Epilog

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Kaly arbeitete inzwischen mit mir im Boxcenter. Ihre Konditorei hatten wir verkauft. Wir hatten das Center umgebaut. Genauso, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Für Kaly hatte ich im Eingangsbereich einen kleinen Empfangstresen herrichten lassen, an dem sie nicht nur die Kunden einweisen konnte. Nein, sie konnte sie auch mit Kaffee und ihren Leckereien gegen einen kleinen Obolus bedienen.

Mittlerweile trug sie unser Kind unter ihrem Herzen und ich würde niemals den Tag vergessen, an dem sie mir verkündet hatte, dass sie schwanger war. Ich hatte meinen fünfundzwanzigsten Geburtstag im Haus meiner Eltern gefeiert, meine ganze Familie war da gewesen. Sie hatte einen Kuchen für mich gebacken, auf dem nicht nur kleine Boxhandschuhe waren. Nein, darauf war auch ein kleines, geformtes Baby abgebildet gewesen. Sie hatte mir eine Schachtel gegeben und mir alles Gute zum Geburtstag gewünscht. Als ich die Schachtel geöffnet hatte, hatte sich darin ein positiver Schwangerschaftstest befunden und ich hatte es kaum fassen können. Sie hatte mich damit zum glücklichsten Mann der Welt gemacht. Wir wollten uns mit dem Geschlecht überraschen lassen und hatten bisher bei jedem Arztbesuch den Arzt daraufhin gewiesen nichts zu sagen. Ich ärgerte sie damit, dass es ein Junge werden würde und konnte es kaum noch erwarten, endlich unser Kind in den Armen zu halten.

»Wie heißt er?«, fragte Ben. »Tobi Mc Guieri«, verkündete ich und warf die Papiere vor mir auf dem Schreibtisch. Ben war inzwischen der neue Champion. Gesponsert wurde er vom Boxcenter und trainiert wurde er von mir. Ben schüttelte den Kopf. »Nie von dem gehört«, ließ er mich wissen.

»Das liegt daran, dass er in den Amateurrängen noch ein Newbie ist.«

Mein Bruder legte seinen Kopf in den Nacken und begann lauthals zu lachen. Ich wusste, warum er lachte. Er würde Mc Guieri zerfleischen.

»Was soll ich denn genau mit ihm machen?«, fragte Ben, als er sich von seinem Lachanfall erholt hatte. Ich zuckte die Schultern. »Gegen ihn kämpfen, wie immer. Sein Trainer sagt, dass er gut ist, dass er ein guter Kämpfer ist. Wenn er sich bewährt, dann können wir sehen, was wir mit ihm anfangen und...«

Es klopfte an meiner Bürotür. Meine wunderschöne Verlobte steckte den Kopf zur Tür herein. Ja, ich hatte Kaly einen Ring angesteckt. Nachdem sie mir verkündet hatte, dass ich Vater wurde, hatte ich sie gefragt, ob sie mich heiraten wollte. Wir würden aber bis nach der Schwangerschaft warten. Meine ganze Aufmerksamkeit galt sofort ihr. »Was gibt es Baby?«

Sie lächelte ein wenig und ihre Wangen verfärbten sich immer noch so toll rot.

»Vorne im Eingangsbereich wartet eine Bewerberin. Ihr Name ist Emely und sie kommt aus Minnesota.«

Wir suchten für Kaly jemanden, der sie vertritt, während sie unser Kind zur Welt brachte.

»Ich komme gleich«, gab ich ihr zu verstehen. Sie nickte und verschwand wieder. Als ich meinen Blick wieder auf Ben richtete, grinste er bis über beide Ohren. Ich wollte an unser Gespräch anknüpfen, doch er sagte: »Goldlöckchen.«

»Was?«, fragte ich. Er schüttelte amüsiert den Kopf. »Emely aus Minnesota, das ist Goldlöckchen.«

Ahh, jetzt verstand ich. Ben hatte mir heute Morgen erzählt, dass er gestern Abend auf einer Party ein Mädchen kennengelernt hatte, das nicht nur ganz nach seinem Geschmack gewesen war, sondern auch eines, der er den Namen Goldlöckchen verpasst hatte. Ben hatte, soweit ich wusste, lockere Affären. Zurzeit mit einem Mädchen namens Kendra, die fast täglich bei seinem Training zusah. An Goldlöckchen, das Mädchen, das im Eingangsbereich war und von mir eingestellt werden wollte, hatte er mir mit einer Faszination erzählt, dass ich noch nicht so recht sicher war, ob ich sie wirklich hier arbeiten lassen sollte.

»Du solltest sie einstellen«, riet Ben mir und jetzt musste ich lauthals lachen. Ich erhob mich und sah meinem Bruder direkt in seine eisblauen Augen.

»Ist sie deine Misses?«

Er wiegte den Kopf ein wenig hin und her. »Sie ist erstmal eine Herausforderung. Mit einem fantastisch großen Mundwerk.«

Ich öffnete die Bürotür. »Dir ist schon klar, wenn ich sie einstelle, dass du die Finger von ihr lässt.«

Ben erhob sich vom Stuhl. »Bro im Ernst, was glaubst du, wer ich bin. Taylor?«

Ben lief an mir vorbei. »Vielleicht solltest du nicht erwähnen, dass ich hier bin. Ich glaube, sie hasst mich. Vorerst!« Er zwinkerte und verschwand dann aus meinem Sichtfeld.

Ich sah ihm noch einen kurzen Augenblick nach, bevor ich durch den Flur in Richtung Eingangsbereich lief. Kaly stand zusammen mit Rebecca, eine unserer Trainerinnen, im Flur und unterzeichnete ein Stück Papier vor sich auf ihrem Klemmbrett, welches sie dann Rebecca zurückgab. Mit einem Lächeln und einem „Danke" in Kalys Richtung, lief Rebecca nickend an mir vorbei. Kaly hatte genau wie ich für alles die Berechtigung, sie konnte alles mitentscheiden, was das Center anging. Ich vertraute ihr vollkommen. 

Die Hände in die Hüften gestemmt, verharrte sie und lächelte mich an. Das blaue Maxikleid, das sich über die Rundung ihres Bauchs legte, stand ihr ausgezeichnet. Alles, was sie trug, sah einfach gut an ihr aus. Die Schwangerschaft ließ sie noch mehr strahlen, vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, weil sie mein ganz persönlicher Engel war. 

Bei ihr angekommen zog ich sie an der Taille zu mir heran, dabei ließ ich meine Hand seitwärts über ihren Bauch gleiten, behutsam strich ich darüber. Kaly legte ihre Arme um meine Schultern und wir sahen uns vertraut tief in die Augen.

»Hast du schon mit diesem Mädchen geredet?«, fragte ich.

Zaghaft nickte sie. »Sie hat Erfahrung, da sie in ihrer Heimstadt, in einem Fitnessstudio gearbeitet hat und dieses Mädchen... heißt Emely. Merk dir bitte ihren Namen.«

Ich musste ein wenig lächeln. Sie kannte mich doch einfach zu gut. Gedanklich machte ich mir eine Notiz.

Während ich früher ihr Gesicht nach Verletzungen abgesucht hatte, suchte ich es jetzt nach einem Zeichen von Müdigkeit ab. Obwohl ich ihr schon mehr als einmal gesagt hatte, dass sie nicht mehr arbeiten sollte, hörte sie nicht auf mich.

»Baby fahr schonmal nach Hause, ruh dich ein bisschen aus.«

Inzwischen hatten wir eine gemeinsame Wohnung in Long Beach und ja, auch wenn es wirklich verrückt gewesen war, hatte ich ihr komplett freie Hand bei der Dekoration gelassen. Hingegen sie mir versichert hatte, dass ich meinen Dodge, auch wenn das Baby da war, nicht gegen ein Familienauto tauschen musste. Kaly war eine gute Verhandlungspartnerin und eine noch bessere Verlobte.

»Du sorgst dich zu sehr! Ich bin schwanger, nicht krank und gerade erst von meiner Mittagspause zurück!«

Das bekam ich in letzter Zeit öfters zu hören, vielleicht hatte sie auch recht und ich sorgte mich nur zu sehr. Aber war es nicht genau das, was eine meiner Aufgaben, als ihr Verlobter war?

Sie zu umsorgen, sie zu lieben, zu respektieren, zu beschützen, für sie da zu sein und ihr zuzuhören! Auch wenn es gewisse Dinge gab, die auch ich, noch lernen musste und Fehler machte, half sie mir, indem wir auf Augenhöhe waren. Zugegeben, für meine Verhältnisse war ich zum Pantoffelhelden mutiert, da sie mich voll an den Eiern hatte, aber es lohnte sich, jeden Tag aufs Neue. 

Ich fuhr mit meiner Hand, die an ihrem Rücken verharrt hatte, hoch zu ihrem Nacken, um ihr Gesicht näher an meines zu bringen.

»Ich will nur nicht, dass du dich übernimmst und...«

»Ja schon klar, Fox«, unterbrach sie mich und sorgte für ein erneutes Lächeln auf meinen Lippen.

Kaly hatte auch vieles gelernt, zum Beispiel, mir über den Mund zu fahren, oder auszusprechen, was sie dachte. Sie war lange Zeit zur Therapie gegangen und wir hatten zusammen noch vieles aus der Vergangenheit verarbeitet.

Wir hatten Höhen und Tiefen in unserer Geschichte erlebt, das meiste davon waren Tiefen. Am Anfang, standen wir vor dem Nichts und am Ende haben wir unsere Liebe in einem kleinen Lebewesen vereint.

Ich lehnte mich vor, um ihr einen sanften Kuss zu geben, bevor wir Gemeinsam den Empfangsbereich des Boxcenters betraten.   


Fortsetzung folgt bei „Date Fight - Do I Love or hate you?" 


Deepest Fight - The Fox Story (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt