24. Kapitel

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Emma

Lilith öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. ,,Wow, das ist echt schön", war meine erste Reaktion. Ich ging durch einen kurzen schmalen Flur, wo ich meine Jacken und Schuhe abstellen konnte und war direkt im Wohnzimmer. Alleine das Zimmer war etwas größer als mein Wohnheimzimmer. Die Wände waren in Weiß gestrichen, der Boden war gräulich, passend zu der grauen Couch. Sie hatte eine L-Form. Da hatten ja mindestens fünf Leute drauf Platz. Vor der Couch stand ein kleiner Glastisch, der ohne Deko recht leer wirkte. An der gegenüberliegenden Wand war ein Flachbildfernseher montiert und darunter eine Kommode aus in Weiß. Hinter der Couch waren zwei große Fenster mit langen Gardinen. Es erinnerte mich ein wenig an das Zimmer meiner ehemaligen besten Freundin. Sie mochte das Minimalistische. Ich eher nicht. Ich lief auf eine Tür links von mir zu. Das Schlafzimmer. Es war etwas kleiner als das von Lucas, aber das konnte ich Lilith in diesem Moment nicht sagen, sie würde mir garantiert Löcher in den Bauch fragen. Das Erste, was mir ins Auge sprang, war das Himmelbett. Ich stich Geistes abwesend über das Holz der Pfosten. So eines hatte ich mir immer gewünscht, doch meine Eltern hatte nie etwas davon gehalten. Die Wände waren ebenfalls weiß gestrichen, außer am Kopfende, dort zierte die Wand eine Holzvertäfelung. Neben dem Bett stand ein kleiner Nachttisch. ,,Wenn du hier drückst, hast du ne richtig geile Beleuchtung", Lilith öffnete eine Schublade des Nachttisches, holte eine kleine Fernbedienung heraus und drückte einen Knopf. Sofort erhellte sich das Zimmer. An verschiedenen Stellen im Zimmer gingen Ledlichtbänder an. Träume ich? Sie schaltete das Licht wieder aus und ich ließ meinen Blick schweifen. Auch hier gab es ein kleines Fenster und darunter stand ein Schreibtisch der mehr Funktionen und Abstellfläche bot als den ich zu Hause hatte.

Ich war verliebt. ,,Das Badezimmer ist auf der anderen Seite vom Wohnzimmer, es ist nichts besonders." ,,Das glaube ich kaum. Das ist echt der Wahnsinn. Wieso ist es hier so unnormal krass modern", ich drehte mich zu ihr. Sie zuckte nur mit den Schultern. ,,Wie gesagt es wurde vor ein paar Jahren renoviert. Ich hab irgendwo mal gehört, dass es Eltern gab, die sich über die altmodische Ausstattung hier beschert haben. Alles reiche Säcke, wenn du mich fragst." Ich prustete los. ,,Manche haben echt einen Schuss weg. Ich weiß, was du meinst", rutschte es mir heraus. Lilith sah mich fragend an. ,,Du hast bisher nicht erzählt, wo du eigentlich herkommst." Shit. Ich suchte eine ausweichende Antwort, wie ich es bei Mira immer tat, doch irgendwie konnte ich nicht. Ihr Blick war so unschuldig als hätte ich das Gefühl ich würde einen Welpen anlügen, dass er müsse nie wieder baden gehen. ,,Emma ich bin Vertrauensschülerin, ich darf nicht einmal Renigon etwas sagen, was du mir anvertraust, außer du bringst dich selbst oder andere in Gefahr." Ich setze mich auf das Bett. Es war extrem weich. Ich holte tief Luft. ,,Ich komme aus Florida." Das war nicht präzise, aber wenigstens die Wahrheit. In den letzten Monaten hatte ich über meine Herkunft so oft gelogen, dass es nicht schaden konnte zur Abwechslung mal ehrlich zu sein. Oder? ,,Lag ich doch richtig mit meiner Vermutung. L.A. Girl?" fragte sie mich. Ich lächelte ,,Nein, Bowman's Beach." ,,Oh der Muschelstrand?" Ich nickte. ,,Da war ich einmal mit meinen Eltern, das ist aber eine Ewigkeit her. Ist es da immer noch so schön?" ,,Ja ist es." Ich schluckte. ,,Wieso bist du von diesem Paradies hier nach Hellington gezogen? Der nächste Walmart ist eine Ewigkeit entfernt", scherzte sie. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Die Menschen sind es, die dort nur den perfekten Anschein erwecken, aber in Wahrheit wollen sie nur ihre Fehler und schlechten Sachen kaschieren. Ich hab es dort, um ehrlich zu sein, nicht mehr ausgehalten. Der Druck perfekt zu sein für meine Eltern war zu groß." Sie nickte. ,,Ich verstehe. Glaub mir, das höre ich öfters, du bist nicht alleine, glaub mir." Der Klos in meinem Magen wurde schwerer. ,,Wo kommst du her?" fragte ich schnell, um das Thema von mir auf sie zu lenken. Ihr Gesicht erhellte sich. ,,Boston. Ich hab das Angebot hier bekommen und bin dann hier her. Mike ähm ich meine Renigon war damals mit meiner Schwester zusammen und ich hab schon früh mitbekommen, was er beruflich macht. Na ja zumindest wusste ich, dass er diese Schule hier leitet. Ich bin auf denselben Trick hereingefallen wie du, um ehrlich zu sein. Nur das sie mich nicht zusammen geschlagen haben. Ich dachte erst er wollte sich rechen, weil meine Schwester ihn sitzen gelassen hat und hab ihm deshalb damals in die Eier getreten", sie hielt sich die Hand vor ihr Gesicht und lachte. ,,Das hat er auch noch nicht erlebt." Die Vorstellung von dem Szenario ließ mich ebenfalls auflachen. Sie wurde wieder ernster. ,,Es stimmt auf einer gewissen weiße schon das er mich gefragt hat ob ich das Studium möchte, weil er mich bereits kannte, aber er würde es jederzeit abstreiten, da bin ich mir sicher. Ich glaube deshalb waren meine Eltern sauer auf mich, als ich die Altenpflegeausbildung für das hier hingeschmissen habe. Sie wussten, was Mike beruflich machte." Ich hatte das Gefühl, dass es da noch etwas gab, was sie mir nicht sagen wollte.

Ihre Wangen röteten sich. ,,Ihr beide habt doch nicht etwa was miteinander?", platze es aus mir heraus. Sie zischte mich an. ,,Nein", sagte sie einige Oktaven zu hoch. ,,Er sieht echt gut aus und so, aber nein viel zu alt." Sie schüttelte den Kopf. ,,Alter hat nichts mit Liebe zu tun." Wo kam das den auf einmal her? Ein Mädchen mit braunen Haaren stand plötzlich in der Tür. ,,Hast du uns belauscht Embery?" Lilith schmiss ein Kissen nach ihr, was diese Embery unbeeindruckt ließ. ,,Ihr seid so laut, das kann man nicht überhören", entgegnete sie ihr lachend. Ihr Blick richtete sich auf mich. ,,Du musst Emma sein, hab ich recht?" Ich stöhnte. ,,Hat das echt jeder mitbekommen?" Lilith zuckte die Achseln entschuldigend nach oben. ,,Sorry ich plappere manchmal einfach los, ohne nachzudenken. Ich bin Embery", sie treckte mir ihre Hand entgegen. Ich ergriff sie. ,,Du bist wirklich hübsch. Da wird Stella wieder was zu meckern haben." ,,Em", sagte Lilith mit Nachdruck. ,,Stella ist unsere Schul-Bitch musst du wissen. Sie verdreht den Kerlen reihenweise den Kopf." Embery ignorierte Lilith neben mir und plauderte munter weiter. ,,Gut zu wissen", sagte ich ohne zu wissen, was mir diese Information bringen sollte. ,,Sie wird versuchen dich, als Freundin anzuwerben, geh da bloß nicht drauf ein. Sie macht jeden schlecht nur um besser da zustehen." ,,Em jetzt hör auf sie Vollzugtexten, das interessiert sie gar nicht und ich denke Emma ist nicht so doof, um sich auf ihre Intrigen Spielchen einzulassen." ,,Wenigstes bekommt sie von mir keine Langweiler Infos über den Farbton der Bettdecke von mir zuhören." Prompt landete ein Kissen in ihrem Gesicht. Beide fingen an, zu lachen. ,,Ich entschuldige mich für das kleine Biest da drüben, ich weiß auch nicht warum, aber sie ist meine beste Freundin hier." Wieder lachten beide.

Ich mochte sie beide auf Anhieb. ,,Bohr ich hab mega Hunger kommt ihr mit oder muss ich alleine alles in mich reinstopfen", sagte Embery und drehte sich um. ,,Bin dabei", sagte Lilith und sprang auf. ,,Hast du Hunger?" fragte sie an mich Gewand. Was für eine Frage, ich hab immer Hunger. ,,Ja klar." Ich schloss die Tür und lief den beiden hinterher. Auf dem ganzen Weg bis zur Cafeteria blödelten sie rum. Ich wurde etwas nostalgisch. Es war ewig her, dass ich jemanden hatte, mit dem ich so viel Quatsch gemacht hatte wie die beiden.


Ich habe lange überlegt, wie ich Embery am besten einbauen kann, aber als ich dieses Kapitel geschrieben habe, musste ich nicht nachdenken, die Worte waren einfach da. Ich finde es faszinierend, was meine Hände bisher so fabriziert haben und bin bisher recht zufrieden.

Das Wohnheimzimmer ist ein Traum, so eins hätte ich in meiner Jugend gerne gehabt. Mein 7 m² großes Zimmer ließ viel Raum für Fantasie. Heute habe ich eine eigene Wohnung, da ist natürlich mehr Platz zum kreativen Austoben da.

Könnt ihr euch das Vorstellen dort auf dem Campus mit den zwei verrückten Hühnern zu wohnen? Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.

Mein Song des Tages: Barbie - Just Ken

Leute wer hat auch einen Ohrwurm von diesem Song :) :)

Eure Nila D.<3

Never be the sameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt