Teil 50 Sanna ord

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Paddy

„Den oder den?"

Ich schaue von meinem Handy auf und sehe Sanna an, die mir zwei ziemlich knappe Bikinis vor die Nase hält, welche mir umgehend Schweißperlen auf die Stirn treiben. Mein Mund wird trocken, als ich auf das winzige, petrolfarbene Stück Stoff deute. Allein der Gedanke daran, Sannas porzellanfarbenen Körper in diesen wenigen Zentimetern Stoff im Wasser zu sehen, lässt mich aufkeuchen. Stirnrunzelnd sieht Sanna mich an.

„Nicht gut? Ich hätte auch noch einen Badeanzug!"

„Nein, nein, der ist... Perfekt." Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sanna in Schweden so etwas getragen hat, da habe ich deutlich züchtigere Modelle vor Augen.

„Ich war mit Anna shoppen." Süffisant grinsend pfeffert Sanna den Bikini in den Koffer, nach kurzem überlegen folgt auch der Rote. „In einem Dessouladen, zum ersten Mal." Sanna zwinkert mir zu und ich springe vom Bett hoch. Okay, mein Körper, der sich anscheinend wieder mitten in der Pubertät befindet, braucht eine kurze Auszeit von dem Gedanken an Sanna in knapper Unterwäsche.

„Ich... Ich... gehe mal nach der Post schauen.", murmele ich und haste Richtung Wohnungstür. Während ich in meine Schuhe schlüpfe, driften meine Gedanken in Richtung Südafrika ab, ich freue mich so darauf Sanna das Land zu zeigen, in das ich mich in den letzten Jahren von Sing mein Song so verliebt habe. Ich hoffe, dass es ihr genau so gut gefällt wie mir, ich kenne so viele herrliche Ecken auf diesem Planeten und mein Vorsatz, ihr all diese Orte zu zeigen ist in den letzten Wochen noch größer geworden. Im Sommer werden wir einige Tage in den Bergen verbringen, das absolute Kontrastprogramm zu diesem Luxusurlaub und für Sanna, die bislang nur ihre nordfriesische Insel und Schweden kennt bestimmt auch atemberaubend. Wobei ich die paar Tage bei ihren Eltern im letzten Jahr auch genossen habe, „Wann sind deine Eltern eigentlich wieder auf ihrem Hof?", rufe ich, bevor ich die Wohnung verlasse.

„Ich denke ab Anfang April, ab Ostern kommen meist die ersten Gäste. Warum fragst du?"

„Ich dachte, wir könnten sie nochmal besuchen, es hat mir sehr gefallen dort."

„Klar, ich kann ja mal mit Mo sprechen, ob er mir im April nochmal ein paar Tage frei einplant."

Pfeifend springe ich die Stufen hinunter, in weniger als 24 Stufen werden Sanna und ich im Flugzeug sitzen und der deutschen Kälte und dem Einheitsgrau entfliehen. Sonne, Meer und den Luxus von Abgeschiedenheit genießen. Im Briefkasten befindet sich nicht viel, die übliche Werbung, eine Rechnung ihres Stromanbieters und schlichter Briefumschlag. Mit einem unguten Gefühl im Magen drehe ich ihn um, um den Absender zu sehen und sofort ist da wieder dieses komische Gefühl in der Magengegend, das ich als Eifersucht identifiziert habe. Kurz überlege ich, den Brief in meiner Jackentasche verschwinden zu lassen, verwerfe den Gedanken aber genauso schnell, wie er gekommen ist. Die Stufen nach oben scheinen auf einmal doppelt so hoch, jeder Schritt ist eine enorme Anstrengung und ich schnaufe gewaltig, als ich endlich oben bin.

„War was interessantes dabei?", will Sanna wissen, während sie einen Blick in den Backofen wirft. „Essen ist gleich fertig, magst du schon mal den Tisch decken?"

„Klar..." Ich lege die Post auf die kleine Kommode und beginne den Esstisch frei zu räumen.

„Ich weiß gar nicht, wie lange ich den Nudelauflauf nicht mehr gegessen habe, Ich hoffe, er schmeckt dir, er ist kulinarisch sicher kein Highlight, aber mein Lieblingsessen aus meiner Kindheit und..."

„Du hast einen Brief von Moritz!", platzt es aus mir heraus.

Langsam lässt Sanna die Hände, mit denen sie eben noch hektisch herumgefuchtelt hat, sinken, ihre Lippen formen ein tonloses „Oh".

PetrichorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt