14. Kapitel

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Emma

Als ich frisch geduscht und angezogen ins Zimmer zurückging, war Charlies nirgends zu sehen. Mein Blick schweifte durch den Raum und bleib auf einen schmalen Tisch, an der Wand gegenüber des Bettes hängen. Dort stand ein viel zu großes Tablett, mit so viel Essen darauf, dass ich überwältigt stehen blieb. Oh Gott, soviel schaffe ich nie im Leben alleine. Das könnte glatt für drei Personen reichen. Alles war so schön hergerichtet, dass man glatt denken könnte man befinde sich in einem Hotel. Die Tür ging auf und Charlies kam mit einem breiten Grinsen herein. Sie schien immer gute Laune zu haben, stellte ich fest. ,,Ich wusste nicht, was du lieber essen möchtest, deshalb habe ich dir ein paar Sachen mehr zusammen stellen lassen." ,,Danke, das ist echt lieb, aber das schaffe ich doch gar nicht alles." Ich machte eine Handbewegung über das Tablett. Mir war es fast schon etwas peinlich, sie hatte sich so viel Gedanken gemacht und es wäre schade das Essen wegzuschmeißen. ,,Ach das ist kein Problem. Was du nicht isst, lässt du einfach liegen. Das kann ich auch noch essen. Da muss ich nicht extra nochmal herunterlaufen." Wieder bildet sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Ihre gute Laune war ansteckend, obwohl ich total übermüdet war.

Ich setzte mich an den Tisch und betrachtete das Essen vor mir, nahm mir ein bereits belegtes Brötchen mit Käse und schob es mir in den Mund. Mhh lecker. Das Brot war sogar noch ein wenig warm. Ich ließ mir alle Zeit der Welt und genoss den Kaffee, den Sie mir mitgebracht hatte. Daran könnte ich mich definitiv gewöhnen. Bei mir im Wohnheim der Uni gab es jeden Morgen das gleiche und es schmeckte nicht einmal halb so gut wie das hier. Als ich fertig war, kramte ich mein Handy aus meiner Hosentasche. Oh misst, es war bereits fast zehn Uhr. Hatte ich echt so lange gebraucht? Mira wird mich definitiv umbringen. Sie machte sich immer so extreme Sorgen um mich, na ja gut ich war bisher auch noch nie über Nacht weg gewesen, seit dem ich hier angefangen habe zu studieren. Klar sind wir ab und an mal auf einer dieser Verbindungspartys gewesen, aber selbst da waren wir immer zusammen gekommen und sind wieder gegangen. Nicht einmal bei einem Kerl war ich über Nacht zusammen gewesen. Nicht das es von solchen Situationen besonders viele gegeben hätte, aber mehr als fummeln über der Kleidung gab es bei mir nicht. Dabei bin ich keine Jungfrau mehr, aber dieses eine ganz bestimmte Gefühl von Lust wollte sich eben nie in mir bemerkbar machen.

Hecktisch sprang ich vom Stuhl auf und rannte förmlich auf meine Schuhe zu. Ich schlüpfte hinein und zog mir die Jacke über. Gerade als ich den Reißverschluss zuziehen wollte, öffnete sich erneut die Tür. Charlies schaute mich verwundert an. ,,Wo willst du den auf einmal so schnell hin?" fragte sie verblüfft. ,,Ich muss zurück ins Wohnheim. Meine Mitbewohnerin macht sich sicher schon richtig Sorgen, wo ich stecke. Vielleicht schaffe ich dann noch ein paar Kurse", sagte ich und zog den Reißverschluss meiner Jacke hoch. ,,Kommt gar nicht infrage. Du bekommst von mir den Krankenschein hier und dann wird dich jemand nach Hause fahren. Ich habe gerade noch einmal mit Mr. Renigon gesprochen und deine Begleitung müsste schon unten auf dem Parkplatz auf dich warten", sie wedelte mit einem Zettel vor meiner Nase herum. ,,Mir geht es wirklich gut. Mich muss nicht extra jemand ins Wohnheim fahren, wirklich." Meine Bemühungen schienen nichts zu nützen. ,,Versuch es erst gar nicht. Ich bringe dich noch bis runter zur Tür. Hast du alles liebes?" Sie ist hartnäckiger als ich dachte. Ich nahm widerwillig den Zettel und steckte ihn in meine Jackentasche. Ich muss ihn ja nicht abgeben, dachte ich mir.

Unter leichtem Protest ließ ich mich von ihr zum Ausgang bringen. Ein paar Schüler gingen an uns vorbei und schauten mich argwöhnisch an. Alex schien in der Hinsicht recht zu haben, dass sich hier alles wie ein Lauffeuer verbreitet. Er meinte gestern Abend, andere wissen oftmals mehr über einen als man selbst und Gerüchte gibt es ihr anscheinend zu Hauff.
Wir gingen durch die schwere Glastür des Gebäudes. Die frische Luft wirbelte sofort um mich herum. Ein angenehmer Duft von verschiedenen Blumen empfing mich augenblicklich. Kurz bin ich versucht, die Augen zuschließen, entscheide mich aber dagegen. Ich war nicht alleine, riefe ich mir ins Gedächtnis. Charlies blieb ein paar Schritte vor mir entfernt stehen. ,,Du musst nur noch hier nach links und dann immer geradeaus. Da sollte dein Fahrer stehen", kurz grübelt sie. ,,Leider hat Renigon mir nicht gesagt, wer dich mitnimmt, aber ich denke, das schaffst du schon", sie drehte sich zu mir um. ,,Es war nett dich kenne gelernt zu haben Emma. Vielleicht sieht man sich wieder. Und wenn noch irgendwas mit deinem Kopf sein sollte, also du Kopfschmerzen hast, dir schwindelig oder schlecht wird, dann geh bitte sofort zum Arzt. Okay?" Sie nahm mich in eine feste Umarmung und Ihr Duft stieg mir unweigerlich in die Nase. Eine Mischung aus Desinfektions- und Waschmittel. Ich löste mich von Ihr und lächle sie ebenso warm an wie sie mich. ,,Danke, das werde ich machen", versicherte ich ihr und das war mein Ernst.

Ich wendete mich ab und ging den gepflasterten Weg entlang. Es war wirklich schön hier. Die Straßen und Fußwege waren sehr sauber, nicht einmal ein Blatt oder ein Kaugummi klebt irgendwo auf dem Boden. Die Vögel zwitschern verträumt vor sich hin. Ich bog links ab, wie sie es mir beschrieben hatte und sah gerade Wegs vor mir den Parkplatz. Von weitem erkannte ich einen schwarzen Sportwagen. Er blitzt gerade so in der Sonne. Davor stand ein Typ mit Lederjacke und Sonnenbrille. Er schaute starr auf sein Handy und tippte irgendetwas hinein. Als ich näher kam, erkannte ich sofort, wer da auf mich zu warten schien. Ich blieb stehen und schaute mich auf dem Parkplatz um. Vielleicht hatte ich Glück und es wartete Alex irgendwo auf mich oder irgendwer anderes. Nur nicht er. Leider sah ich niemand anderen. Nur er. Zögerlich ging ich weiter. Vielleicht sollte ich abhauen. Immerhin schien er mich noch nicht bemerkt zu haben. Genau in dem Moment, als ich mir einen Fluchtplan zurechtgelegt hatte, hob sich sein Kopf und er schaute mich direkt an. Ich konnte sein Gesicht nicht deuten, da er diese dunkle Sonnenbrille immer noch trug. Aber selbst jetzt konnte ich erkennen, dass er nicht erfreut war mich so schnell wieder zusehen. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Er steckte das Handy in seine Jackentasche und beobachtete mich. Ungefähr einen Meter vor ihm kam ich zum Stehen. Er schnalzte mit der Zunge. ,,Tja, sieh einer an, wie schnell man sich wieder sieht."


Und wieder ein Kapitel geschafft.

Was denkt ihr, hat Lucas heute bessere Laune?

Wird Emma sich zügeln können oder geht sie wieder auf Konfrontation?

Song des Tages - Harry Styles - Fineline

Schnell weiterlesen.

Eure Nila D. <3

Never be the sameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt