Kapitel 13

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Foto: „Amy Warren"

»Bro, ich wusste gar nicht, dass ich ne Freundin habe!«

Willkommen im Club Bruderherz. Ben stand im Türrahmen meines Zimmers und grinste leicht.

»Mom hat genervt, da hab ich gesagt dass sie dich ausquetschen soll und zack hatte sie diesen irren Blick.«

Ich versuchte sie nachzuahmen und sah meinen kleinen Bruder an. Er lachte und trat ins Zimmer.

»Ich hab ihr gesagt, ich erzähle ihr alles über meine Freundin...«, er machte Gänsefüßchen  »...wenn sie mir den Zettel unterschreibt.«

Mein Bruder war ein gerissenes kleines Arschloch, dennoch wusste ich sofort, dass meine Mutter sich auf den Deal nicht eingelassen hatte.

»Zählt es eigentlich schon zu Kindesmisshandlung, wenn man seinem Kind droht, dass man es, ich zitiere: Wenn du noch einmal versuchst mich zu erpressen, dann werde ich dich in kleine Stücke hacken und dich da vergraben, wo dich niemand findet.«

Ich musste grinsen. Das war ein typsicher Momsatz. »Das fällt wohl schon eher in die Kategorie Morddrohung.«

Wir beide lachten. Mein Bruder schloss die Tür und setzte sich auf meinen einzigen Schreibtischstuhl, den ich in meinem Zimmer hatte. Ich hatte das kleinere Zimmer von uns beiden, dennoch reichte es mir. Mehr als mein Bett, einen Schrank, eine Kommode und meinen Schreibtisch brauchte ich nicht.

Dad hatte uns den Dachboden zu unserer Spielhöhle ausgebaut. Als wir Kinder waren, gab es da oben jede Menge Spielzeug. Sämtliche Carrera Bahnen und unzählige Kisten mit Bausteinen. Typische Sachen, die Jungs eben interessierten. Doch als wir älter wurden, hatten wir die Sachen gespendet und den Dachboden neu aufgezogen. Jetzt befanden sich da oben zwei Sofas, ein Tisch, ein Boxsack, ein Fernseher und eine Playstation. Ich hatte irgendwann ganz das Interesse verloren, also hing Ben da oben zusammen mit seinen Freunden ab.

»Ich würde dich gerne um was bitten«, ließ er verlauten. Wenn Ben mich um was bat, dann ging es um etwas Ernstes.

Mein Bruder hatte mich bisher nur einmal um etwas gebeten und das war ihm das Boxen beizubringen. Er verschränkte die Arme vor seiner jetzt schon breiten Brust und sagte:

»Ich kriege weder, die Strandhausparty noch kriege ich einen von unseren Erziehungsberechtigten dazu überredet, dass ich mir mein erstes Tattoo stechen darf. Also!«

Sein Blick wanderte einmal über mein Gesicht, bevor er weitersprach »Entweder oder, du weißt, ich bitte dich sonst nie um etwas.«

Es stimmte. Mein Bruder nahm alles stillschweigend hin. Hin und wieder beschwerte er sich mal, aber im Großen und Ganzen war er ein Teenager, auf den die Eltern stolz sein konnten. Ich dachte über seine Bitte nach. Ganz ehrlich. Ich würde meine Eltern wohl eher dazu kriegen, dass er sich den Tattoo Wunsch zum Geburtstag erfüllen konnte, als die Party im Strandhaus, nach der Sache mit Kaly.

»Ich kümmere mich darum!«

Und das würde ich tun, darauf konnte er sich verlassen. Als Erstes würde ich, mit meinem Dad reden. Mit ihm war immer alles leichter, wenn wir ihn auf unserer Seite hatten, dann würde es nicht mehr lange dauern bis auch Mom einknickte und das wusste Ben. Er wusste, wenn ich ihm half, würde er sein Tattoo bekommen.

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Sunny: Du glaubst nicht, was passiert ist

Ich: Weißt du, wie spät es ist?

Sunny: Ich hab Marisa geküsst, oder sollte ich sagen sie hat mich geküsst

Ich: Und mir das mitzuteilen, hatte nicht bis morgen früh Zeit?

Deepest Fight - The Fox Story (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt