Es war unser letzte Abend und wir verbrachten ihn beinahe bis Mitternacht am Strand, während Jack bei Christian war.
Emilio blieb den ganzen Abend an meiner Seite und war weiterhin ruhig. Aber ich genoss die Zeit mit ihm sehr. Auch als wir zurückgingen und er den Wunsch äußerte, in meinem Bett schlafen zu wollen, konnte ich ihm den Wunsch nicht ausschlagen. Ich fiel beinahe mit ihm in mein Bett. Jack stieß erst irgendwann mitten in der Nacht zu uns und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, daher kuschelte ich mich einfach an ihn.
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„Konntet ihr alles klären?", fragte ich vom Boden, als Jack sich endlich regte.
„Dad, kann ich das noch zu dir tun?", rief Emilio und platzte ins Zimmer mit seinen Klamotten auf dem Arm. „I-ich wollt nicht stören..." Sein Blick huschte zwischen mir und ihm hin und her und er wich zurück. Gerade noch rechtzeitig griff ich nach seinem Arm und zog ihn zu mir heran.
„Merk dir: Du störst nie!"
„Okay." Emilio reichte mir die Klamotten und rannte wieder hinaus. Mein Blick huschte zu Jack, welcher noch unter der Decke lag und sein Gesicht im Kissen vergrub.
„Es war okay... irgendwie haben wir uns ausgesprochen, aber ich glaube, dass es eine Freundschaft zwischen uns nie geben wird. Er scheint wie versessen zu sein, aber trotzdem war ich froh, ihm meine Sicht verdeutlicht zu haben. Und ihm wenigstens ein wenig Dankbarkeit entgegenzubringen. Er fliegt heute schon zurück, sitzt wahrscheinlich schon im Flieger nach Alaska."
„Dankbarkeit hast du mit dem Fick genug gezeigt", erwiderte ich grummelnd.
„Alter, Basti", knurrte Jack und schlug mich gegen den Oberarm.
„Achtundzwanzig."
„Häh?" Jack runzelte die Stirn und musterte mich mit schiefgelegtem Kopf.
„Du hast nach dem Alter gefragt?"
„Ich weiß, wie alt du bist, Basti."
„Warum fragst du dann?"
„Weil... Das war Alta, wie alta, nicht wie das Alter...das... du musst das Wort doch kennen..."
„Ich verarsch dich doch bloß, Jacko", fiel ich ihm lachend ins Wort. Grinsend zog ich ihn an mich. Ich hörte, wie er in meine Schulter grummelte, dadurch musste ich noch mehr grinsen. „Wie weit bist du mit dem packen?"
„Fast fertig... glaub ich. Ich kann mich an alles erinnern, aber nicht an die Klamotten, die ich mithatte. Vielleicht könntest-"
„Ich schau nochmal drüber", fiel ich ihm ins Wort. „Aber erstmal machen wir jetzt die Safari Tour. Eli ist schon ganz aufgeregt."
Bis die anderen fertig waren, beschäftigte Emilio sich hier unten alleine, indem er seinen Mangas weiterlas. Dafür hatte er sich in der Hollywoodschaukel langgemacht und ich saß so, dass ich ihn sehen konnte. Nicht weil ich ihm nicht vertraute, sondern weil ich Angst hatte.
Sobald Adam auf die Terrasse trat, richteten wir uns alle auf und Emilio sprang auf und rannte zum Gartentor.
Bis zum Startpunkt der Tour mussten wir mit dem Bus fahren und Emilio blieb die ganze Zeit an meiner Seite und griff immer wieder nach meiner Hand. Im Vergleich zu den letzten Tagen war es hier schon auffällig. Ich konnte mir keinen Grund ausmalen. Vielleicht wollte er einfach die Nähe? Vielleicht hatte er Angst, nach Hause zu gehen? Vielleicht wollte er mich in seinem Leben behalten?
Die Fahrt zog sich elendig in die Länge. Kieran und Jamie hockten irgendwo weiter hinten im Bus. Chris und Adam saßen vor uns, schienen sich mal wieder über Hoyt und Tony zu unterhalten. Und Jack saß neben mir, während Emilio auf meinem Schoß saß und seinen Manga weiterlas. Ab und zu kicherte er und zeigte mir eine Zeichnung, welche ich halbherzig abnickte. Heute war ich mit meinen Gedanken woanders und es tat mir leid für Emilio.
„Du guckst gar nicht richtig!"
„Doch, ich-"
„Du guckst gar nicht!"
Ich seufzte ertappt. „Ich bin mit meinen Gedanken gerade woanders... aber ich gucke trotzdem. Die Zeichnungen sehen gut aus, ich verstehe sie nur nichts, weil mir der Zusammenhang fehlt."
„Soll ich ihn dir sagen?"
„Du kannst ihn mir heute Abend sagen, okay?"
Emilio nickte eifrig und tauchte dann wieder in seiner Geschichte ab, während ich mich an Jack kuschelte und meinen Kopf auf seine Schulter legte. Im Großen und Ganzen gaben wir wahrscheinlich ein schräges Bild ab. Zwei Männer, die miteinander kuschelten und ein Kind auf dem Schoß hatten. Die Blicke der wenigen anderen Passanten waren deutlich, auch wenn nur die wenigsten etwas sagten. „Ein Kind und zwei Väter... widerlich sowas."
„Ein Kind braucht eine Mutter..."
Am Liebsten würde ich etwas zurückschleudern, senkte aber wegen Emilio meinen Blick und hielt mich zurück.
„Ein erwachsener Mensch braucht Sozialverhalten", erwiderte Jack und ich drückte dankbar seine Hand.
„Wir leben in 2022. Heutzutage ist es normal und es geht sie zwar nichts an, aber das Kind hat durchaus eine Mutter. Jedes Kind hat eine Mutter. Und jeder der in Sexualkunde aufgepasst hat, weiß das." Adam funkelte die älteren Damen verärgert an. „Oder denken Sie noch ganz altmodisch, dass die Kinder mit dem Storch gebracht werden?"
Emilio kicherte. „Jeder weiß, wie Kinder entstehen!"
Ich zählte die Sekunden, bis die älteren Damen beinahe schockiert die Luft einsogen und mich böse niederstarrten, dabei musste ich mir stolz das Grinsen verkneifen. Ich zog Emilio noch näher. „Hast du super gemacht."
Erneut folgte die Schnappatmung, woraufhin Adam lachte, Chris sprang mit ein und selbst Emilio anschließend. Natürlich war es nicht nett und man lachte niemanden aus. Aber diese alten Hexen hatten es einfach nicht anders verdient. Zum Glück mussten wir die nächste Haltestelle raus und konnten durchatmen. Auch wenn die Situation nicht ganz so schlimm war, wie manch andere, wo wir uns etwas anhören müssen, war es erdrückend. Normalerweise machte ich mir nichts dadraus, aber ich hatte Angst, was das mit Emilio machen würde. Und was Julia dazu sagte, falls sie es herausfindet.
Ein paar hundert Meter mussten wir noch die Straße entlang gehen, dann konnte ich den Safari Bus im Tarn Look erkennen. Emilio griff nach meiner Hand. Auch wenn er nichts tat, bemerkte ich, wie aufgeregt er war. Adam und Jamie gingen vor zu dem dunkelhäutigen Mann, welcher am Bus wartete. Ich hockte mich zu Emilio hinunter. „Du kennst die Regeln? Wie verhält man sich bei wilden Tieren? Was hatten wir besprochen?"
„Nich schreien oder aufspringen und nicht aus dem Bus springen..." Emilio verdrehte seine Augen.
„Ja und was noch?"
Er kratzte sich an seinen Haaren und ich konnte nicht anders, als zu lächeln. „Was noch?", fragte er und grinste unschuldig.
„Spinner", murmelte ich liebevoll und durchwurschtelte seine Haare. „Keine hektischen Bewegungen, sitzen bleiben, keine Hände rausstrecken und auf den Fahrer beziehungsweise uns hören."
„Aber ich bin doch nett."
„Ja, klar. Du bist nett und machst nichts falsch, keine Sorge. Mir war es wichtig nochmal zu betonen und dich daran erinnern, weil es gefährlich werden kann. Hab einfach Angst um dich", erwiderte ich achselzuckend und bemerkte erst im Nachhinein, dass es wie eine Entschuldigung klang.
„Ich mache alles was ihr sagt, versprochen!"
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Always what I want
RomanceNach einem unvergesslichen Dreh hat Bastian mit seinen Gefühlen gegenüber Adam und Jack zu kämpfen. Bevor er für sich eine Lösung finden kann, muss er alles daran setzen und Jack für sich zu gewinnen. Leider hat er da nicht mit Jacks Exfreund gerech...