Teil 42 Paracelsus

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Paddy

„Und das ist wirklich okay?", zögernd blicke ich nach rechts, zu Sanna. „Wir können uns auch in irgendeine Kneipe verziehen oder zu Johannes fahren, wenn es dir zu viel wird." Dass Sanna sofort die Initiative ergriffen und Johannes zu sich auf Bier und Pizza eingeladen hat, hat mich sehr überrascht.

„Keine Sorge, ich bin ein großes Mädchen, wenn ich sage, dass das okay ist, dann kannst du mir ruhig glauben."

„Und Moritz?" Mit Grausen erinnere ich mich an seinen Auftritt heute Morgen, auf eine Wiederholung kann ich getrost verzichten.

„Soll sich nicht so anstellen, wenn es ihn stört, dann soll er gehen, aktuell zahlt er eh keine Miete, da habe ich alles Recht der Welt ihn rauszuschmeißen." Ich lache trocken auf, als ob Sanna ihn jemals vor die Tür setzen würde. "Da vorne musst du rechts ab und dann direkt links.", dirigiert sie mich durch die Straßen, auf den Weg zum nächsten Supermarkt. „Soll ich schnell alleine reinhüpfen?", argwöhnisch sieht sie mich an. Ich lehne mich kurz über sie und angele aus dem Handschuhfach ein Cappy, sowie meine dunkle Sonnenbrille.

„Alles kein Problem!" Grinsend setze ich beides auf und recke siegessicher den Daumen nach oben.

„Sehr unauffällig Herr Kelly, wirklich! Noch unauffälliger wäre es nur, wenn du dich als rosa Einhorn verkleiden würdest." Sie verdreht die Augen und schüttelt den Kopf. „Dann komm schon, wir beeilen uns." Sie schlüpft aus dem Auto, holt einen Einkaufswagen und steuert diesen zielstrebig durch die Gänge. Ohne dass sie groß darüber nachzudenken scheint, landen diverse Lebensmittel im Korb, mir bleibt nichts anderes übrig als ihr zu folgen und hin und wieder die ein oder andere Leckerei einzupacken. „Du sorgst dafür, dass der Einkauf gleich aussieht, als hätte man einen 14-Jährigen mit seinem kompletten Taschengeld losgelassen. Wann sollen wir diesen ganzen Süßkram essen? Und vier Sorten Chips? Ernsthaft?"

„Hey, ich habe Urlaub, normalerweise liege ich in den ersten Tagen auf dem Sofa, esse Chips und Schokolade und bemitleide mich selbst.", brumme ich und lasse meine Augen über das Regal mit den Crackern schweifen, Rosmarin und Meersalz klingt gar nicht so schlecht.

„Ja klar, dem Superstar fehlt der Applaus, verstehe. Ich werde morgens garantiert nicht an deinem Bett stehen und applaudieren, das kannste knicken." Sie giggelt leise und mir geht das Herz auf, diese kurzen Momente der Unbeschwertheit, die aktuell so selten sind, vermisse ich.

„Schade, ich hatte darauf gehofft, dass du dich doch noch zu einem Superfan mauserst." Ich schaue mich kurz um, dann ziehe ich sie in den nächsten Gang, drücke sie gegen das Nudelregal und küsse sie leidenschaftlich. Nach Luft schnappend schiebt sie mich etwas zur Seite und sieht mich mit großen Augen an. „Na, überzeugt?" Ich wackele mit den Augenbrauen und grinse sie verschmitzt an.

„Noch nicht komplett." Nun ist es Sanna, die mich küsst, wie von selbst gleiten ihre Hände unter mein Shirt, ich knurre leise und beiße ihr leicht in die Unterlippe.

„Sanna...", stöhne ich. „Hier zwischen den Nudeln ist wahrscheinlich nicht der richtige Ort um..."

„Ja, da hast du Recht." Trotzdem setzt sie den Kuss fort und presst ihren Körper noch enger gegen meinen. Gott, wie sehr habe ich das in den letzten Wochen vermisst, wie sehr habe ich sie vermisst. „Wir sollten vielleicht besser..."

„Ja, sollten wir.", beende ich den Satz, ohne jedoch Taten folgen zu lassen, stattdessen setze ich den Kuss fort.

„Wie war das noch mit den Teenagern?", kichert Sanna und vergräbt ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. „Wann wollte Johannes bei dir sein?", nuschelt sie an meine Lippen.
„Der wollte nach einem Abstecher zum Supermarkt bei seinem Freund und dessen Freundin vorbeischauen, aber wie es aussieht, sollte er vielleicht noch eine Runde um den Block fahren." Erschrocken fahren Sanna und ich auseinander, auch ohne mich zu sehen weiß ich, dass meine Wangen und Ohren glühen. „Lasst euch nicht stören, ich brauche nur eine Packung Linguine, einfach weitermachen!" Ungerührt greift Johannes direkt neben Sanna in das Regal und zieht eine Packung Nudeln heraus. Verlegen räuspere ich, ziehe mein Shirt glatt und werfe Sanna ein verschmitztes Grinsen zu, sie sieht aus, als würde sie liebend gerne direkt hier im Boden verschwinden. „Meint ihr die sind gut? Oder lieber eine andere Marke?"

PetrichorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt