Teil 28 Nya intryck

129 19 5
                                    

Patrick

Immer wieder werfe ich einen kritischen Blick in die Töpfe, rühre in ihnen herum und hoffe, dass mir auf den letzten Metern nicht doch noch etwas anbrennt. Die Verpackungen des Lieferdienstes habe ich taktisch geschickt in den Mülleimer gestopft und werde den nachher entsorgen, ohne dass Sanna ihn zu sehen bekommt, so mein Plan. „Alexa, wie spät ist es?", rufe ich und lausche dem kleinen Lautsprecher, der mir sagt, dass es kurz nach acht ist, Sanna sollte schon seit einer Stunde hier sein, aber die Bahn hat wieder einmal allen Klischees entsprochen und ist natürlich nicht pünktlich. Mein Blick gleitet durch die Wohnung, alles ist perfekt, der Tisch ist gedeckt, ich habe sogar eine Tischdecke besorgt und Kerzen und zwei Tage später auch noch Kerzenständer. Das Bett ist frisch bezogen und auf der Kommode neben der Tür steht sogar ein Strauß frischer Blumen.
Endlich erschallt das Surren der Klingel, ein Ton, den ich hier nur sehr selten höre, lediglich die Lieferdienste klingeln, meine Putzfrau hat den Code für die Eingangstür und Zeiten mit mir abgesprochen, in denen ich nicht in der Wohnung bin. Anfangs war es schwer für mich zu wissen, eine fremde Person in meiner Wohnung ist, während ich es nicht bin, die Angst war groß eines Tages Paddy Kellys Unterhose oder sonstige Devotionalien bei Ebay zu finden. Die Reinigungsfirma hat mir allerdings höchste Diskretion versprochen und bis heute kann ich mich nicht beklagen. Ungeduldig tippele ich von einem Bein auf das andere, der Aufzug scheint heute Stunden zu brauchen, doch endlich ertönt das leise Pling und die Tür öffnet sich. „Sanna, endlich!"

Sie lässt ihre Reistasche fallen und fliegt in meine Arme, ich küsse sie, dränge sie gegen die Wand und lasse dann nach einigen Sekunden keuchend von ihr ab. „Schön dich zu sehen!", ich räuspere mich und streiche ihr eine verirrte Lockensträhne aus dem Gesicht.

„Ich merke schon, ich freue mich aber auch. Was riecht denn hier so gut? Hast du etwa gekocht?" Zu meinem Bedauern löst sie sich von mir und macht einige Schritte in die Wohnung hinein und sieht sich interessiert um. „Faszinierende Architektur." Belustigung schwingt in ihren Worten mit.

„Erst essen oder erst die Wohnungsführung?"

„Erst essen, ich habe solchen Hunger, ich könnte ein Mammut verspeisen." Sie schiebt ihre Tasche etwas zur Seite und geht zielstrebig auf den gedeckten Tisch zu. „Du hast dir ja wirklich Mühe gegeben."

„Natürlich, alles nur für dich!" Ich werfe einen Blick auf ihre überdimensionale Reisetasche. „Sag mal, wie lange willst du eigentlich bleiben?"

„Das klingt, als ob du mich jetzt schon wieder loswerden möchtest.", lachend dreht sie sich in Kreis und lugt neugierig in Richtung Küche. „Aber keine Sorge, ich bleibe nicht länger als angekündigt, aber ich fliege direkt von hier aus nach Stockholm."

„Du fliegst? Ich dachte deine Schwester nimmt dich mit?" Ich werfe einen kritischen Blick auf das Linsencurry, anscheinend hat es die Zeit auf dem Herd unbeschadet überstanden.

„Ja, der Flug hat ganz egoistische Gründe. Sonst hätte ich übermorgen schon wieder nach Hamburg fahren müssen, sie fährt etwas früher mit den Kindern. Sie holt mich dann vom Flughafen ab."

„Ich wusste gar nicht, dass deine Oma in der Nähe von Stockholm lebt, ich dachte immer sie lebt irgendwo in der schwedischen Einöde, es klang zumindest so." In mir reift ein spontaner plan, diese Information ändert so einiges. Ich Stelle den Teller mit dem dampfenden Essen vor Sanna ab und setze mich dann gegenüber von ihr ebenfalls an den Tisch. "Ich hoffe, es schmeckt."

„Das ist wirklich lecker, das darfst du öfter kochen."

Ich grinse verlegen und hoffe, dass Sanna diese Aussage einfach ganz schnell wieder vergisst, ich bin in der Küche einfach eine Vollkatastrophe, mehr als Spiegelei und Pellkartoffeln sind kaum drin. „So und du fliegst also nach Stockholm? Wohnt deine Oma weit weg vom Flughafen?", lenke ich geschickt vom Essensthema ab.

PetrichorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt