sofa niederlasse. Irgendwas ist im Busch. Ich weiß nur nicht, ob ich es hören will.

„Erzähl mir sofort was los ist. Du hast wieder geheult und warst seit heute Morgen um 6:00 Uhr Unterwegs. Ich bin dein bester Freund und stinksauer, dass du nicht mit mir sprichst" Sein Ton schwankt um von gekränkt zu besorgt. Er sieht mich eindringlich an, woraufhin meine Dämme endgültig brechen. Meine ohnehin schon labile Psyche ist nicht mehr stark genug, es zurück zu halten.
Bisher habe ich versucht alles mit mir selbst auszumachen, weshalb ich kaum noch mit Alex oder irgendjemand anderen gesprochen habe. Über Aris kann ich ihm unmöglich erzählen aber in der kommenden Stunde erzähle ich ihm alles von meinem Praktikum.

Ich erzähle von den unzähligen Aufgaben, die ich erledigen muss und vor allem berichte ich jedes noch so kleine Detail von Erics Verhalten mir gegenüber. Alex sitzt still dort und hört sich jedes Wort an. Nickt ab und zu zustimmend und als ich fertig bin und ihm die letzten Details schildere sieht er mich entsetzt und irgendwie angewidert an.

„Milam ich ... wow ich weiß nicht was ich sagen soll." gibt er zu und fährt sich mit beiden Händen durch's Gesicht, lehnt sich im Sofa zurück. „Du musst das deinem Chef sagen. Das geht so nicht. Lass dich versetzen das ist doch eine riesen Firma." Hat er sich mit Aris abgesprochen? Naja, wohl kaum. Es ist eigentlich naheliegend so zu reagieren. „Jedenfalls kann das so nicht weitergehen. Wie willst du 5 weitere Wochen so überstehen? Am Ende vergeht er sich noch richtig an dir dieser perverse Typ. Das ist übel, Milam" sprich er seine Gedanken aus.

Wir reden noch lange und ich lass mich von meinem besten Freund beraten, was ich tun könnte. Er merkt aber natürlich, dass ich mich schwer tue, irgendwas zu unternehmen. Ich sage nicht, dass es an Aris liegt sondern lege mir andere Ausreden parat, die mich daran hindern. Am Ende unseres Gesprächs haben sich zwei wesentliche Dinge geändert: Erstens, ich fühle mich deutlich besser, weil ich mir meinen Kummer von der Seele reden konnte und bin jetzt bereit, jemandem auf der Arbeit davon zu erzählen. Zweitens, mir ist kotzübel weil Alex und ich jeder ein komplettes Ben&Jerry's Eis während unseres Kriegsrates verdrückt haben. Und ich meine so eine richtig krasse Sorte, die 10 verschiedene Geschmäcker und Toppings beinhaltet und sicher knapp 2000 Kalorien hat.

Ich schlafe nochmal über meinen Plan und als ich morgens im Büro ankomme, beschließe ich noch heute Aris aufzusuchen und um meine Versetzung zu bitten. Ich werde es ihm erklären und hoffe, es kriegt es nicht in den falschen Hals. Nachdem ich meinen Laptop hochgefahren habe gehe ich zur Kaffeemaschine um mir meine morgendliche Dosis Koffein abzuholen. Dort treffe ich zufällig zwei andere Praktikanten, mit denen ich gelegentlich mittags essen gehe.

„Hey Milam zieh dir den neuesten Gossip rein." Begrüßt mich einer der beiden. „Hey guten Morgen. Erzähl" entgegne ich hörbar interessiert. „Also ich glaub es ist nicht offiziell aber meine Teamleitern ist recht gut mit der Sekretärin vom Chef und hat die Nachricht des Jahres aufgeschnappt. Angeblich hat Aris Hemford, der ewige Junggeselle seit kurzem eine Freundin! Ich hab gehört, dass er bis vor 3 Jahren verlobt war und sich dann getrennt hat und seitdem nicht wieder gedatet hat. Ist das nicht der Wahnsinn?" erzählt mein Kollege aufgebracht.

