12. Kapitel

16 2 1
                                    

Lucas

Ich stellte meinen Wagen auf dem Parkplatz ab und schaltete den Motor aus. Das war das nervigste ,,Date,, was ich seit langem hatte. Ich lasse den verkorksten Abend Revue passieren.
Ich hatte mich dazu breitschlagen lassen, mit einer dieser Weiber aus dem ersten Semester auszugehen. Sie musste schon vor einer Weile ein Auge auf mich geworfen haben. Alex, mein bester Kumpel meinte, ich sollte der kleinen eine Chance geben. So ein misst, nie wieder. Die Mädels sind alle so jung und naiv. Sie glauben einem alles, was man ihnen sagt. Und diese Jasmin war nicht anders. Eigentlich recht nett anzusehen, aber bei jedem Wort was meinen Mund verließ, kroch sie mir regelrecht in den Arsch. Sie hing an mir wie eine Klette. Bereits als ich das erste Mal auf dem Schulgelände mit ihr gesprochen hatte, ist sie mir danach überall hinterhergelaufen. Ich mag es nicht, wenn sie sich benehmen wie ein Hund. Aber das schlimmste war, dass sie nicht mal annähernd zusammen hängende Sätze bilden konnte. Immer wieder, wenn ich versuchte eine halbwegs interessierte Frage zustellen, stotterte sie und kicherte los. Eigentlich war das absolut nicht meine Art, so grob zu sein. Für eine flüchtige Sache zwischendurch wäre sie perfekt gewesen. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass dieser beschissenen Tage immer näher kam. Kann man das Jahr nicht einfach umschreiben und diesen herauslöschen oder noch besser meinen Kopf mit den Erinnerungen an diese Person komplett auslöschen, mit diesem Blitzteil von MIB? Die Antwort war bittersüß. Nein.

Da ich sowieso keine besonders gute Laune an diesem Abend hatte, täuschte ich einen wichtigen Anruf vor und ließ Jasmin im Restaurant sitzen. Eine Stunde hatte ich ihr bis dahin geschenkt, wenn man bedenkt, dass ich nie auf ein ,,Date" ging mit Frauen. Sie wussten in der Regel, was ich wollte und dass ich definitiv kein Beziehungstyp war. Viel zu viel Zeit ist verloren gegangen, ich hätte lieber noch eine Runde trainiert. Meinen Frust an dem Sandsack ausgelassen und nicht an ihr. Nie wieder, schwor ich mir. Immer wieder, wenn Alex mich mit irgendwelchen Mädels verkuppeln wollte, ging das in die Hose. Ob er irgendwann kapiert, dass ich das selber konnte und definitiv nicht auf was Ernsthaftes aus war? Bestimmt nicht. Er ist der Romantiker unter uns. Schon oft hatte ich versucht, dass er einfach mal den Kopf ausschaltet und nur zum Spaß eine abzuschleppen. Keine Chance. Aber mit der Zeit hatte ich mich damit abgefunden, dass mein bester Freund in dieser Sache nicht so denkt wie ich.

Ich öffnete die Tür und stieg aus. Die Sonne war schon vor Ewigkeiten untergegangen. Nur ein paar Laternen erhellten den Parkplatz. Genervt holte ich meine Sporttasche, die ich gestern im Kofferraum vergessen hatte und schulterte diese. Per Knopfdruck schloss ich mein sündhaft teures Auto ab und machte mich auf in Richtung Wohnheim komplex. Ich hasse dieses alte Gebäude und kann es gar nicht erwarten, wenn ich mit der Ausbildung hier fertig bin und am besten in irgendein anderes Land umziehen kann. Die meisten Schüler kamen aus reichen, schnöseligen Familien, dessen Tradition es war diese beschissene Ausbildung hier zu absolvieren. Ich mein, ich liebe, das, was ich hier mache, nur die Menschen gehen mir auf den Zeiger. Und allen voran mein Vater. Er hatte die glorreiche Idee, seinen Problemsohn hier herzuschicken, damit er vernünftig wurde. Zum Glück rief er mich nur an, wenn er etwas ernsthaft wichtiges von mir wollte, was so schätzungsweise einmal im Jahr vorkam. Aber mir war es recht. Soll er sich lieber um seine 26-jährige neue Freundin und dessen Hund kümmern. Seine Firma stand neben seinem neuen Betthäschen an erster Stelle. Anfangs wollte er noch das ich später einmal für ihn arbeite, aber auf so einen gequirlten Bullshit habe ich echt keinen Bock.
Wütend stieß ich die schwere Glastür des Eingangs auf. Um diese Zeit gab es keinen, der am Empfang sah's und kontrolliert, wer hereinkam.

Ich ging die dunklen Gänge entlang. Auf meinem Weg zum Zimmer, dass relativ weit außen und somit ruhig gelegen war, höre ich Stimmen und Gelächter. Wer treib sich um diese Uhrzeit den hier noch herum? Schnell konnte ich ausmachen, dass die Stimmen aus der Richtung der Kantine kamen. Die hat doch längst geschlossen, dachte ich mir. Als ich um die Ecke herum ging, hört ich nun ganz deutlich, dass es eine männliche und eine weibliche Stimme war. ,,So meine liebe was hätten Sie den gerne. Auf der Speisekarte steht heute Schokolade, Chips oder doch lieber Gummibärchen", hörte ich ganz klar meinen Kumpel Alex sagen. Normalerweise trieb er sich um diese Zeit in seinem Zimmer, vor der Konsole herum. Wieder ertönte lautes Gelächter. ,,Wenn du weiter damit machst, bekomme ich heute vor lauter Bauchschmerzen nichts mehr runter", sagte indessen die zweite Stimme. Ich bog wieder ab und konnte sie endlich sehen. Alex stand lachend vor dem Snackautomaten. Neben ihm ein Mädchen, dass mir irgendwie bekannt vorkam. Sie hatte lange blonde Haare und von hier aus einen echt geilen Arsch. Sie stand mit dem Rücken zu mir, so dass ich ihr nicht ins Gesicht sehen konnte. Beide lachten immer noch, für meinen Geschmack zu heftig.

,,Okay okay. Wir wollen ja nicht, dass du verhungerst oder dein Bauch dich am Ende noch auffrisst", sagte Alex und ich wusste sofort, dass er mit ihr flirtete. Sie haute in spielerisch gegen die Schulter. Hab ich da was verpasst? Dann platzte es aus mir heraus. ,,Was ist denn das für ein Gegacker hier?" Beide drehen sich erschrocken zu mir um. Das Mädchen war verstummt, als sie mich musterte. Ihre blauen Augen musterten mich. Kurz war ich gefangen. Da hat Alex mal einen guten Fang gemacht. Doch je näher ich sie betrachtete, konnte ich sie wirklich nirgendwo einsortieren. Und wieder war ich mir sicher, dass sie hier nichts zu suchen hat. Renigion wird ausflippen, wenn er das mitbekommt. ,,Ach Lucas entspann dich mal." Alex lachte weiter. Ich ging näher auf die beiden zu. ,,Wenn Renigion das mitbekommt, dass du hier Nachts mit kleinen Mädels umher schlenderst, gibt's ärger." Wieder ließ ich meinen Blick über seine Begleitung wandern. Ihr Blick war auf mich fixiert, aber ich konnte nicht deuten ob er abschätzend oder neugierig war. Sie blinzelte ein paar mal. Ihr Mund öffnete sich. ,,Moment mal, was heißt hier klein, du Prollo", entwich es ihren vollen Lippen. Augenblicklich stieg wieder diese Wut in mir hoch. Die Kleine hatte definitiv keine Ahnung, mit wem sie hier redete. Wütend mahlte ich mit meinem Kiefer. Ich musste mich dringend abreagieren. Keiner sollte mitbekommen, wie schlecht es mir momentan wirklich ging. Vor allem Alex nicht. Er kennt meine Vergangenheit und er würde mich nicht mehr aus den Augen lassen, wenn ich ihm gegenüber zugebe, dass ich wieder an die Vergangenheit dachte.


WOHO, das erste Kapitel aus Lucas seiner Sicht.

Ich hoffe, dass es euch gefallen hat :)
Was haltet ihr bisher von Lucas?

Mein Song des Tages ist von - Kygo, Avicii - Forever Yours <3 #dauerschleife

Das wars erst einmal für heute.

In Liebe, eure Nila D. <3


Never be the sameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt