Kapitel 32

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Teil 2

Gegenwart

Sie nach all dem Scheiß wiederzusehen war, wie an einem Sommermorgen aufzuwachen und das von ein paar Wellen dominierte Meer zu betrachten. Rein und klar. Es war wie alles und nichts. Es zeigte mir, was ich hätte haben können. Sie mit all ihren wunderbaren Vorzügen. Mit ihrer Liebenswürdigkeit, Freundlichkeit, ihrem viel zu großen Herzen. Auch wenn man es ihr aus der Brust riss, es in zwei teilte und es ihr vor die Füße warf, besaß sie es immer noch.

Es schien ihr wieder gutzugehen und ich fragte mich wie lange ich sie nicht gesehen hatte. Fuck ..., ich wusste es. Es waren genau, ein Jahr und acht Monate. Ja, ich hatte mitgezählt, weil ich sie unendlich vermisste. Ich hatte ihr Lächeln vermisst. Ihre Unschuld. Ihren Körper der immer unter meinem gebebt hatte und ihren unverkennbaren Kaly Geruch. Sie war mein gewesen und ich hatte sie von mir gestoßen.

Der Kerl an ihrer Seite, wer war er? Irgendeiner, der sie sowie damals die notgeilen Ärsche von unserer Schule nur ficken wollte? Oder war er jemand, den sie ansah und ihm ein aufrichtiges Lächeln schenkte? War er jemand, dem sie dasselbe Stöhnen schenkte, wie sie es mir geschenkt hatte, bevor ich uns zerstört hatte. War er jemand, den sie in ihr Leben gelassen hatte?

Wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch war, fragte ich sie nicht nach ihr. Ich wusste, dass es weder für sie noch für mich gut war. Nachdem was ich damals gemacht hatte, hatte sie es verdient glücklich zu sein. Doch sie jetzt mit diesem Kerl zu sehen, weckte das Gefühl in mir, sie mir zurückzuholen. Mir zu nehmen, was mir gehörte.

»Fox, hörst du zu?«, fragte Cassandra, einer meiner Sponsoren und schnippte mit den Fingern vor mir herum. Ich riss meinen Blick von ihr los und blickte die Frau mit dem strengen Zopf an, die gegenüber am Tisch von mir neben Folder saß. Sie seufzte laut.

»Du hast nicht mal zugehört.«

Folder lachte. »Nein, hat er nicht. Er hat jemanden wieder gesehen.«

Folder kannte die ganze Geschichte, ebenso wie meine Familie. Er hatte mich, nach dem Abschluss, so wie er es versprochen hatte aufgezogen. Vom Küken zum Hahn gemacht und inzwischen hatte ich mich hochgekämpft. Irgendwann hatte er gemeint, dass es gut sei, einen weiteren Sponsor mit ins Boot zu nehmen und hatte mir Cassandra vorgestellt. Sie hatten schon mal zusammen gearbeitet, da sie in derselben Branche tätig waren und sich lange kannten. Ich würde sogar meinen Arsch darauf verwetten, dass die beiden still und heimlich was miteinander hatten.

Cassandra war im Sportunderwear Geschäft tätig und hatte mir mein persönliches Image verpasst. Ja, ich trug jetzt Anzüge, aber nur bei Geschäftsessen wie diesem!

»Okay Mister Unkonzentriert, wen haben wir denn an gestiert?«

Ich sah rüber zu Folder, dann wieder zu Cassandra und sagte nichts weiter. Ich war eh von Haus aus der schweigsame Typ.

»Du hast dich doch immer gefragt, wer Kaly ist. Sie sitzt gleich da vorn«, sagte Folder und zeigte auf Kalys Tisch.

»Oh«, verformte sich Cassandras Mund. »Du meinst die Kaly?«, sie zeigte auf meinen Hals.

Folder nickte. »Ganz genau die Kaly«, erwiderte er und lächelte.

Ich erhob mich, knöpfte meine Anzugjacke zu und begab mich in Richtung ihres Tisches. Der Kerl saß mit dem Gesicht in meine Richtung. Kaly jedoch mit dem Rücken zu mir. Mein Herz klopfte wie wild. Wie würde sie reagieren? Was würde sie sagen? Was würde ich sagen? Würde ich denselben Schmerz in ihren Augen sehen wie damals, als ich sie von mir gestoßen hatte? Mein Schatten warf sich auf ihren Tisch. Sieh mich an, sieh mich an, sprach ich stumm, um endlich ihr Gesicht wiederzusehen. Beide Köpfe fuhren hoch. Doch nur die, deren Reaktion ich sehen wollte, beobachtete ich und Baby, du hättest in diesem Moment nicht schöner sein können...

Deepest Fight - The Fox Story (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt