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CHYELLA

Ich fühlte mich schlecht.
So unfassbar unwohl.
Ich sollte eigentlich überhaupt nicht hier sein.
Jedenfalls sagte mir dies mein Verstand und dennoch hatte ich mich von Azriel überzeugen lassen ihn auf diese Hochzeit zu begleiten, um Kiyan die Stirn zu bieten.

Ich will hier weg.
Einfach nur raus.
Ich verkrafte das alles nicht.
Meine Fingernägel bohrten sich in Azriels Arm, da ich versuchte meinen Halt an ihm zu finden, während wir beide stumm auf die Braut blickten, welche nun zu ihren zukünftigen Schritt und ich das Lächeln dieser Frau schon gar nicht mehr sehen konnte.
Obwohl diese mir eigentlich nichts getan hatte, hasste ich sie trotzdem.

„Schau mich an, Chyella. Richte deine Augen auf mich, dann ist der Schmerz auch erträglicher", raunte mir Azriel zu und umfasste mein Kinn, um mich so herum zu lenken.

„Kann ich nicht doch noch ganz schnell wieder gehen?", fragte ich hoffnungsvoll, woraufhin er sofort den Kopf schüttelte.

„No, lass nicht zu, dass er gewinnt. Zeig meinem Bruder, dass er dich damit nicht klein kriegt, denn du bist so viel stärker als du denkst", erklärte er mir.

Savanna machte den letzten Schritt auf den erhöhten Podest der Kirche und wurde an Kiyan gereicht, welcher schon eindeutig zu lange in meine Richtung blickte.
Innerlich betete ich so sehr, dass unsere Blicke sich nicht treffen würden, doch im nächsten Moment musste ja genau dies passieren.
Es war verwunderlich, denn Kiyan starrte mich die ganze Zeit an, während der Pfarrer seine Rede hielt.

„Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau.
Sie dürfen ihre Frau nun küssen", sprach dieser.

Bei diesen Worten spürte ich einen heftigen Druck in meinem Brustkorb und mein ganzer Körper sehnte sich danach, einfach nach vorne zu stolzieren, um Kiyan genau jetzt die Meinung zu geigen.
Doch ich hielt mich zurück und wünschte dem Ehepaar innerlich auch ganz viel Glück, denn ich durfte die beiden nicht daran hindern, auch wenn dies heißen würde, selbst daran zerbrechen zu können.

Seine Lippen wanderten zu ihren, weshalb ich mich hektisch umdrehte und mir die Hand auf den Mund schlug, damit niemand mein Schluchzen hören könnte.
Meine Tränen waren dennoch unaufhaltsam, weshalb diese mir geradewegs die Wangen hinunter liefen und ich mich in Azriels Hemd krallte.
Er schlang seine Hände schützend um meinen Körper, wobei ich mich mehr als nur geborgen fühlte und ich ihm dankbar war, dass er derjenige war, welcher mir die Sicht versperrte und ich dies somit nicht mitansehen musste.

Azriels Mund näherte sich meinem ebenfalls auffällig, weshalb ich ihn nur verwundert anblickte und im ersten Moment gar nicht realisieren konnte, dass dieser mich ebenfalls in einen Kuss zog.
Perplex und völlig überfordert erwiderte ich diesen und keuchte leise als er mir auf die Unterlippe biss, wobei seine Zunge sich Eintritt in meinem Mund gewährte.
Meine Augen weiteten sich, die Wangen glühten sowie mir die Überforderung ins Gesicht geschrieben stand.

Wieso hatte mich Kiyans Bruder einfach so geküsst?
Wieso hatte er mir vorher nichts gesagt?

„Ich-", stammelte ich verlegen und fand in diesem Moment keinerlei Worte.

„Du musst nichts sagen. Ich habe dich damit abgelenkt, denn du hast in diesem Moment mal nicht an ihn gedacht", sagte er leise und sah mir dabei tief in die Augen.

„Ich-danke", war das einzige, was meinen Mund verlassen wollte.

Bevor ich weiter über diese seltsame Situation zwischen uns nachdenken konnte und die körperliche Nähe, welche dabei entstand, folgten wir der Menschenmenge.
Mit mehreren Autos wurden alle eingeladenen Gäste zur Location gefahren und ich fühlte mich unwohl in dieser teuren Limousine, denn diesen Luxus hatte ich auf jeden Fall nicht verdient.

Ich blickte stumm aus dem großen Fenster, wünschte mich einfach nur in mein gemütliches Bett zurück in meiner Vier-Zimmerwohnung, wo ich dann auch ungestört und für mich sein konnte.
Meine Beine zog ich zusammen, machte mich etwas klein und wartete darauf endlich wieder aussteigen zu können.
Das nächste Mal würde mich sicherlich nie wieder jemand überzeugen mitzugehen.

„Wir schaffen das. Du und ich. Gemeinsam, vertrau mir!", raunte Azriel mir zu und reichte mir die Hand, welche als Stütze zum Aussteigen half.

Dankend nickte ich und sah mich staunend um als wir den ersten Schritt in den Raum machten, welcher vor Luxus einfach nur prallte.
Die Dekorationen überall waren einfach nur wunderschön, genauso wie es ein großzügiges Buffet auf einem langen Tisch mit weißer, eleganter Decke obendrauf, gab.
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, denn es wurde zufällig mein Lieblingssong gespielt, weshalb ich Azriel energiegeladen auf die Tanzfläche zog und dieser meiner unausgesprochenen Aufforderung sofort folgte.
Er drehte mich um die eigene Achse und platzierte seine Hände auf meiner Taille, wobei ich anhand dieser navigiert wurde.

„Du bist eine wirklich tolle Tänzerin, mi ángel!", lobte Azriel schmunzelnd.

„Danke, du bist auch gar nicht so übel", kicherte ich.

„Ich zeig dir schon noch, wie charmant ich sein kann", brummte er.

„Das bist du doch auch schon so, mein Romeo", grinste ich.

Ich genoss die Zeit mit ihm wirklich und es fühlte sich alles so viel einfacher an als mit Kiyan, welcher für alles immer eine Ausrede hatte und er würde dies niemals mit mir machen, denn dieser Mann war kein Typ für Scherze.
Vielleicht war es wirklich besser so, dass Kiyan nun diese Savanna geheiratet hatte und mir somit verdeutlichte, was er eigentlich von mir wollte.
Nämlich rein gar nichts und dies würde ich meinem Herz auf irgendeine Art und Weise auch noch schonend beibringen.

„Wie fühlst du dich?", wollte Azriel von mir wissen, während er mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht strich.

„Besser. Ich habe immer noch keine Ahnung, wie du das immer schaffst, aber mir geht es wirklich besser. Ich danke dir von ganzem Herzen dafür", erklärte ich ihm ehrlich, wobei seine Hand auf meiner ruhte.

„Dann nimm dir jetzt die Kraft und sage Kiyan ins Gesicht, dass du nicht mehr für ihn arbeiten wirst sondern für mich. Sonst werde ich es demnächst tun."

„Ich sollte ihn heute nicht stören. Schließlich ist dies seine Hochzeit und es wäre-", fing ich an.

„Dios! Er nimmt auch keine Rücksicht auf dich, also tue es", unterbrach er mich aufbrausend.

Leicht zögerlich setzte ich mich in Bewegung und lief direkt auf Kiyan zu, welcher am Tisch saß und gemütlich einen Scotch trank.
Meine Beine waren wie Butter als ich vor ihm zum stehen kam und mein bisheriger Chef sich erhob.

„Ich werde nicht mehr für dich arbeiten, Kiyan", flüsterte ich leise die Worte und wand mich damit zum gehen ab.

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Azriel oder Kiyan?🤔

Meint Azriel es wirklich Ernst mit ihr?🙈🫣

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