Aris hat eine ... Freundin? Nach dem Satz habe ich ehrlich gesagt nicht mehr zugehört, weil um mich rum plötzlich alles nur noch dumpf wahrzunehmen war. Ohne ein Wort zu sagen nehme ich mir meinen Kaffee und verlasse die beiden Praktikanten wieder. Klar, es macht Sinn. Das zwischen uns war nur Sex und Aris war eh ständig auf irgendwelchen Blind-Dates, die seine Mutter organisiert hatte. Es war klar, dass es früher oder später so kommen musste.

Und sind wir mal ehrlich. Wir hatten Sex und er hat von Anfang an gesagt, dass wir niemals zusammen sein könnten. In den letzten 2 Monaten haben wir nicht mehr miteinander geschlafen und er hatte keine Lust mehr also ist er auf eine der Bewerberinnen um die Rolle seiner Freundin eingegangen. Mir ist schlecht - mal wieder. Als ich in meinem Blickfeld dann auch noch Langford entdecke mache ich auf dem Absatz kehrt und dann handle ich instinktiv. Ich nehme den Aufzug in das oberste Stockwerk, durchquere das Stockwerke doch anstatt zu Aris steuere ich auf die Büros der Personalabteilung zu.

Mit einem Klopfen kündige ich mich an und die Personallleiterin sieht mich verdutzt an, als ich meinen Kopf durch die Tür rein stecke. Sie bittet mich hinein und als ich auf ihrem Stuhl sitze sprudeln die Worte über Eric nur so aus mir heraus. Ich erzähle ihr die gleichen Details, wie ich sie gestern bereits Alex erzählt habe und sie hört sich sichtlich schockiert aber wenig überrascht meine Erzählungen an.

Es stellt sich heraus, dass Eric bereits früher auffällig war jedoch aufgrund seines guten Verhältnisses zum Chef nur verwarnt wurde. Danach ging alles ganz schnell. Meine Versetzung wurde keine 30 Minuten später beantragt und die Personalleiterin hat mich für den Rest der Woche beurlaubt, da sie mir eine kleine Pause gönnen wollte. Außerdem braucht die neue Abteilung ein wenig um sich auf mich einzustellen. Nach unserem Gespräch begleitet sie mich zum Aufzug.

„Sie gehen jetzt nach unten und nehmen ihre Sachen. Sprechen Sie nicht mit Mr. Langdon sondern nehmen sie ihre Sachen und gehen sie nach Hause. Sollte irgendwas sein, dann haben Sie ja meine Kontaktdaten. Ich werde sie am Montag wieder empfangen und Ihnen ihren neuen Arbeitsplatz zeigen. Oh Mr. Hemford, gut dass ich sie erwische." Ich sehe plötzlich Aris auf uns zu gehen und seine Kollegin freundlich grüßen.

„Hallo, schön Sie zu sehen." er mustert mich kurz und spricht weiter „gibt es ein Problem?" „Oh das besprechen wir nachher lieber, ich habe ihnen eben den Antrag auf Versetzung von Mr. Kensington hier zukommen lassen. Sind Sie später frei? Dann würde ich vorbeikommen." erkundigt sie sich. „Um 15 Uhr sollte passen." Wieder dieser undurchdingbare Blick auf meinem Körper. Wo bleibt der verdamte Aufzug.

Endlich ertönt das lang ersehnte PING und die Türen öffnen sich. „Also dann bis nachher Mr. HEmford. Ach und: meinen Glückwunsch, freut mich, dass Sie wieder jemanden gefunden haben, den sie lieben." sie lächelt ihn warm an und mir ist zum Heulen zumute. Ich blicke nur starr auf den Boden und weiß daher nicht, wie Aris reagiert.

Ich will es auch ehrlich gesagt nicht sehen. Wenn er es so wollte, dann ist es gut, wie es ist.

Crossing Paths - ManxManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt