Teil 18 Sprängd

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Sanna

„Sanna? Bist du da?"

Erschrocken schlüpfe ich in Hose und ein Top, werfe dem Kelly seine Jeans zu und schaue mich panisch nach seinem Shirt um. Mit dem Daumen zeigt er in Richtung Wohnzimmer und zuckt mit den Schultern. Ich ziehe eins meiner Shirts aus dem Kleiderschrank und reiche es ihm.

„Komme gleich, Moment!", rufe ich und muss losprusten, als ich den Kelly in meinem Oberteil sehe. Das schmal geschnittene Shirt schmiegt sich eng an seinen Oberkörper und endet knapp vor dem Bauchnabel, mein Blick bleibt eine Sekunde zu lang an den dunklen Härchen hängen, die sich ihren Weg weiter nach unten bahnen. „Egal, er wird es so oder so mitbekommen und wenn ich gleich mit ihm fertig bin, dann wird das seine kleinste Sorge sein.", murmele ich, gebe ihm einen Kuss und befreie ihn aus dem Stück Stoff.

„Sanna?"

Mit einem lauten Knurren reiße ich die Tür auf. „Moritz! Schön dich zusehen!", säusele ich und registriere wohlwollend die entsetzten Blicke, die Moritz dem Kelly zuwirft, der mit nacktem Oberkörper hinter mir steht und seine Hand auf meiner Schulter abgelegt hat.

„Oh... Ich störe wohl.", stottert er und will wieder gehen.

„Oh nein, du störst nicht! Du kommst genau richtig! Ich habe da nämlich ein paar Fragen an dich!"

Verwirrt blickt Moritz zwischen dem Kelly und mir hin und her. „Fragen? Welche Fragen?"

„Nun, zuerst soll ich dich von Frau Mommsen grüßen!" Ich verschränke meine Arme vor der Brust und sehe genüsslich dabei zu, wie Moritz Gesichtsfarbe von Rot zu Weiß und wieder zu Rot wechselt.

„Das ist ja... Nett. Hat sie angerufen?"

„Und ob sie das hat! Sie wollte mir mitteilen, dass wir mit der Miete im Rückstand sind. Sie war so taktvoll es auf die Bank zu schieben, mit der habe ich auch direkt telefoniert. Hast du mir etwas zu sagen?"

„Ich... Also... Ich... Es tut mir leid!" Geknickt lässt er den Kopf hängen.

„Es tut dir leid? Es tut dir leid?", schreie ich und schüttele unwirsch die Hand des Kellys ab, die meinen Rücken streicheln will. „Lass das, ich muss das jetzt mit Moritz klären.", zische ich und trete hinaus ins Wohnzimmer. „Sag mal Moritz spinnst du eigentlich? Wo ist das Geld geblieben? Was hast du damit gemacht? Hast du es versoffen? Verkifft? Andere Drogen? Die Band? Steckt unsere Miete im Bandkeller? Tickst du noch ganz richtig? Weißt du eigentlich wie viele Schulden wir haben? Bei Frau Mommsen, bei der Bank? Drei Monatsmieten, drei! Und über 2000€ Miese auf der Bank, wie sollen wir das wieder hinbekommen? Kannst du mir das sagen?"

„Ich... Ich zahle dir das Geld zurück, versprochen!"

Ich schnaube und schüttele den Kopf. „Und wie willst du das machen? Mit deinen paar Stunden die du arbeitest? Du hast noch nicht mal genug Kohle um dir zuverlässig etwas zu Essen zu kaufen und dann willst du einen Haufen Schulden abbezahlen?" Ich lache höhnisch auf, der Kerl spinnt doch, warum habe ich das nicht schon viel früher gesehen?

„Sanna, wir haben mit Sony telefoniert, die bringen uns ganz groß raus und dann zahle ich dir alles zurück, mit Zinsen! Ich hatte gehofft, dass du meinen kleinen Engpass nicht mitbekommst, dass ich das Geld habe, bevor du etwas merkst. Wir fahren heute noch nach Berlin und unterzeichnen die Verträge und dann bekommst du das Geld versprochen." Er macht einen Schritt auf mich zu und will mich umarmen, doch ich schubse ihn unsanft weg.

„Und du denkst, damit ist alles vergeben und vergessen? Du hast mein Vertrauen missbraucht, du hast mich hintergangen, belogen und betrogen. Und ich habe gedacht, dass wir Freunde sind."

PetrichorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt