Kapitel 21

436 28 134
                                    

Am Abend kam Kalys Onkel tatsächlich bei uns vorbei. Sein Auftreten war, genau wie das erste Mal als ich ihn gesehen hatte, plump und einschüchternd. Dennoch war Hank Warren mein Vater und wie ich jetzt wusste, ein ehemaliger Killer. Niemand war in meinen Augen einschüchternder, als er. Endlich verstand auch ich die Bedeutung hinter Dads Namen. Wenn wir nicht so groß geworden wären, wie wir groß geworden waren, würden wir vermutlich nicht damit umgehen können, doch weder für meinen Bruder war das ein Problem noch für mich.

»Hank«, sagte Jason als mein Dad ihm die Tür öffnete. Ben und ich saßen im Wohnzimmer und hatten uns irgendeine Wiederholung eines Boxkampfs angesehen. Wenn Besuch kam, hatten wir gelernt, den Fernseher auszustellen. Mein Dad und Jason reichten sich die Hand und die Art von Haltung kannte ich von meinem Vater, wenn er jemandem nicht zu hundert Prozent vertraute. Doch er hatte ihn in unser Haus eingeladen, meinetwegen, weil ich ihn darum gebeten hatte. Jason, sah sich um, als hätte er nie was Schöneres gesehen, als unser Haus. »Wieso war ich nie bei dir zu Hause?«, fragte er.

Mein Vater gab ihm darauf keine Antwort. Dann nahm er mich ins Visier. »Fox«

Ich nickte. »Jason.«

Wir reichten uns ebenso die Hand. Seine grünen Augen richteten sich auf meinen Bruder. »Du musst Ben sein.«

Er tat etwas, das, viele Leute taten, wenn sie uns kennenlernten und sie über uns wussten, dass wir boxten.

Er schlug ein paar Haken in Richtung meines Bruders. Ben ließ das unkommentiert und ging auch nicht darauf ein. Das taten wir nie. Das war unnötig, ehrlich. Jason merkte irgendwann selber wie unnötig das war und klopfte meinen Bruder auf die Schulter.

»Ich weiß nicht, wer von euch beiden eurem Dad ähnlicher sieht. Du oder du.« Er betrachtete uns abwechselnd. Ja, wir sahen unserem Dad ähnlich, obwohl ich eindeutig die weicheren Gesichtszüge von Mom abgekriegt hatte, während Ben die groben von Dad hatte.

Meine Mom, die aus der Küche kam, richtete ihren blauen Augen auf ihn. Sie verzog keine Miene. Sie lächelte nicht einmal.

»Garoni, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich nochmal wiedersehe.«

»Aber gehofft, hast du es schon, kleine Wildkatze.«

Meine Mutter legte den Kopf schief. »Nenn mich noch einmal Wildkatze vor meinen Jungs und du bekommst ein Wiedersehen mit meinen Babys.«

Jason lachte. »Immer noch die scharfe Zunge von damals.«

Okay, es war eindeutig, dass irgendwas zwischen meiner Mutter und Jason abgegangen war und so langsam verstand ich auch die Zusammenhänge. Jason hatte wohl auf meine Mutter gestanden. Deswegen vertraute Dad, ihm nicht. Meine Mutter nannte ihre Messer, wie wir jetzt wussten, Babys. Als wir gemeinsam in die Küche gingen, hielt mein Bruder mich kurz zurück.

»Was für ein Vollidiot und das ist echt Kalys Onkel?«

Ich musste lachen, weil ich genau dasselbe gedacht hatte.

»Der Vollidiot weiß aber, was bei Kaly zu Hause abgeht«, erwiderte ich.

Meine Mutter hatte Hähnchenkeulen mit Püree und Gemüse gemacht. Was wieder einmal köstlich schmeckte, wie alles was sie kochte. Mir war schon beim Taco Essen mit Jason aufgefallen, dass er nicht unbedingt die besten Tischmanieren besaß und er zeigte das hier auch wieder.

»Wie geht es denn deinen Brüdern, Hank?«

Mein Vater war niemand, der sich schnell provozieren ließ, aber bei Jason konnte ich mir vorstellen, dass er es schon geschafft hatte, meinen Dad zu provozieren. Selbst mir juckte es schon in den Fingern.

Deepest Fight - The Fox Story (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt