Kapitel 3

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Foto: „Kaly"

Als ich nach unten kam, saßen Ben und Taylor auf der Couch. »Was ist?«

Die viel zu blauen Augen meines Bruders huschten zu mir. Wir hatten alle blaue Augen, meine Mom so ein typisches Meeresblau, mein Dad Tiefblau, ich eine Mischung aus Blau, grün, obwohl mehr blau als grün und Ben hatte das, was man Eisblau nannte. Er grinste. »Mom und Dad sind da drin etwas intim.«

Ja, auch alte Menschen hatten Sex und davon anscheinend jede Menge. Wir hatten unsere Eltern noch nie dabei erwischt, aber schon sehr oft gehört. Doch die Zeitspanne zwischen dem als meine Mutter gesagt hatte, dass ich Ben holen sollte und jetzt war minimal. Ein bisschen konnte man sich doch wohl zusammen reißen, oder?

Sunny kam die Treppen hinunter und sie trug ihr dunkles Haar zu einem Knoten auf dem Kopf.

»Was ist los, ihr Milchgesichter?«, fragte sie und sah Ben und Taylor abwechselnd an. So nannte sie die beiden immer und anhand von deren dümmlichen Grinsen wusste sie, was los war. Sie verdrehte die Augen. »Was ist nur los mit den Erwachsenen!«

Ich verwies sie auf eines der drei Sofas, die in unserem Wohnzimmer standen, schnappte mir die Fernbedienung und stellte den Fernseher an. Ich stellte ihn extra laut, sodass wir nichts von dem, was die beiden da drin trieben, hören würden. Nach einer gefühlten Ewigkeit rief Mom nach uns. Als wir uns erhoben und in die Küche wollten, kam sie uns schon entgegen.

»Was dauert das denn so lange?«, fragte sie so, als ob wir jetzt daran schuld hätten, dass wir verspätet essen würden.

»Wir wollten nicht stören«, antwortete Ben. »Hm ... ihr wolltet also nicht stören, was?«, wiederholte sie die Worte meines Bruders. »Was glaubst du eigentlich, wie du entstanden bist?«

Meiner Mom ebenso meinem Dad, waren solche Dinge nicht peinlich, sie redeten offen darüber. Sie taten es nicht direkt vor unseren Augen, dennoch schämten sie sich auch nicht dafür. Sie waren sexuell aktiv und das in den Mittfünfzigern.

»Na ja, hoffentlich nicht auf dem Küchentisch«, erwiderte Taylor.

Dafür fing er sich einen Nackenklatscher von Ben ein. Wenn er es nicht getan hätte, dann definitiv Sam oder ich. »Aua!«, maulte Taylor und rieb sich den Nacken.

»Los, Tisch decken... sofort!«, befahl Mom und wir machten uns auf den Weg in die Küche.

Mein Vater, ließ sich wie immer nichts anmerken und wir machten uns mit ihm zusammen daran, den Tisch zu decken. Sam befüllte zusammen mit Mom die Teller. Ich beobachtete Sam. Sie hatte unter der Dusche geweint, das konnte ich ihr ansehen. Mich machte es fertig, sie so traurig zu sehen. Doch hier vor unseren kleineren Geschwistern, Mom und Dad würde sie stark sein. Ich liebte meinen Onkel, aber was er seiner Familie antat, war wirklich mies.

»Fox«, störte Dad meine Gedanken. Er betrachtete mich mit diesem nachdenklich, wissenden Blick. Er wusste, dass ich mir Sorgen machte. Es war eine der Eigenschaften, die ich von meinem Dad hatte. Mein Dad achtete immer darauf, dass es allen in der Familie gut ging. Er war weder jemand der sich beschwerte, noch jemand der jammerte. Charakterlich waren wir ein wenig gleichgestellt. Bei Ben war es irgendwie die gesunde Mischung aus beiden. Er konnte geduldig sein wie mein Vater, konnte aber auch aufbrausend werden wie meine Mutter.

»Wie ist die Mathearbeit ausgefallen?« Ach ja ... da war ja noch was. »Gut so weit!«

Durch das Training, hatte ich in letzter Zeit bei meinen schulischen Leistungen etwas nachgelassen. Doch ich war gerade dabei, es aufzuholen. Mein Vater nickte. Ein Nicken bedeutete, dass er zufrieden war. Während des Essens redeten wir über die Schule, das Boxen und darüber, wie gerne meine Mutter mich an meinem Abschlussball, den ich definitiv nicht besuchen würde, in einem Anzug sehen würde. Das konnte sie vergessen!

Deepest Fight - The Fox Story (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt