30. Kapitel

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Emma

Ich hatte es tatsächlich geschafft, Lucas den gesamten Sonntag nicht ein einziges Mal zu begegnen. Es war Montag, der Start in mein neues Leben, wenn man es so nennen möchte. Lilith wurde mir für die ersten zwei Wochen zugeteilt, damit sie mir bei der Eingewöhnung, nach Renigos Worten, helfen konnte. Sie begleitete mich gerade zu meinem zweiten Kurs für heute. Verteidigungssport. Wie ich mich freue. Ich band mir gerade die Schuhe zu als ein Mädchen etwa in meinem Alter mit einem anderen quietschend aus der Tür ging. ,,Oh Mann ich fasse es nicht das er uns Trainiert." ,,Oh ja er ist soo heiß", sagte das andere Mädchen und fächerte sich mit der Hand Luft zu. Ich verdrehte die Augen. Warum musste man immer gleich so ausflippen. Ich wusste noch nicht, wer der Trainer war. ,,Fertig", sagte ich eher zu mir selbst als zu Lilith, die auf ihrem Handy wie wild herumtippte. Sie strahlte. ,,Super", sagte sie und hackte sich bei mir unter. Wir liefen Richtung Turnhalle. ,,Ich finde es toll, dass es wenigstens ein paar Kurse gibt, in denen wir zusammen sind." Ich musste lächeln. Lilith hatte ich jetzt schon ins Herz geschlossen. Sie war eine kleine Plapper Tasche, aber liebenswürdig. Wir betraten die große Sporthalle. Sie war doppelt so groß wie die auf meiner alten Uni. Sie wirkte so, als ob sie gerade erst eröffnet wurde. Überall waren Boxsäcke, Matten und Kraftgeräte im Raum verteilt. Es hatte sich bereits an einer Bank in etwa der Mitte des Raumes ein Grüppchen gebildet. Embery drehte den Kopf herum, als die Tür der Halle geräuschvoll in Schloss fiel. ,,Emma, Lilith, da seit ihr ja", sie kam hüpfend auf uns zugelaufen. Embery hatte irgendwie immer gute Laune.

,,Ich hoffe er nimmt uns dieses Jahr nicht so hart ran, sonst musst du mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden Lilith", sage Embery und hackte sich auf meiner anderen Seite ein. ,,Wer soll was nicht?" fragte ich verwirrt. Doch keine der beiden kam dazu mir zu antworten, denn genau in dem Moment öffnete sich die Tür erneut und es wurde still. Die Mädels von vorhin wurden hibbelig und eines der beiden musste, sich so sehr zusammenreißen, dass sie nicht los kreischte. Wie Fan Girls dachte ich mir. ,,So dann wollen wir mal", ertönte eine mir allzu bekannte raue Stimme durch die Halle. Ich löste mich von Lilith und Embery und drehte mich um. Lucas kam in Sportsachen auf uns zugelaufen. Er schaute sich um als sein Blick für einen kurzen Moment an mir hängenblieb. ,,Ich bin Lucas, euer Trainer und Coach für alles Sportliche hier." Mein Mund klappte ein bisschen auf. Er war was? ,,Die Hälfte von euch hatte ich bereits im letzten Jahr. Renigon war der Meinung, dass wir das erste und zweite Jahr zusammen legen sollten, da ich dieses Jahr meinen Abschluss mache und auch noch ein bisschen trainieren muss. Die Regeln für die neuen erkläre ich euch kurz." Ich sah wie sein Mund sich auf und zu bewegte, doch in meinen Ohren kam nichts davon an. Ich lehnte mich zu Lilith. ,,Er ist Trainer?" fragte ich leise. ,,Mhh wusstest du das nicht?" sie schaute mich an. Ich schüttelte den Kopf. ,,Sorry das muss ich vergessen haben dir zu sagen. So schlimm ist er gar nicht", sagte sie und schaute wieder nach vorn.

Sie wusste von der Begegnung vor dem Snackautomaten damals mit Alex. Ich hatte ihr nichts von Samstagabend erzählt, was auch so bleiben würde. Ich blinzelte kurz als richtete meinen Blick ebenfalls nach vorne. ,,Ihr sollt zuhören, wenn ich etwas sage", kam es genervt von Lucas der nun Lilith und mich direkt ansah. ,,Sprich weiter," rutschte es mir heraus. Da war er wieder. Der Idiot von unserer ersten Begegnung. Ich versuchte mir einzureden, dass es an der Tatsache lag, dass er unser Trainer war. Er kam auf mich zu und schaute mich finster an. Alex hatte vollkommen recht damit gehabt, als er mir sagte das Lucas es nicht gewohnt war wieder Sprüche zubekommen. Daran hatte ich nie einen zweifelt gehabt. ,,Emma, du solltest auf dein kleines Mundwerk achten." Er stand jetzt direkt vor mir. Seine Augen waren düster, doch für einen kurzen Moment konnte ich etwas aufblitzen sehen. Ich hielt seinem Blick stand, biss mir auf die Unterlippe. ,,Tut mir leid", sagte ich immer noch mit herausforderndem Blick. Er schluckte. ,,Nur weil du ein Stipendium hast, ist das kein Freifahrschein für dich", er entfernte sich von mir. Arsch. Wieso wollte er mich vor all den anderen bloßstellen? Als Retoure kutsche für Samstag? Hatte ich den überhaupt etwas falsch gemacht. Wut flammte in mir auf. Arsch.

Er erzählte noch ein wenig darüber, was unser Ziel für dieses Jahr war und was wir alles lernen würden. ,,Ihr werdet am Ende des Jahres bewertet. Eine Art Test um zuschauen wie ihr euch gesteigert habt. Ich sag immer, es ist wie eine Art zwischen Prüfung. Ihr werdet die Chance haben, gegen andere Semester zu kämpfen und euch zu messen. Im normalen Training ist es mir daran gelegen, dass ihr euch anstrengt, an eure Grenzen geht und nicht um euch zu verletzen." Sein Blick richtete sich auf Embery neben mir. Sie wurde rot. Lilith kicherte. ,,Ich streng mich an", sagte sie wie ein Soldat. Musste aber lachen. Lucas verdrehte nur die Augen. Die Mädels kicherten nur. ,,Wir starten auch gleich mit ein Paar auf wärm Übungen. Ein paar Runden um die Halle sollten für den Anfang genügen." Er klatschte in die Hände und wir setzten uns in Bewegung. Mein Plan, ihm ab sofort aus dem Weg zugehen, wurde kläglich niedergeschmettert. Für den Rest der Doppelstunde ignorierte er mich. Was mir nur recht war, da ich immer noch sauer auf ihn war. Lilith und Embery waren zusammen wirklich furchtbar. Sie quatschten die ganze Zeit, kicherten und nahmen nichts davon ernst, was Lucas ihnen vermitteln wollte.

Wir hatten gerade noch ein wenig Krafttraining. Ich war wirklich sowas von unsportlich. Einer der Gründe wieso ich gezweifelt hatte hier die Ausbildung anzufangen, aber mein Ego erlaubte es nicht aufzugeben. Verschwitzt ließ ich mich auf eine Matte plumpsen und trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Dann legte ich mich auf die Matte, um etwas Luft zubekommen. Ein Kopf tauchte über mir auf. ,,Alles okay?" fragte Lucas nun nicht mehr ganz so fies. Ich hielt einen Daumen nach oben. Er reichte mir seine Hand und zog mich wieder in eine sitzende Position. Mein Gesicht glühte, das konnte ich deutlich spüren. Er musterte mich kurz bevor er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. ,,Daran müssen wir arbeiten." Ich zog meine Augenbrauen verwirrt zusammen. Was genau meinte er damit. Ich nahm noch einen Schluck aus meiner Flasche. Endlich bekam ich wieder Luft. ,,Sport ist nicht mein Ding", sagte ich, während ich die Flasche zudrehe. Lucas Grinsen wurde breiter. ,, Diese Art von Sport auf jeden Fall nicht." Meine Augen weiteten. Hatte er das gerade echt gesagt? Ich schaute mich um. Wir waren allein. Wo waren denn plötzlich die anderen? Tolle Freunde, dachte ich mir. Er richtete sich auf und reichte mir erneut die Hand. Ich ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. ,,Danke. War das echt nötig gewesen, mich vorhin vor allem so schlecht zu machen?" Er kratzte sich am Hinterkopf. ,,Sweet Heart ich ..." weiter kam er nicht, den die Tür der Turnhalle wurde geöffnet und ein stämmiger Typ kam herein. ,,Lucas, da bist du ja", rief er durch die Halle. ,,Ich komme", entgegnete Lucas ihm. ,,Bis später", sagte ich zu ihm und verließ die Turnhalle.


OMG habt ihr damit gerechnet :)

Ich hab so auf den Moment hingefiebert als sie das erfährt.

Es bleibt spannend das versprech ich euch.

Song des Tages: Wet Leg - chaise longue

Eure Nila D. <3

Never be the sameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt