Teil 24 Fika 2.0

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Patrick

Ich beuge mich zu Sanna, die auf dem Beifahrersitz sitz, herüber und gebe ihr einen Kuss. „Wie war die Arbeit?", will ich wissen, starte den Wagen und fädele mich in den Hamburger Verkehr ein.

„Gut, anstrengend, aber gut. Ich glaube, ich könnte mich da wohlfühlen. Und du? Hast du ausgeschlafen?"

„Du tust ja so, als würde ich jeden Tag bis mittags schlafen." Ich grinse, denn Unrecht hätte sie damit nicht, vor allem wenn ich auf Tour bin verschiebt sich mein Tagesablauf komplett.

„Ich kenne dich zwar noch nicht so lange, aber das habe selbst ich schon bemerkt.", sie kichert und schaut interessiert aus dem Fenster. „Du hast anscheinend ein Ziel?" Ich nicke, sage aber keinen Ton, das wird eine Überraschung. „Okay, und du sagst mir nicht, wohin es geht." Sie klingt ein bisschen brummelig, sie mag Überraschungen genauso gerne wie ich.

„Wir sind nicht lange unterwegs, keine Sorge." Sanna rutscht etwas tiefer in den Sitz und schließt etwas die Augen, sie sieht müde aus, kein Wunder, wir waren viel zu lange wach, zumindest für ihrem Rhythmus, ich habe heute Morgen noch nicht einmal mitbekommen, wann ihr Wecker geklingelt hat. „So, da wären wir, wir müssen leider noch ein Stück laufen, Parkplätze in Hamburg sind ja irgendwie Mangelware." Ich werfe einen prüfenden Blick auf mein Handy, in fünf Minuten sollten wir da sein.

„Deswegen fahre ich Fahrrad. Ist übrigens auch ganz gut für die Figur." Sie schlingt ihre Arme um meine Hüfte und kichert.

„Hey, Fatshaming ist sozial nicht mehr anerkannt.", lache ich. „Außerdem bin ich gerade echt in shape!" Ich klopfe auf meinen nicht mehr vorhanden Bauch, durch die abendlichen Auftritte bin ich aktuell wirklich super in Form.

„Ich habe ja auch gar nicht dich gemeint, aber wenn du dich angesprochen fühlst..." Sie rennt einige Meter vor, dreht sich lachend zu mir um und wirft mir einen Luftkuss zu.

„Kleines Biest.", zische ich, schließe zu ihr auf und gebe ihr einen Kuss. „So, wir sind schon da." Ich deute auf das kleine Café, es ist wirklich winzig, von außen nahezu unscheinbar, wahrscheinlich wäre ich daran vorbei gelaufen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass es unser Ziel ist. Ich halte Sanna die Tür auf und in dem Moment, in dem wir das Café betreten, weiß sie, wo wir sind.

„Ooooohhhh!", mit großen Augen schaut sie sich um und auch mein Blick bleibt an den Köstlichkeiten, die in der Vitrine ausgestellt sind, hängen.

„Hej!", eine junge Frau begrüßt uns und deutet auf einen der kleinen Tische. Sanna strahlt und ich weiß, dass es die richtige Wahl war herzukommen.

„Woher wusstest du, dass es das hier gib? Sie haben die besten Zimtschnecken in ganz Hamburg, sie schmecken wirklich, wie zu Hause. Moritz hat das hier entdeckt und mir sogar welche nach Hause schicken lassen!"

„Moritz hat was?" Ich lasse die Karte sinken und sehe Sanna ungläubig an. Hat sie deswegen kein Sterbenswörtchen über die Zimtschnecken verloren, weil sie dachte, dass sie von Moritz kommen?

„Ja, der ist ja gerade in Berlin und wahrscheinlich wollte er mir was Gutes tun. Ich liebe Zimtschnecken, ich würde für sie sterben."

Ich knirsche mit den Zähnen, hat der Kerl die Lorbeeren eingeheimst, die mir zustünden? Wenn ich sehe, wie begeistert Sanna ist, wie ihre Augen strahlen, dann weiß ich, dass es genau die richtige Idee war. „So so... Hast du dich bei ihm bedankt?" Ich versuche möglichst neutral zu klingen, wenn der mir zwischen die Finger kommt, dann Gnade ihm Gott!

„Mmh, aber er hat sich noch nicht gemeldet, ich weiß aber, dass sie momentan ziemlich im Stress sind. Oder er hat mal wieder sein Ladekabel verlegt, das kann er auch gut. Weißt du schon, was du nimmst?"

PetrichorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt