Kapitel 2

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Foto: „Sam Warren / Sunny "


»Willst du den neusten Tratsch und Klatsch der Schule hören?«

Oh ja, den wollte ich nicht hören. Dennoch nickte ich.

»Ich zitiere«, begann sie. »Melanie Gabe: Ich habe Fox in der Schultoilette einen geblasen. Stacy Saunders: Du erinnerst dich vielleicht? Ich habe Fox, nach dem Kampf einen runtergeholt. Teresa, ich hab keine Ahnung wie auch immer sie weiter heißt, hat es sogar mit dir in deinem Bett gemacht und Patricia Cambel, ist seit neusten mit dir zusammen!«

Wir besuchten die Kalifornia High School im letzten Jahr. Meine Mom und mein Dad waren der Meinung, dass ich neben meiner Leidenschaft zum Boxen wenigstens einen Abschluss machen sollte. Nach der Highschool würde es für mich direkt mit meiner Boxkarriere weiter gehen. Mein Trainer, der unter anderem mein Vater war, ebenso wie ein sehr guter Freund von ihm, hatten mich in der Leidenschaft immer unterstützt. Ich hatte begonnen, mich in den Amateurrängen hoch zu kämpfen. Irgendwann war ein Sponsor auf mich aufmerksam geworden und bot mir an, Profiboxer zu werden. Die Bedingung meiner Eltern - die Sache mit dem Abschluss. Das war eine Sache, die ich gut mit mir vereinbaren konnte.

»Stimmt, stimmt, stimmt nicht und zur Hölle, wer ist Patricia Cambel?«

Sunny, so nannte ich Sam, weil sie für mich wie meine ganz persönliche Sonne war, grinste mich breit an. »Sie ist seit letzter Woche deine Freundin. Wie kannst du das nur vergessen?«, fragte sie gespielt.

Und so gefiel sie mir. Genauso! Nicht traurig und zusammen gerollt, sondern lächelnd und für jeden Spaß zu haben.

»Wenn sie gut aussieht, überleg ich mir das bestimmt nochmal.«

»Wie oberflächlich«, gab sie zurück.

Ja, ich war oberflächlich und ich hatte kein Problem damit! Ich war nicht der Typ, der eine Freundin hatte und mit einer anderen herummachte, so wie mein Onkel, aber ich war definitiv der Typ, der mit mehreren Mädchen herummachte. Nicht zur selben Zeit, aber manchmal erst eine, dann die andere. Meine Mutter sagte mir immer, dass ich wie mein Vater in jungen Jahren sei, bevor sie sich kennengelernt hatten. Er hatte auch nichts anbrennen lassen und lockere Affären gehabt.

Meine Eltern schienen eine Vergangenheit zu haben, die einige Lücken aufwies. Ich wusste das mein Vater mal angeschossen wurde, weil er eine Narbe trug. Dass meine Mutter sehr gut mit Messer umgehen konnte und dass mein Vater eine Waffe besaß, die er nicht geladen im Haus versteckte. Ich hatte mal meinen Onkel Malcolm, weil er derjenige war, aus dem man am meisten heraus bekam, nach ihrer lückenhaften Vergangenheit gefragt, doch er hatte nur gemeint: »Dein Vater würde mir den Arsch aufreißen, wenn ich rede.« Danach hatte er wieder geschwiegen.

Mein Großvater sowie meine Großmutter waren eine ganz eigene Marke. Meine Großmutter hatte mich mit Kuchen abgespeist und mein Großvater hatte gedroht. »Wenn du nochmal fragst, lasse ich dich eine Zigarre rauchen.«

Ja, die Warren Familie war leicht verrückt. Dennoch gab es eins, was ganz groß bei uns geschrieben wurde. Loyalität. Wir standen immer füreinander ein und hielten zusammen. 

»Wir haben seit heute ein neues Mädchen in der Klasse, das von einem Mädcheninternat kommt. Sie ist echt hübsch und ich wette, dass sie noch Jungfrau ist.«

Sam und ich besuchten denselben Jahrgang, aber nicht dieselbe Klasse.

»Was willst du mir mit dem hübsch sagen? Hübsch für dich oder für mich?«, fragte ich.

Noch eines der Dinge, die ich über Sam wusste. Sie stand auf Frauen. Nachdem sie damals ihre ersten Erfahrungen mit Jungs gemacht hatte und ich den ein oder anderen verprügeln musste, hatte sie irgendwann verkündet, dass sie Jungs ekelig fand und Mädchen datete. Meine Eltern wussten davon - ihre nicht.

Deepest Fight - The Fox Story (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt