Emma
Schon seit gefühlten Stunden starrte ich auf den kleinen Laptop Bildschirm vor mir, den ich im Schneidersitz auf meinem Bett, nach sämtlichen Anzeigen von Jobangeboten durchforstet hatte. Schon seit Wochen suchte ich einem Job, den ich neben meinem Studium machen konnte. Doch auch heute schien ich wieder einmal kein Glück zu haben. Bei den meisten Anzeigen, die mir mein Web aufzeigte, hatte ich mich schon beworben. Einige kamen sofort als Absage zurück, von anderen bekam ich nicht einmal irgendeine Art von Rückmeldung. In den letzten 4 Wochen hatte ich ungefähr fünf Gespräche gehabt, doch die fielen meistens alle gleich aus. "Wir suchen jemanden für den ganzen Tag und nicht nur ein paar mickrige Stunden", hatte mir erst letzte Woche eine ältere Frau mit bereits grauem Haaransatz an den Kopf geworfen. Doch die Aussage war mir nicht neu. Ein frustriertes Stöhnen verließ meine Kehle. ,,Ist es echt so schwer einen Kaffee kochen und Kopierjob zu bekommen", fragte Mira plötzlich. Sie ist meine Mitbewohnerin seit nun knapp acht Monaten und meine beste Freundin. Am ersten Tag hier am Campus fühlte ich mich noch völlig allein, doch als ich in mein "neues" Zimmer kam, war das nicht mehr so. Sie hatte mich so herzlich empfangen, dass ich mich gleich wie zu Hause gefühlt hatte. Dass sie nur ein Jahr älter als ich war, merkt man ihr nicht ansatzweise an. Manchmal könnte man denken, ich sei die ältere von uns beiden.
Mira hatte leicht reden. Sie selbst hatte vor Monaten einen Job in einem kleinen Kaffee gleich in der Nähe des Wohnheims ergattern können. Was mich bei Ihr nicht wunderte. Allein Ihre Ausstrahlung haute einen richtig um. Mit Ihren mittellangen dunkelroten Haaren und den eisblauen Augen, konnte sie jedem das Gefühl geben, alles sei in bester Ordnung. Sie stach oft in der Masse heraus. Allein das Sie schon ein paar Modeljobs hatte, ließ mich neben Ihr nur noch kleiner erscheinen. Ich hatte keine Probleme mit meinem Körper oder meinem Selbstbewusstsein, nur fand ich, wirkt Sie strahlender als ich. Meine mittel blonden Haare gingen mir bis unter die Brust und meine grau-blauen Augen strahlen schon seit längerem nicht mehr.
,,Nenn es wie du willst, aber die Menschen im Büro leisten weit aus mehr als nur Kaffee kochen und Kopieren", entgegne ich überzeugt. Mira ist nicht so der Typ Mensch der stundenlang vor einem Computer oder vor Meter hohen stapeln an Papier sitzen konnte. Sie war definitiv die abenteuerlustigere von uns beiden. Mira zog eine Augenbraue in die Höhe. ,,Du sitzt fast den gesamten Tag in stickigen Vorlesungsräumen und willst dich allen Ernstes danach nochmal für ein paar Stunden, in einen Raum setzten und irgendetwas in einen Computer eintippen?" Ich legte den Laptop beiseite und schaute sie an. ,,Mir macht das nichts aus und es kommt sicher gut, wenn ich, während meines Studiums schon etwas praktische Erfahrung gesammelt habe." ,,So ein misst. Du musst mehr aus dir machen als nur ein blondes Püppchen am Empfang." Meine Miene verfinstert sich. Ich weiß, dass sie es nicht böse gemeint hatte, aber dass sie mich gerade in eine Schublade steckte, gefiel mir gar nicht. Ich war schon immer eine gute zweier Schülerin gewesen und hatte aktiv in mehreren AGs mitgewirkt, aber fremden Leuten das Essen zu servieren und immer nett sein zu müssen, war definitiv nicht mein Ding. Ich drehe mich wieder zu meinem Laptop um und legte ihn mir, wie bereits die letzten Stunden zuvor auch in den Schoss.
,,Jetzt sei nicht beleidigt." Sie setzte sich zu mir aufs Bett. ,,Es tut mir leid. Wirklich Emma. Ich wollte dich nicht beleidigen oder verletzen." Ihr Gesicht war reumütig . ,,Ich bin dir nicht böse", sagte ich und wandte mich wieder meinem Laptop zu. ,,Ich denke, wenn du Ethan's Angebot annimmst, währst du besser dran." Allein bei seinem Namen wurde mir schlecht. Ethan Parker ist der letzte Mensch an diesem Campus, den ich um einen Gefallen bitten würde. ,,Vergiss es", sagte ich etwas zu forsch. ,,Sein Dad zahlt sehr gut. Habe ich zu mindestens gehört. Und du würdest einen richtig coolen Job kriegen und ... ", weiter kam sie nicht, den ich schnitt ihr das Wort ab. ,,Ich hab nein gesagt. Hast du vergessen, was für ein Arsch er ist?" Ethan und ich hatten kurz nach dem ich hier hergezogen war für geschlagene eineinhalb Monate eine Art tächtel mächtel. Er hatte mir von Anfang an etwas vorgemacht. Er wollte sich vor seinen Jungs profilieren und zeigen, dass er jedes Mädchen ins Bett bekommt. Aber nicht mit mir. Durch Mira habe ich herausgefunden, was wirklich Sache war, bevor es so weit kommen konnte. Immer wieder versucht er es bei mir, doch auf so etwas habe ich keine Lust. Genauso wenig wie auf eine Beziehung.
,,Ja er ist ein Arsch, aber was, wenn es das beste Angebot ist, was du jetzt bekommen kannst." ,,Dann nimm du ihn doch an. Er scheint dir ja echt zu gefallen." ,,Was? Der Job oder Ethan?" fragte Mira verwundert. Ich konnte es mir nicht verkneifen die Augen zu verdrehen. ,,Der Job natürlich." ,,Ach so", sagte sie und lachte leise auf. Sie schaute auf ihre Uhr und fluchte leise. ,,Das hätte ich fast vergessen. Ich bin noch mit Paul verabredet. Wegen der Klausur nächste Woche." Sie sprang von meinem Bett auf und rannte zu ihrem hinüber. Sammelte hektisch alles Wichtige ein und schulterte dann ihren Rucksack. Sie kam eilig zu mir herüber. ,,Wir sehen uns später", sagte sie rasch und gab mir einen Kuss auf die Wange. ,,Bis später und viel Spaß", sagte ich und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. Seit sie diesen Paul kennt, ist sie nur noch mit ihm unterwegs. Nicht das es mich störte, ganz im Gegenteil, nur fühlte ich mich seit dem etwas einsamer. Meine letzte richtige Beziehung ist schon mindestens vier Jahre her. Nicht dass ich mir derzeit einen Freund wünschen würde, nur ist es komisch wieder mehr Zeit allein zu verbringen. Neben Mira hatte ich natürlich auch noch andere Freunde hier, aber durch die anstehenden Klausuren waren alle sehr beschäftigt.
Ich konzentrierte mich wieder auf meinen Laptop und fuhr mit meiner Suche fort. Kurz bevor ich für heute aufgeben wollte, sprang mir eine Anzeige ins Auge. Gesucht wird Aushilfskraft für diverse Bürotätigkeiten. Das klingt schon mal gut. Egal ob Schüler/-in, Student/-in, Auszubildender/-e oder voll im Berufsleben. Jeder kann sich hier bewerben. Auch das klingt vielversprechend. Kurzerhand beschloss ich dort eine Bewerbung hinzuschicken. Mehr als eine Absage kann es am Ende ja eh nicht werden.
Nach ungefähr fünfzehn Minuten war ich mit dem Ergebnis, was ich in meinem Laptop eingespeichert hatte, sehr zu Frieden. Ich stand zufrieden auf, ging zu meinem Schreibtisch hinüber und schloss meinen Laptop mit meinem Drucker, den ich von zu Hause mitgebracht hatte, an.
In der Schublade fand ich noch eine einzige Bewerbungsmappe. Fein säuberlich legte ich meine frisch ausgedruckten Blätter hinein. Gut darauf bedacht, keinen Knick hinein zu machen.
Kurz überlegte ich, was ich heute noch vorhatte und stelle ernüchternd fest, dass auf meiner Liste im Kopf nur noch lernen stand. Ich schnappte mir noch einmal meinen Laptop vom Tisch und suche mir die Adresse heraus, an der die Bewerbung gehen sollte. Dank der heutigen Technik fand ich heraus, dass das Unternehmen gerade einmal fünfzehn Minuten zu Fuß von hier lag. Ohne lange darüber nach zudenken, schnappte ich mir meine Schuhe und meine Tasche, sowie natürlich die Bewerbung und verließe hoffnungsvoll mein Zimmer. Da heute ein schöner sonniger Maitag war, brauchte ich keine Jacke.Als ich den ersten Fuß aus der schweren Wohnheimtür trat, stieg mir sofort ein herrlicher Duft von später Frühlingsluft und Wildblumen in die Nase. Die Vögel zwitschern und auf dem Rasen vor dem Wohnheim Campus hatten sich mehre Grüppchen versammelt, um zusammen zu lernen oder zusammen abzuhängen.
Hi das ist schon mal das erste Kapitel meiner neuen Geschichte.
Wie gefällt es euch bis jetzt ?
Wie findet ihr die länge des Kapitels? Ist es so okay/ zu kurz oder zulang?
Würde mich sehr über euere Komentare freuen. 😊
Liebe Grüße Nila D. 😘
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Never be the same
Teen Fiction!ACHTUNG! Die Story habe ich 04.2020 angefangen, lange Zeit konnte ich nicht weiter machen. Jetzt bin ich wieder da und überarbeite aktuelle alle Teile. Natürlich bemühe ich mich, meine Story weiter zuschreiben. Ich bedanke mich für euer Verständnis...