12. Duschfönstret

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Patrick

Mit dem Handy am Ohr betrete ich den Fahrstuhl des Hotels, die Fahrt nach Hamburg war lang, aber ich bin heute erstaunlich gut durchgekommen. „Hallo Sanna, ich bin es! Ich wollte nur sagen, dass ich gut in Hamburg angekommen bin."

Im Hintergrund sind Stimmen zu hören, laute Musik, anscheinend ist sie unterwegs.

„Moment, ich gehe kurz nach draußen, ich bin gerade bei der Bandprobe der Jungs." Es dauert einige Zeit, in der ich mein Zimmer betrete, den Koffer abstelle und mich auf das breite Bett fallen lasse. „So, jetzt bin ich da, was hast du gesagt?"

Ich schmunzele leicht. „Ich habe gesagt, dass ich gut in Hamburg angekommen bin und ich wollte fragen, ob du Lust hast, dich morgen Abend mit mir zu treffen."

„Oh..."

Ich schließe die Augen, das „Oh" klingt nicht so, als würde mein Plan aufgehen. „Nicht gut?"

„Wir haben morgen Abend Besuch, wir haben zum Grillen eingeladen, um meine bestandene Prüfung zu feiern. Du bist natürlich auch herzlich eingeladen."

„Herzlichen Glückwunsch! Das ist wirklich ein Grund zu feiern, da komme ich gerne. Kann ich etwas mitbringen?" Auch wenn ich mir den Abend anders vorgestellt habe, so freue ich mich doch, Sanna zu sehen, und ich bin gespannt auf ihren Freundeskreis.

„Ja super, ich freue mich. Passt dir 19°° Uhr oder kollidiert das mit deinen Terminen?"

„Termine?", ich runzele die Stirn. „Ich bin die nächsten Tage komplett vogelfrei, ich habe keine Termine, nichts vor, ich wollte mich einfach ein wenig treiben lassen."

Kurz herrscht Stille. „Ach so, ich dachte, du wärst beruflich hier, dann habe ich das wohl falsch verstanden, um so besser, dann sehen wir uns morgen Abend? Oder kann ich jetzt noch etwas für dich tun?"

„Nein, nein, du solltest zurück zur Bandprobe, du bist doch sowas wie das Maskottchen, oder? Dann mal noch viel Spaß, wir sehen uns morgen. Ich freue mich Sanna!"

„Bis dann!"

Ich mache mich daran meinen Koffer auszupacken, viel habe ich nicht dabei, im Normalfall brauche ich ja keine große Auswahl, fühle mich in Jeans und Pulli am wohlsten. Als alles verstaut ist lasse ich mich gelangweilt zurück auf das Bett fallen, zappe erst durch das Fernsehprogramm und bleibe dann auf Instagram hängen. Der Roomservice bringt mir meine bestellte Pizza und ich reserviere im Restaurant für übermorgen einen Tisch für Sanna und mich. Ich werde sie ganz groß ausführen, als Geschenk zur bestandenen Prüfung und das Restaurant hier im Hotel ist da eine perfekte Lösung. Wir können uns ganz ungestört und Ruhe unterhalten und besser kennenlernen.

Sanna

Geschäftig husche ich von Grüppchen zu Grüppchen, obwohl wir ja doch sehr kurzfristig eingeladen haben, haben alle unsere Freunde zugesagt, dementsprechend voll ist unsere Wohnung. Überall sitzt oder steht jemand, vom Balkon her weht der Duft nach gebratenem Fleisch ins Wohnzimmer, Moritz steht bereits seit einiger Zeit am Grill, neben ihm Tibor mit dem er über irgendwelchen Musikkram fachsimpelt.

„Hey, sag mal wollte Michale Patrick nicht kommen?" Thomas taucht neben mir auf und reicht mir eine eiskalte Bierflasche. Gierig trinke ich sie halbleer, bevor ich zu einer Antwort ansetze.

„Ja, ich hatte ihn eingeladen und es hat sich auch so angehört, als ob er kommen will. Vielleicht hat er sich ja verfahren oder er findet keinen Parkplatz." In diesem Moment klingelt es und ich grinse Thomas wissend an. „Das wird er sein."

Schwungvoll reiße ich die Tür auf und grinse meinen Gast an. „Hi, schön dass du es noch geschafft hast!"

Zerknirscht reicht er mir eine Flasche Wein und betritt die Wohnung. „Sorry, erst konnte ich mich nicht entscheiden, welchen Wein ich mitbringe und dann habe ich keinen Parkplatz bekommen, das ist ja Wahnsinn da draußen."

PetrichorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt