Teil 52 Av fladdermöss och vithajar

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Sanna

Mit kräftigen Zügen schwimme ich bis an den Beckenrand, tippe gegen die kühlen Fliesen. „27", zähle ich in Gedanken, drehe mich im Wasser und schwimme wieder zurück. Ich liebe diese Stunde am frühen Morgen, die nur mir gehört. Ich scheine die einzige Frühaufsteherin hier zu sein, zumindest habe ich in den letzten Tagen niemanden außer mir um diese Uhrzeit hier gesehen. Auch den Bademeister oder was immer der junge Mann in den roten Badeshorts darstellen soll, habe ich am ersten Tag ziemlich verschreckt. Nun grüßt er mich jeden Morgen mit einem breiten Grinsen und schiebt seine Sonnenbrille in die dunklen Locken. Ob er das macht, um möglichst cool auszusehen oder um mich besser beobachten zu können entzieht sich meiner Kenntnis und ist mir auch egal. Ich möchte einfach in Ruhe meine Bahnen ziehen. 40 Bahnen war in den letzten Tagen das Ziel, heute möchte ich 50 schaffen. Ich tauche in das kristallklare Nass, mache einige Züger unter Wasser und tauche prustend wieder auf. „28", wieder tippe ich kurz an den Beckenrand und lege die nächsten Bahnen dann auf dem Rücken zurück, dabei blinzele ich den blauen Himmel, der so unwirklich aussieht. In den letzten Tagen haben immer nur wenige kleine, harmlose Wattewölkchen das Blau getrübt, die Tage sind warm, mir fast zu warm, die Nächte herrlich kühl. Mit jedem Tag entspannen der Kelly und ich uns mehr, lassen den Alltag hinter uns und genießen die Zweisamkeit. Unbeschwert am Strand entlanglaufen, dabei nicht krampfhaft darauf zu achten, dass zwischen uns ein Abstand herrscht, der alle Gerüchte zunichte macht ist so befreiend. Und trotzdem schaffen wir es, uns unsere Freiräume zu lassen, so bin ich meistens abends deutlich früher im Bett, während der Kelly meist erst am späten Vormittag auftaucht. Für heute hat er sich einen Wecker gestellt, wollte mir aber nicht sagen, warum. Dass er es schafft, sich um 8°°Uhr aus den sehr bequemen Kissen zu quälen bezweifele ich ja noch ein wenig. „46", langsam beginnt das angenehme Brennen in meinen Muskeln stärker zu werden, jeder Zug wird zu einer Qual, kostet Überwindung. Ich mag diesen Zustand, wenn mein Kopf über meinen Körper siegt, ihm klar macht, dass Aufgeben keine Option ist und ich mag das Gefühl der Zufriedenheit, wenn ich sehe, dass die Grenzen, die mein Körper versucht aufzuzeigen, nicht aus Stein sind. Als ich das nächste Mal den Beckenrand berühre, fasst plötzlich eine Hand nach meinem Arm und zieht mich hoch. Erschrocken quietsche ich auf und strampele mit den Beinen, um den vermeintlichen Angreifer loszuwerden. Ich drücke mit den Füßen gegen die Beckenwand und mit einem lauten Platsch und einer riesigen Welle landet der Übeltäter neben mir. Mit der freien Hand wische ich mir über das nasse Gesicht und blinzele das Chlorwasser aus den Augen, dann beginne ich schallend zu lachen. Neben mir treibt der Kelly im Wasser, die Haare hängen nass in sein Gesicht und neben uns treibt einer seiner Flip-Flops auf der Wasseroberfläche.

„Lachst du mich etwa aus?", will er schmollend wissen und schiebt sich mit der Hand die Haare aus dem Gesicht.

„Im Leben nicht, aber du siehst einfach zu lustig aus. Was machst du um diese Uhrzeit am Pool?"

„Ich wollte dich überraschen, das ist mir anscheinend geglückt. Und ich wollte dich zum Frühstück abholen."

„Frühstück? So so?" Mein Blick gleitet von seinem Shirt, das eng und nass an seinem Oberkörper klebt, nach unten zu den Shorts. Ihn in so lockeren Kleidern zu sehen ist immer noch ungewohnt und ich hätte wetten können, dass er selbst hier in seinen engen Jeans rumläuft. „So kommst du jedenfalls in den Genuss des Pools, aber das Shirt solltest du ausziehen, sonst hechtet Mr. Baywatch gleich ins Becken, um dich zu retten." Ich kichere und nestele an seinem Shirt herum.

„Was für eine hinterlistige Ausrede, du willst doch nur meinen Körper." Sanft nimmt er meine Hände und hält sie fest, dann strampelt er zurück zum Rand.

Schmollend kraule ich ihm hinterher, bei aller Lockerheit, nur in Badehose habe ich in hier draußen noch nicht zu sehen bekommen, dabei kann sein Körper sich durchaus sehen lassen. Er zieht sich am Rand hoch und steht dann tropfend über mir und reicht mir eine Hand, „Ich müsste dringend aus diesen nassen Klamotten raus! Dringend! Würdest du mir helfen?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 22 ⏰

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