"Alles was sie je gesagt hat war eine Lüge. Sie hat mich angelogen, so wie du.", drohend, beugte sich der jüngste Ragnarsson auf seinen Krücken über mich. Die Stimmung in der Halle wurde mit jeder verstreichenden Sekunde immer angespannter und auch in Ivars Augen, nahm jetzt die Wut überhand.
"Das kannst du nicht vergleichen. Ich habe aus Not gehandelt, Freydis hingegen aus purer Bosheit.", verzweifelt versuchte ich mich selbst davon zu überzeugen im Recht zu sein. Doch der Klumpen in meinem Hals blieb weiterhin."Und dennoch hast du mich hintergangen Alice! Du hast mein Vertrauen in dich ausgenutzt und zu Björns Vorteil gegen mich verwendet!" erschrocken zuckte ich zusammen, bei seinem plötzlichen Wutausbruch.
Ich wusste, dass Ivar im Unrecht war, denn alle meine Handlungen gegen ihn waren auf sein Fehlverhalten zurückzuführen."Du liebst mich nicht mehr, nicht wahr?", fuhr es plötzlich aus Ivar heraus.
Gerade als ich antworten wollte, wurde ich jedoch wieder unterbrochen: "Nein, lass es mich anders formulieren. Fürchtest du dich vor mir?"
"Was?"
"Du hast mich schon verstanden Alice.", Ivars Stimme brach leicht und die Wut in seinen Augen, ging in Angst über.
Noch vor Wochen wäre ich dem Mann, der jetzt mit glasigen Augen vor mir stand um den Hals gefallen um ihm in einem innigen Kuss zu sagen:
"Natürlich liebe ich dich Ivar, ich werde dich immer lieben, egal was sich uns in den Weg stellt."
Aber ich konnte es nicht, ich wollte ihn nicht anlügen. Denn obwohl ich gehofft hatte, dass unsere Liebe Freydis überstehen würde, war alles was ich in diesem Augenblick für Ivar empfand Furcht.
Panisch versuchte ich eine Antwort auf seine Frage zu finden, aber in meinem Kopf herrschte vollkommene Leere.Enttäuscht nickte Ivar, als ihm dämmerte, dass ich keine zufriedenstellende Antwort auf seine Frage hatte. Langsam setzte er sich in Bewegung, drehte mir den Rücken zu und lief zurück in Richtung seines Schlafgemachs.
Verwirrt schaute ich ihm vom Boden aus hinterher: "Ivar? Wo gehst du hin? Ivar?"
Doch so wie ich ihm keine Antwort gab, gab auch er mir keine.Erst, als er hinter dem Vorgang verschwunden war, war ein leises: "Geh.", zu hören. Skeptisch starrte ich zu dem Vorhang hinüber. Jede Sekunde rechnete ich damit, dass eine der Wachen hereinstürmen und mich davon zerren würde, doch es geschah nichts.
"Ivar, bitte komm wieder nach vorne, du machst mir Angst."
"Ich sagte geh. Wir werden uns noch früh genug wiedersehen.", Die Stimme des Ragnarsson, klang schwach und gebrechlich. Er klang verletzt."Bitte lass uns reden Ivar.", versuchte ich es ein letztes Mal, doch gerade als ich mich selbst zu dem Schlafgemach begeben, da öffneten sich die Tore zur großen Halle erneut und das Licht des Mondes erleuchtete den Boden schwach.
Als sich auch nach mehreren Minuten nichts mehr hinter dem Vorhang regte, gab ich mich geschlagen und ging vorsichtig, in Richtung des Ausgangs. Dort angekommen, erntete ich einen abfälligen Blick von den Wachen, doch entgegen meiner Erwartungen, griffen sie mich nicht an. Auch an den Toren, verlief alles problemlos. Die schweren Türen öffneten sich langsam, und in der Sekunde, in der sie weit genug offen waren, zwang ich mich durch die Öffnung, in die Freiheit.Erleichtert, atmete ich aus.
Jedoch, hielt mein entspannter Zustand nicht lange an. Wie sollte ich alleine zurück zu unserem Lager zurechtfinden? Es war dunkel und im Wald lauerte es nur so vor hungrigen Tieren. Doch es blieb mir keine andere Möglichkeit, als es nicht wenigstens durch den Wald zu versuchen.Nach etwa einer Stunde des Umherirrens sah ich eine Fackel in der Ferne. Schnell versteckte ich mich hinter dem Nächstgelegenen Baum und versuchte auszumachen, wem die Fackel gehörte. Immer wieder verschwand die Lichtquelle, hinter einem der Bäume, nur um dann wenige Sekunden später wieder zu erscheinen. Die Fackel wurde von einem Mann getragen, mehr konnte ich bisher noch nicht erkennen.
Doch auch das änderte sich, als der besagte Mann, plötzlich einen lauten Schrei von sich gab: "Alice? Bist du hier irgendwo?", die Stimme, des Mannes klang verzweifelt.
"Ich bin es Magnus! Wenn du hier bist, dann zeig dich bitte!"
Vorsichtig trat ich hinter dem Baum hervor, in das schwache Licht der Fackel. Erst zuckte der junge Engländer zusammen, doch als er erkannte, dass es ich war, die vor ihm stand atmete er erleichtert auf: "Danke Gott, dass du mich zu ihr geführt hast."
"Wo warst du? Ich habe gesehen, wie dich zwei Männer aus unserem Lager gezerrt haben!", wandte er sich nun direkt an mich.
"Lange Geschichte Magnus, aber Ivar ist nicht ganz unschuldig. Wo sind die anderen?", fragte ich.
"Sie sind im Lager, ich bin alleine losgegangen um dich zu suchen. Ich hatte Angst, dass mir niemand glauben würde.", etwas beschämt blickte Magnus auf den Boden.
"Es ist gefährlich im Wald. Dieses Mal ist es glimpflich ausgegangen, aber stell dir vor, was passiert wäre, wenn dich ein Tier angegriffen hätte. Dann hätten uns morgen zwei wichtige Krieger gefehlt!"
"Gott war bei mir, er hat mich beschützt und zu dir geführt.", rechtfertigte sich der junge Mann.
"Danke dir.", lächelte ich. Dieses Mal ist alles gut gegangen. Aber pass bitte das nächste mal besser auf dich auf."
"Das kommt gerade von dir.", schoss mein Gegenüber zurück, bevor er anfing zu lachen. Kurz darauf stimmte ich mit ein und ging gemeinsam mit Magnus den restlichen Weg zum Lager zurück.
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UNPREDICTABLE
FanfictionAuszug: Es war noch früh als die Fremden Schiffe aus dem Nebel kamen und Alice unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. ''Alice mein Schatz du musst aufstehen!'', rief ihre Mutter panisch. So schnell es ihre müden Beine erlaubten sprang sie aus dem Be...