13. Kapitel

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Emma

Alex hatte sich tatsächlich sehr beeilt. Innerhalb von 20 min kam er mit einer riesigen Papiertüte, einer bekannten Fastfood-Kette in der Hand wieder. Er hatte echt einen guten Instinkt dafür gehabt, was mir schmecken könnte. Während ich mich vollgestopft hatte, mit Pommes und einem richtig leckeren Bürger, hat er mir erzählt, wie er hier hergekommen ist.
Sein Vater und dessen Vater und wiederum dessen Vater war hier gewesen. Ihm wurde es praktisch in die Wiege gelegt und er hatte keine andere Wahl gehabt, als hier eine Ausbildung zu beginnen. Renigon hatte erzählt, dass es viele aus gutem Hause hier gab und Alex war definitiv einer von denen. Bei ihm in der Familie wird Tradition großgeschrieben. Sein Vater muss auch auf einem dieser Bilder, die ich vorhin betrachtet hatte, abgelichtet sein. Alex hat mir anvertraut, dass er eigentlich gar keine so richtige Lust hatte, das hier zu machen, doch er durfte und konnte es sich nicht aussuchen. Alex ist ein lieber Kerl und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er das Bild des perfekten Sohnes bei seinen Eltern zerstören will. Ich kann es ihm nicht verübeln. Vor ein paar Jahren ging es mir nicht anders. Auch wenn er mir mehrfach versucht hatte mir glaubhaft zu vermitteln, dass es ihm hier Spaß machte und er es nicht bereute, dachte ich mir, dass er dennoch lieber etwas anderes machen würde. Aber ich hackte nicht weiter nach, denn auch wenn er mir jetzt schon total sympathisch war, kannten wir uns gerade erst seit ein paar Stunden. Ich würde auch niemanden, den ich nicht kannte, so intime Dinge über mich erzählen.

Kurz nach eins war er dann in sein Zimmer gegangen. Er musste früh raus, war seine knappe Antwort. Schon seit einer Stunde lag ich in diesem Bett und starte an die Decke. So geht es mir immer in einer fremden Umgebung.
Kurz davor ich eingeschlafen wäre, weckte mich die Erinnerung an den Schlag und es tauchen diese dunklen Augen und Tattoos vor meinem inneren Auge auf. Ich spürte, wie die Wut in mir aufsteigt. Nicht auf diesen Lucas oder wie auch immer der Holzkopf von vorhin hieß, sondern auf mich. Wieso habe ich so schnell die Flucht ergriffen? Das hätte endlich mal meine Chance sein können, einem diesen unzähligen Arschlöchern, die meinen, sie können sich alles erlauben, richtig die Meinung zu geigen. Aber was habe ich stattdessen gemacht? Genau, ich habe ihn an gezickt und bin wie ein kleines Kind davon gelaufen. Peinlicher geht es wirklich nicht mehr. Bis jetzt konnte ich jeden Gedanken an diesen Typen ausblenden, aber jetzt in der Dunkelheit, der Stille um mich herum und meinen nicht ruhen wollenden Gedanken, konnte ich nicht anders als über ihn nachzudenken. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war ein unwiderstehlicher Kotzbrocken, wie in meinen Romanen, der mich durcheinander bringt. Ich bin froh, dass alles wieder halbwegs normal in meinem Leben war. Das keiner mich über die Geschehnisse in der Zeit vor der Uni ausgefragt hatte. Mira wusste, dass ich nicht gerne über meine Eltern und mein altes Leben reden wollte. Sie hatte es mehrere male versucht. Es war einfach noch zu frisch, dass ich mich hätte jemandem anvertrauen können.

Nicht jeder hat perfekte Eltern, die sich um einen kümmern oder ernsthaft Liebe für seine Kinder empfindet. Nur Geld allein macht eben auch nicht glücklich.
Ich schüttelte den Kopf. Das Letzte woran ich jetzt denken wollte waren meine Eltern. Ein Gedanke schlich sich in meinen Kopf und ließ Tränen in meinen Augen aufsteigen. Ich drücke meine Augen so fest zusammen, damit sie sich nicht ihren Weg nach unten bahnen konnten. Ohh Emma > sagt meine innere Stimme traurig, doch bevor sie noch irgendetwas anderes sagen konnte, schlug ich die Augen auf und griff nach meinem Handy. Ich scrolle Minuten lang herum, bis ich die Nummer von Alex endlich gefunden hatte. Wir hatten noch schnell die Nummern ausgetauscht, falls es mir doch noch einmal schlechter gehen sollte. Kurz zögere ich. Ich kann ihn doch nicht Nachts um drei Uhr wecken. Was ist, wenn er gerade erst eingeschlafen ist? Und er muss ja auch wieder früh ausstehen. Nein, das kann ich ihm nicht antun. Ich legte mein Handy wieder auf den Tisch und lehnte mich wieder zurück ins Kissen. Alles ist ruhig. Nur mein Atem war zuhören. Was sagt man immer, Schäfchen zählen soll helfen? Mh na ja einen Versuch ist es wert. Auch wenn es mir total albern vorkam und ich kein kleines Kind mehr war, fing ich in Gedanken an, Schäfchen zu zählen. Und tatsächlich brauchte es nicht lange und ich gleite langsam in einen unruhigen Schlaf. Indem ich von Tattoos und dunklen Augen träume.

,,Aufstehen, liebes", ertönte eine schrille Stimme, direkt neben meinem Ohr. Im selben Moment wurde es schlagartig hell. Ich drehe mich stöhnend um, zog mir dabei die Decke über den Kopf, um wieder in meine Dunkelheit abtauchen zu können. Etwas rüttelte sachte an mir. ,,Emma du solltest wirklich aufstehen. Es ist zwar erst um sieben, aber du musst noch was essen und dann wieder zur Uni." Wieder wurde leicht an mir gerüttelt. ,,Okay du willst es nicht anders, dann hole ich eben den Wassereimer." Das ist der Urälteste Trick. Den habe ich schon tausend Mal gehört. Als ich das Wasser rauschen hörte, öffnete ich vorsichtig die Augen. ,,Okay, Okay ich stehe schon auf. Kein Wasser bitte." Ich schlug die Decke zur Seite und richtete mich auf. Charlies kam aus dem Bad und lächelte triumphierend. ,,Warum den nicht gleich so. Ich habe dir etwas zum Duschen hingelegt. Seife und ein Handtuch. Natürlich auch eine Zahnbürste und eine Haarbürste. Es gibt nichts Schlimmeres, als mit zerzausten Haaren durch die Gegend zu laufen", sagte sie und lächelt. Und wieder einmal war sie mir so sympathisch. Ich lächle zurück. ,,Danke." ,,Ich hole dir noch schnell etwas zum Essen, während du dich fertig machst." Ich nickte und stieg aus dem Bett und tapse ins Bad. Im Spiegel wäre ich fast erschrocken, über meine wilden Haare. So schlimm sahen die schon lange nicht mehr aus. Eigentlich kein Wunder, da ich mich die ganze Nacht nur herumgewälzt hatte. Ich entkleidete mich und stieg unter die Dusche und genoss die warmen Tropfen die auf meiner Haut niederprasselten. Augenblicklich waren die Kopfschmerzen und die Anspannung von meinen Schultern wie in Luft aufgelöst.


Tam Tam

Kapitel 13 wäre geschafft :)

Ich kenne das zu gut. Immer, wenn mir eine Sache nahe geht, denke ich stundenlang darüber nach. Ich muss zugeben, ich bin ein Kopf-Herz Mensch.

Ich muss zugeben ich hab tatsächlich mal einen Eimer eiskaltes Wasser über geschüttet bekommen, :) damals war das natürlich nicht annähernd so lustig wie heute. :) :)

Mein Song des Tages kommt heute von Philipp Dittberner & Marv - Ich Frag Mich <3

Das wars erst einmal

Eure Nila <3 <3

Never be the sameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt