Kapitel 31

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Es war schon sehr spät, als ich bei meinen Großeltern ankam. Jeder der Warren Söhne besaß einen Schlüssel zu dem Haus meiner Großeltern. Dad und seine Brüder hatten es beschlossen, nach dem mein Grandpa den letzten Herzanfall gehabt hatte. Als ich das Wohnzimmer betrat, saß der alte Herr in seinem Sessel. Er war eingeschlafen und das Bild des Fernsehers zeigte irgendeine Gaming-Show. Ich schaltete den Fernseher aus und wollte ihn wecken, damit er ins Bett ging, doch er starrte mich aus großen Augen an.

»Fox, mein Junge«, sagte seine alte raue Stimme in die Stille des Wohnzimmers.

»Grandpa«, seufzte ich und ließ mich auf eines der Sofas fallen.

Mein Großvater richtete sich etwas auf und räusperte sich: »Warum bist du hier?«

Tja, warum war ich hier, weil ich mich verdammt nochmal wie der letzte Arsch aufgeführt hatte. Weil ich die Person, nach der ich irgendwie süchtig geworden war, vor den Kopf gestoßen hatte. Weil ich sie verletzt hatte. Ich ihr mit anderen Worten geradewegs ins Gesicht gesagt hatte, dass ich sie fickte, weil sie es sich von mir gefallen ließ. So als wäre sie nicht das geringste wert. Fuck! Sie war soviel mehr wert. Wenn ich ganz ehrlich zu mir war, war sie dabei, sich in dieses klopfende Ding in meiner Brust zu schleichen. Und wenn ich nicht aufpasste, konnte sie es komplett in Besitz nehmen, genau wie meine Eier und alles andere von mir. Ich wollte diesen Scheiß nicht. Ich wollte sie nicht mögen. Sie nicht so ansehen, als wäre sie der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich wollte mich nicht, in sie verlieben, doch ich war auf dem besten Weg dahin und ich gab ihr die Schuld dafür. Ich ließ es sie auf eine Art wissen, die nicht gesund war, die sie mehr zerstörte als ihr guttat. 

Mittlerweile hasste ich mich für mein Verhalten. Ich wollte so gerne jemand für sie sein, der gut für sie war und sie so behandelte, wie sie es verdiente. Doch ich konnte nicht, ich konnte es nicht und ich hatte nicht einen Funken Anstand in den Knochen, um ihr das zu sagen. Ich war genauso ihr Verderben wie ihr Vater und all die anderen, die sie wie ein Stück Dreck behandelten. Ich war egoistisch und selbstsüchtig. Getrieben von Lust und Panik, jemand anderes könnte sie ficken. Wie krank war das bitte? Ich war nicht gut für sie, aber ich war auch nicht bereit dazu, sie gehen zu lassen.

»Ihr Jungs kommt nur hier her, wenn ihr was verbrochen habt«, störte Grandpa meine Gedanken.

Eigentlich war er der Letzte, mit dem ich mich darüber unterhalten wollte, wiederum war er auch nun mal hier, bereit mir zuzuhören. Also erzählte ich ihm, was passiert war. Mein Großvater war genau, wie mein Dad, er nickte, hörte zu und wartete bis zum Schluss um etwas dazu zu sagen.

»Du magst das Mädchen, mehr als dir guttut«, sprach er, als Erstes, nachdem ich meine Worte beendet hatte. »So war es bei deinem Dad auch, nachdem er deine Mutter getroffen hatte.«

Er lächelte ein wenig. »Er hat ihr helfen wollen, doch erst wollte sie seine Hilfe nicht. Hank ist niemand, der sich aufdrängt. Er hatte immer ein Auge, um die ganze Situation zu betrachten und wartete, bis deine Mutter von alleine zu ihm kam.«

Er machte eine kurze Pause und sagte: »Sie kam und bat ihn um Hilfe und danach nahm alles seinen Lauf. Du magst das Mädchen und willst ihr helfen, aber sie ist nicht bereit sich dir zu öffnen. Niemand kennt die Beweggründe dafür, doch so ist es, akzeptiere es.«

Einen Bullshit würde ich akzeptieren. Ich war nicht bereit dazu, mich nicht in ihren Problemen einzumischen. Ganz ehrlich, die Worte, die er gesprochen hatte, waren vermutlich richtig und mein Dad hätte auch so was zu mir gesagt, aber es ging hier um Kaly und wenn es um Kaly ging war ich unvernünftig, ähnlich wie bei Sunny nur anders. Dennoch dankte ich meinem Großvater für seine offenen Worte und wir unterhielten uns noch ein wenig im Dunkeln. Dann ging ich in das alte Zimmer meines Dads und ließ mich ruhelos in den Schlaf gleiten.

Deepest Fight - The Fox Story (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt