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Der Flug verging viel zu langsam. Ich hatte das Gefühl, dass ich doppelt solange im Flieger saß und machte mir die ganze Zeit einen Kopf um Julia und Emilio. Ich war so nervös und hatte Angst um Julia. Warum war sie im Krankenhaus? Was hatte sie? Was wenn Emilio mich nicht als Vaterfigur akzeptierte? Was wenn Julia gegen einen Aufenthalt in Südafrika wäre?

Nach einer etlichen Ewigkeit landeten wir und ich kam nach der erlaubten Besucherzeit im Krankenhaus an. Ein netter Arzt brachte mich zu Julia. „Klären Sie das und nehmen sie das Kind mit. Wie gesagt, die Besucherzeit ist vorbei." Ich nickte.

„Is er das? Is er das? Is er das?"

Eine kindliche Stimme hüpfte im Zimmer auf und ab und schaute Julia strahlend an. Mein Blick huschte zu Julia. Sie sah überhaupt nicht gut aus.

Langsam hockte ich mich zu dem Jungen runter. Er war mir wie aus dem Gesicht geschnitten, hatte aber die ozeanblauen Augen von Julia. „Bin ich wer?"

„Mein Dad! Bist du mein Dad? Se... bastian?" Er neigte seinen Kopf nach links und musterte mich. „Bist du es?"

„Ja... ja ich bin es. Aber ich heiße Bastian."

„Gehen wir jetzt?"

„Kannst du noch ein paar Minuten spielen gehen? Ich muss was mit deiner Mama klären."

„Kannst du mich umarmen?"

„Klar", erwiderte ich schmunzelnd und zog ihn kurz an mich. „Ich bin gleich wieder da, okay?"

„Ich bin spielen", rief er und rannte über den Flur. Ich konnte verstehen, warum man mich noch hineingelassen. Er war total aufgedreht und schien ein absoluter Wirbelwind zu sein.

Leise lehnte ich die Tür an.

„Julia...? Erzählst du mir jetzt was los ist? Du siehst echt scheiße aus! Warum hast du mich angerufen?"

„Weil ich ansonsten alleine bin, meine Eltern sind im Urlaub und mein Ex.... das ist vorbei, nachdem er mehrfach gewalttätig wurde. Ich hab ne lebensnotwendige Operation... ne scheiß Zyste muss raus und ich muss dann noch hier bleiben und mich schonen, also wenn du ihn für einige Wochen nehmen könntest... wäre super."

„Klar. Aber... ich bin gerade selber im Urlaub und..." Ich schluckte. Sie brauchte nur Nein sagen und mein Urlaub und Jack wären vorbei. „Ich wollt fragen, ob ich ihn mitnehmen kann? Nach... Südafrika?"

„Urlaub? Kein Drehaufenthalt?"

„Urlaub, ich schwöre!"

„Nimm ihn mit... ich geb dir meinen Hausschlüssel. Pack einfach seine Sachen. Der Reisepass ist-"

„Da wo deiner auch ist? Besteckschublade?"

„Genau!" Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. „Aber pass auf ihn auf und schick ab und zu mal Fotos oder lass ihn telefonieren."

„Natürlich. Ich schick ihn nochmal rein, damit er sich verabschieden kannst. Willst du es ihm sagen?"

„Ja und... Basti wenn das vorbei ist, würde ich gerne den Umgang nochmal besprechen."

„D-Den Umgang?"

„Ja, ich will-"

„Basti", rief da Emilio.

„Ich sollte... werd erstmal gesund und dann besprechen wir das in Ruhe okay? Gute Besserung!" Sie nickte überfordert, und dennoch war ihr die Dankbarkeit deutlich im Gesicht abzulesen. Obwohl wir damals nicht im Guten auseinandergegangen waren, umarmte ich sie. Ich konnte schlecht einfach gehen, nicht bei einer OP und bei der Mutter meines Kindes. „Das wird wieder! Du wirst wieder und wir besprechen alles danach in Ruhe. Ich werde dich nach der Op anrufen."

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