Teil 25 Sömnlös

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Patrick

Kritisch mustere ich Sanna, seitdem ich die Berge und die wunderschöne Landschaft erwähnt habe, ist sie merklich ruhiger geworden, ihr Mund ist nur noch ein dünner Strich und wirkliche Begeisterung erkenne ich nicht. „Sanna?"

„Mmh..." Sie vergräbt die Hände in ihren Hosentaschen und wandert weiter den Fußweg entlang. „Weißt du... Berge und ich...", sie zuckt mit den Schultern. „Schau dich mal um, siehst du hier Berge?"

Ich lache leise. „Nee, natürlich nicht."

„Ich habe einfach ein Problem mit Höhe.", murmelt Sanna leise. „Ich kann doch noch nicht mal auf einen Stuhl steigen, ohne dass ich schweißige Hände bekomme, jede Brücke ist eine Tortour für mich, wie soll ich das da in den Bergen aushalten? Tut mir leid!", sie klingt niedergeschlagen.

Ich blicke mich schnell um und gebe ihr einen flüchtigen Kuss. „Quatsch, da muss du kein schlechtes Gewissen haben. Überleg es dir einfach, das mit der Höhe ist da gar nicht so schlimm, die fällt gar nicht auf, überall sind Bäume und..." Ich stocke, als ich ihren gequälten Gesichtsausdruck bemerke. „Okay, keine gute Idee?"

Heftig schüttelt sie den Kopf. „Keine gute Idee, ich bekomme schon Puls, wenn ich nur daran denke." Sie legt meine Hand auf ihr Handgelenk und wirklich, ich vernehme ein hektisches Klopfen.

„Und da kann ich wirklich nichts gegen tun? Wie wäre es mit einer Ablenkungstherapie? Ich lenke dich mit schönen Dingen ab, so dass du die Höhe gar nicht mehr bemerkst." Ich drücke sie gegen eine Hauswand und knabbere an ihrem Ohrläppchen. „So vielleicht oder.... So?" Meine Lippen wandern weiter ihren Hals entlang und verweilen auf ihrem Schlüsselbein. Ich weiß, dass es gefährlich ist, was wir hier tun, am helllichten Tag, auf offener Straße, jederzeit könnten wir entdeckt werden. „Vielleicht sollten wir nach Hause.", murmele ich, dass ich mich wie ein ungestümer Teenager gebärde ist auch für mich neu.

„Mmh, sollten wir vielleicht." Sanna schiebt mich etwas von sich, ihre Wangen sind gerötet und mit einem Räuspern zieht sie ihr Top ein wenig nach unten. In diesem Moment beginnt es in der Ferne leise zu grollen, ein Blick nach oben zeigt, dass der blaue Himmel sich in den letzten Minuten in eine tiefschwarze Wolkenmasse verändert hat. „Wir sollten auf jeden Fall zusehen, dass wir nach Hause kommen, das da oben wird gleich heftig zur Sache gehen." Sie deutet gen Himmel und lachend rennen wir zum Auto, obwohl wir uns beeilen treffen uns die ersten dicken Tropfen, bevor wir den Wagen erreichen, innerhalb kürzester Zeit sind wir komplett durchnässt.

„Wow, was war das denn?" Immer noch lachend schließe ich die Tür und starte das Auto, trotz der sommerlichen Temperaturen drehe ich die Heizung voll auf, krankwerden kann ich mir jetzt wirklich nicht erlauben.

In Sannas Wohnung genehmigen wir uns eine ausgiebige heiße Dusche, um die Kälte aus den Knochen zu vertreiben,

„Du kommst doch morgen Abend auch, oder?" Ich lehne an der Küchenzeile und beobachte Sanna, die versucht ihre Haare zu entwirren.

„Klar, das lass ich mit doch nicht entgehen. Außerdem bin ich für den Getränkestand eingeteilt, ich habe also quasi keine andere Wahl."

Zur offiziellen Eröffnung meiner Ausstellung bin ich morgen natürlich vor Ort, werde einige Fragen beantworten und auch den ein oder anderen Song spielen. „Hast du Wünsche?"

„Wünsche? In welcher Beziehung?" Sanna zwinkert mir zu. „Was den Speiseplan betrifft? Oder..." Sie deutet in Richtung ihres Schlafzimmers.

Ich schmunzele, stoße mich von der Arbeitsplatte ab und schlinge meine Arme um sie. „Nein, eigentlich dachte ich an die musikalische Untermalung für morgen Abend."

PetrichorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt