8. Frukost

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Müde blinzele ich in die Sonnenstrahlen, die in mein Zimmer scheinen, anscheinend habe ich gestern Abend vergessen die Gardinen zu schließen. Ich stöhne auf und lasse mich zurück in die Kissen fallen, so viel dann zum Ausschlafen an meinem freien Tag. Ich taste nach meinem Handy, schalte den Flugmodus aus und schon erklingt der leise Ton einer eingegangenen Nachricht.

„Guten Morgen Sanna, ich hoffe, ich wecke dich nicht 😊 Steht die Einladung zum Kaffee noch?"

Vor lauter Schreck gleitet mir das Handy aus den Händen und landet mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. „Skit!", fluche ich, angele das Handy hoch und werfe noch einmal einen Blick auf den Absender, der Kelly, wirklich, ich habe mich nicht verlesen. Ich schaue kurz, wann er die Nachricht geschickt hat, heute Morgen um kurz nach vier. „Du hast mich nicht geweckt, aber wahrscheinlich wecke ich dich jetzt? Kaffee? Wann? Ich dachte du musst heute ganz früh wieder wohin auch immer?" Bevor ich an mir, der Nachricht und dem Stand der Sterne zweifeln kann, drücke ich auf Senden und schließe kurz die Augen. Das war noch keine Zusage Sanna, lediglich eine Frage wie er sich das denkt, absagen kann ich noch immer, einen Zahnarzttermin vorschieben oder die Arbeit.

„Ich habe noch Termine in Hamburg reinbekommen und bleibe noch ein oder zwei Tage hier. Ich ziehe allerdings ins Hotel um, Die Nonnen sind ja sehr liebenswürdig, aber..."

Ich grinse, ja, genau das beschreibt sie, liebeswürdig, aber. Es hat mich eh gewundert, dass er es so lange in diesem kleinen Zimmer ausgehalten hat, kann ein Superstar sich kein Hotel leisten? Udo Lindenberg lebt seit Ewigkeiten im Atlantic Hotel, da sollten für einen Kelly doch ein Zimmer für ein paar Tage drin sein. Ich krame in meinem Gedächtnis nach Informationen über die Kelly Family, in meiner Jugend waren sie omnipräsent, man kam gar nicht an ihnen vorbei, dauernd dudelte dieses komische Engel Lied im Radio und auch die Bravo war eher ein Katalog für Kelly Mode als alles andere.

„Sanna? Bist du wieder eingeschlafen?"

Ich schiele zur Uhr, es ist kurz nach halb neun, warum ist er eigentlich schon wach? Thomas hat ihn eher als Langschläfer bezeichnet. „Wie lange bleibst du denn noch?", weiche ich erst einmal einer klaren Antwort aus. Auf nackten Füßen tapse ich in den Wohnraum, das Sofa ist leer, natürlich, Leah ist wirklich eine Frühaufsteherin, meist ist sie schon um kurz nach fünf wach. Ich grübele, hatte sie heute nicht von irgendeinem Termin gesprochen? Moritz hat Frühdienst und die Wohnung ist leer, perfekte Voraussetzungen. Ich schüttele den Kopf über meine wirren Gedanken, selbst wenn eine Stepptanzgruppe hier in der Wohnung proben würde, was würde das ändern? Nur weil ich alleine bin, macht es eine Einladung nicht besser oder schlechter.

„Sanna, weichst du mir aus? 😉"

Anscheinend bin ich durchschaubarer als ich gedacht habe, wenn ich ihm jetzt absage, wie sieht denn das aus? Als ob ich etwas zu verbergen hätte. „Nein, musste nur erst richtig wach werden. Wann kannst du hier sein? Ich besorge Brötchen, ich hoffe, du hast noch nicht gefrühstückt. Wir wohnen ganz oben, ich hoffe, du bist fit 😉"

Gut, dann kommt er wohl zum Frühstück vorbei, warum eigentlich? So gut kennen wir uns ja auch noch nicht, wenn man es genau nimmt, gar nicht.

„Ich kann in einer halben Stunde bei dir sein? Soll ich noch etwas mitbringen?"

Eine halbe Stunde? Panisch sehe ich mich um, Moritz hat wie immer sein dreckiges Geschirr stehen lassen, das landet schnellstmöglich in der Spülmaschine, ein Blick in die Kaffeedose offenbart mir gähnende Leere.

„Kaffeepulver wäre wunderbar!", tippe ich zurück und schlüpfe schnell in mein rot weiß geringeltes Shirt und die weite Latzhose, ich liebe diese Kombination, auch wenn Moritz mich immer damit aufzieht, dass Conni jeden Moment auftaucht und ihr Outfit zurück möchte. Gut gelaunt hüpfe ich nach unten, zu unserem Glück befindet sich der beste Bäcker des Viertels im Erdgeschoss unseres Hauses und wir sind quasi Stammkunden. Mein Blick huscht über die Auslage und mir läuft das Wasser im Munde zusammen bei der Auswahl, was soll ich nur nehmen? Was isst so ein Kelly? Eher Bio Vollkorn handgestreichelt oder doch lieber ein Schokocroissant?

PetrichorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt