Kapitel 34

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Gegenwart

»Fox«, hauchte sie nach einer halben Ewigkeit, die wir uns angesehen hatten.

Ich hatte mir oft vorgestellt, wie es sein würde, sie wiederzusehen, aber ich hatte mir verboten, es weiter auszuschmücken. Denn sonst hätte ich den Mist nicht durchgehalten, mich von ihr fernzuhalten. Es war gleichzeitig das schwerste, aber auch das beste für jeden von uns. Ich war zu jemandem geworden, der nicht gut war, weder für sie noch für mich. Mein Dad hatte mir damals oft gesagt, dass ich mich in den Griff bekommen sollte. Doch ich hatte es einfach nicht geschafft. Ich hatte jeden, der ihr auch nur eine Armlänge zu nah gekommen war, wie ein Tier fern gehalten, hatte mich auf ihn gestürzt wie ein tollwütiger Hund und ihn zerfleischt. Ich war verrückt geworden, wenn sie nicht bei mir war. Des Öfteren hatte ich sie mitten in der Nacht gezwungen zu mir zu kommen, egal in welcher Stadt ich gerade war. Kaly hatte ich wie jemanden behandelt, mit dem ich machen konnte, was ich wollte und sie hatte es zugelassen. Sie hatte all den Scheiß zugelassen und mitgemacht. Sie war so nett gewesen und ich hatte sie verdorben. Ich hatte ihr alles genommen und nicht mal das hatte sie mir übel genommen. Genau dafür, hatte ich angefangen, sie zu verurteilen.

Ich hatte mich oft gefragt, warum sich alles so zwischen uns entwickelt hatte, hatte immer die Warnungen im Kopf gehabt und hatte trotzdem weiter gemacht. Weiter und weiter. Immer weiter, getrieben von etwas sehr Verrücktem in mir. Meine Mom hatte zeitweise angefangen meinem Dad dafür die Schuld zu geben, ihm gesagt, dass es der Teil von ihm war, der mich so werden ließ. Das Monster in ihm hatte sie einmal gesagt. Doch ich sah es so, ich war jung und definitiv nicht bereit dazu gewesen eine Beziehung zu führen. In gewisser Weise war ich noch grün hinter den Ohren gewesen, zumindest was eine Liebesbeziehung anging. Ich war da hineingerutscht und auch wenn ich die ganze Vernunft, die ich damals schon besessen hatte, versuchte hatte auf Kaly zu umzulenken, war der Schuss nach hinten losgegangen. Und sie war in meinen Augen schuld daran gewesen.

Wie oft hatte ich mir gedacht, wenn sie nicht an unsere Schule, gekommen wäre, wäre der ganz Mist nicht passiert. Doch jetzt wusste ich, egal wie, egal wo, es wäre passiert. Kaly und ich gehörten zusammen wie zwei Herzen, die einmal ein ganzes waren und jetzt wieder jedes für sich schlug. Ich liebte sie immer noch so, so verdammt sehr.

»Warte, du bist doch der Boxer?«, sagte der Kerl.

Ich hatte mich verändert, hatte genug Abstand dazwischen gebracht und wie sagte man ich war erwachsen geworden, also drehte ich den Kopf und sah diesen Kerl an. Er trug genau wie ich einen Anzug, obwohl er ganz anders aussah als ich. Bei ihm schrie der Anzug: „Ich stinke nach Geld, sieh mich an."  Wie ein Mann, der in diesen Anzug hinein geboren wurde, wie ein Zirkusäffchen, das aller Welt zeigte, wer er war. Hingegen bei mir, war es nur eine Verkleidung, mit der ich mit der Zeit gelernt hatte, umzugehen. Sowie heute. Sowie jetzt. Ich nickte und rang mir ein Lächeln ab.

Kaum zu glauben, aber ich war ihm nicht an den Hals gesprungen und hatte seinen Kopf auch nicht auf die Tischplatte geknallt. Ich war jetzt echt sowas wie zivilisiert. Obwohl es da manchmal noch diesen Teil von mir gab der....ach nein lassen wir das.

»Fox Warren, das gibt es ja nicht«, sagte der Kerl und blickte dann rüber zu Kaly. Ich ließ meinen Blick ebenfalls zu ihr gleiten. »Du kennst ihn?«, fragte er sie.

Kaly nickte leicht. Ihre Wangen, die sich rot färbten und mich sofort daran erinnerten, wie sie immer errötet war, wenn ich sie in Verlegenheit gebracht hatte, aber jetzt war es anders. Es war nicht wie eine Art Vorspiel und wir würden uns gleich auch nicht gegenseitig ausziehen und ich würde ihr auch nicht irgendwelche Schweinereien ins Ohr flüstern. Nein, sie schämte sich wirklich und ich konnte mir sehr wohl vorstellen, woran das lag. Gleich würde der Kerl begreifen, wer sie war. Doch er sagte:

Deepest Fight - The Fox Story (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt