26. Kapitel

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Lucas

Die Kellnerin wies uns einen Tisch in einer kleinen Nische zu. Es war eines meiner absoluten Lieblingsrestaurants hier. Wir bestellten beide Bürger mit Pommes. Sie schaute mich komisch an, während wir auf unser Essen warteten. ,,Was?" fragte ich sie und trank einen Schluck der Cola, die die Kellnerin uns vor der Aufnahme der Bestellung gebracht hatte. ,,Wie oft bringst du deine Mädels mit hierher?" fragte sie mich unverfroren. ,,Keine wieso?" sie wirkte nicht überzeugt. ,,Ich komm hier meist nur alleine her. Ich geh üblicher Weiße nicht auf Dates. Die Mädels wissen, worauf sie sich bei mir einlassen." Okay, das klang echt wie ein Arsch. Jetzt hörte ich selbst, was Alex immer meinte. Mir war es sonst egal gewesen was andere über mich dachten. Wieso störte es mich dann jetzt? ,,Ich komm immer alleine hier her, damit ich ein bisschen abschalten kann. Den Stress bei Seite schieben. In Ruhe etwas gutes Essen, ohne ständig von allen Seiten bequatscht zu werden." Sie legte die Stirn in Falten. ,,Ist das Studium so stressig?" fragte sie mich. Sie hatte offenbar noch keine Ahnung, stellte ich fest. ,,Ich jobe nebenbei", sagte ich knapp. Ich wollte sie erst einmal im Dunklen tapen lassen, auf ihre Reaktion warten, bis sie bemerkte, was für eine Position ich an der Schule hatte. Das Essen kam und unterbrach somit unseren Blickkontakt. Ich musste echt aufpassen, dass ich mich nicht in ihren Augen verlor. ,,Okay ich verstehe, wieso du hier so gerne hingehst", sagte sie mit vollgestopften Mund. Ich musste lachen. Es war zur Abwechslung mal schön jemanden vor sich sitzen zuhaben, dem es egal war, dass es Tischmanieren gab. Sie wirkte so ganz anders als die Mädels, die ich in letzter Zeit flachgelegt hatte. Nicht dass das mein vorrangiges Ziel war, wer weiß, was sich ergibt.

,,Erzähl etwas über dich?" sagte sie und steckte sich eine Pommes in den Mund. Mein Schwanz zuckte bei dem unzüchtigen Gedanken, der mir gerade durch den Kopf gegangen ist. ,,Was willst du den wissen?" Ich war nicht sonderlich scharf drauf das sie mich ausfragte, aber bei ihr war ich mir sicher, dass sie sich nicht mit den Standardantworten zufriedengeben geben würde. ,,Wo kommst du her?" ,,London." ,,Wie ist es da so?" Sie wirkte ernsthaft, interessiert. ,,Sehr britisch", ich wusste nicht genau, was sie für eine Antwort von mir erwartete. ,,Du bist doof", kicherte sie. Es war irgendwie niedlich. Was dachte ich da nur für einen Bullshit? ,,Meine Eltern haben mehrere Häuser London und Washington. In London war ich bis ich sechs Jahre alt war dann sind wir nach Amerika rüber wo ich eben aufgewachsen." Ich biss in meinen Bürger. ,,Bist du einer dieser Traditions-Schüler?" fragte sie zögerlich. Ich nahm noch einen Bissen, bevor ich ihr antwortete. ,,Nein mein Dad war der Meinung, dass ich hier lernen sollte, was in seinen Worten Zucht und Ordnung bedeutet." ,,Was meinst du damit?" Ich musste kurz überlegen, um meine Worte passend aussprechen zu können. ,,Ich hatte ne harte Zeit damals bevor ich hier herkam. Wegen einer kleinen Prügelei hat er mich dann damals hier her verfrachtet." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Und deine Mom? Was sagt sie dazu?" ,,Sie arbeitet viel und wollte keinen Ärger, deshalb hat sie dem ganzen zugestimmt." Wut flammte in mir auf. Emma legte eine Hand auf meinen Arm. ,,Hast du dich den zum besseren geändert?" Ich schaute sie an. Hatte ich das? Ich zuckte mit den Achseln. ,,Ein wenig, ich habe gelernt meine Wut zu kontrollieren." Sie lächelte leicht. ,,Das ist doch was Gutes. Eltern treffen manchmal Entscheidungen, die uns zwingen umzudenken und herauszufinden, wer wir eigentlich wirklich sind. Ich denke nicht, dass sie dir schaden wollten." Es klang, als ob sie mehr von sich selbst als von mir sprach. Sie zog die Hand weg, um einen Schluck zu trinken. ,,Und du kommst auf Florida?" fragte ich sie, um das Thema zu wechseln. Ich hatte von Renigon ihre Akte bekommen. Sie war sehr kurz, nicht einmal ihre Eltern waren vermerkt. Ihr Augen weiteten sich. ,,Woher weißt du das?" ,,Lilith", log ich. Sie nickte nur.

,,Ihr seid Freunde?" fragte sie mich ohne mich anzuschauen. ,,Wir kennen uns schon eine ganze Weile und es fällt ihr oft schwer den Mund zuhalten." Ich spürte, dass es ihr unangenehm war, dass andere über sie Bescheid wussten, dabei hatte ich das Gefühl, dass es nicht stimmte. Sie war ein Widerspruch in sich. Blond, hübsch, mit losem Mundwerk und schlechten Essensmanieren. Aber dann trug sie Kleidung, die teurer als mein Handy war. Das Kleid, was sie neulich im Club hatte, war definitiv ein Designerstück. Ich hatte oft Mädels bei den Dinnerpartys meines Vaters in solchen fummeln herumlaufen gesehen. Es passte nicht zu der Studentin, die am anderen Ende des Landes studierte, kein Auto besitzt und einen Job suchte. Es passte nicht. ,,Worüber denkst du nach?" Emma riss mich aus meinen Grübeleien. Ich schüttelte den Kopf. ,,Nichts .. ich .. ähh", sagte ich ertappt. ,,Was war das vorhin auf dem Parkplatz?" Sie versteifte sich. ,,Mir geht es gut", sagte sie abweisend. Ich schaute sie eindringlich an. Einige Minuten vergingen, in dem wir uns mit Blicken förmlich bekriegten. Sie seufzte frustriert auf. ,,Du lässt nicht locker oder?" Ich schüttelte den Kopf. Sie fuhr sich mit der Hand durch ihre Haare. Einen kurzen Moment konnte ich es sehen. Die Angst und die Müdigkeit in ihren Augen. Mit dem nächsten Wimpernschlag war es jedoch weg. ,,Mein Ex stalkt mich sozusagen." Sie zappelte ein wenig herum. ,,Ich hatte eine Panikattacke. Seinetwegen." Wut stieg in mir auf. ,,Hat er dir was angetan. ,,Nein, nein, hat er nicht. Er versteht nur nicht, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will." Sie schüttelte den Kopf. ,,Wie lange geht das schon so?" Sie schaute mich an. ,,Ich will wirklich nicht darüber reden." ,,Emma", unterbrach ich sie. ,,Manchmal sollte man sich jemanden anvertrauen, du kannst nicht alles mit dir selbst aus machen wollen?" Wo kam das den plötzlich her? Ich war auch nicht der Typ der jedem Mädel alles von sich erzählte. Sie stand auf. ,,Lucas ich wollte nur entspannt etwas essen mit dir und nicht aus gehört werden", fuhr sie mich an.

,,Beruhige dich und setz dich wieder hin", befahl ich ihr eine Spur zu streng. ,,Du hast mir gar nichts vorzuschreiben", schrie sie schon fast. Emma drehte sich um und lief zum Ausgang. Ich fischte mein Portmonee aus meiner Tasche, legte ein paar Geldscheine auf den Tisch und joggte ihr durch das Restaurant hinterher. Wir wurden die ganze Zeit von ein paar älteren Herrschaften beobachtet, die nur mit dem Kopf schüttelten, als ich durch die Tür ins Freie trat. ,,Emma warte", rief ich ihr nach. Sie drehte sich um. ,,Ich hab keine Lust mehr zu reden." Sie war einige Meter von mir entfernt. ,,Okay. Nicht reden. Willst du den ganzen Weg zurück laufen?" Sie käuselte die Stirn, schnaubte und lief an mir vorbei zu meinem Auto. Sie war so sprunghaft wie das Wetter.


Ich finde beide niedlich zusammen. Es war gar nicht so easy ein ganzes Kapitel aus Lucas seiner Sicht zu schreiben, aber ich finde, es ist mir gut gelungen. Manchmal wünschte ich, ich könnte die Bilder in meinem Kopf mit euch teilen. :)

Mir fällt es tatsächlich auch schwer mich anderen gegenüber zu öffnen oder neue Freundschaften zu schließen. Unter Mädels ist es oft nicht so einfach, echte Freundinnen zu finden. :/

Was denkt ihr, wie es weiter geht?

Song des Tages - Elley Duhé - DELIRIUM

Eure Nila D.<3

Never be the sameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt