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Und natürlich klappte es nicht. Emilio strengte sich an, dass konnte ich ihm ansehen. Die ganze Zeit saß er neben mir und Jamie und schien total begeistert zu sein. Aber sobald sich die Tour dem Ende neigte, wurde er unruhiger, lauter und sprang öfter von seinem Platz auf. Als Jack und ich beide versuchten auf ihn einzureden und er noch lauter wurde, zog Adam ihn kurzerhand zwischen sich und Chris und verwickelte ihn in ein Klatschspiel. Mein Blick rutschte zu Jack, welcher irgendwie genervt wirkte. Aber ich musste zugeben: Ich war nichtmal genervt oder sauer auf ihn. Es war einfach zu viel für Emilio. Und irgendwie konnte ich es nachvollziehen. Wer wusste schon, was er zuhause alles durchgemacht hatte? All das war absolut neu für ihn und dafür hatte er wirklich gut mitgemacht.

Gegen Abend hatte Adam für alle Pizza bestellt, welche wir gemütlich vor dem Fernseher aßen. Emilio hatte sich Harry Potter gewünscht und egal wie sehr ich diesen Film hasste, ich konnte seinen braunen Augen diesen Wunsch nicht ausschlagen. Gegen Ende des Films kuschelte er sich an mich und schaute zu mir rauf. „Es tut mir Leid. Ich... ich wollte nicht- ich schwör-"

„Alles gut, Großer! Niemand macht dir hier Vorwürfe."

„Echt nicht? Aber ich hab mein Versprechen nicht gehalten..."

„Du bist acht Jahre, niemand macht dir Vorwürfe. Du hast dir Mühe gegeben und dich angestrengt, das reicht mir!"

„Wow... du bist so nett zu mir- ihr seid so nett..."

„Ich bin dein Vater, irgendwie ist das mein Job", erwiderte ich achselzuckend.

„Und wir sind die besten Freunde deines Vaters, wir müssen sonst sind wir nicht mehr lange hier..." murmelte Jamie grinsend und hob Emilio auf seinen Schoß. „Wollen wir nochmal zusammen schauen, ob du alles eingepackt hast?" Emilio sprang auf, und zog Jamie hinter sich her die Treppe hinauf.

„Hast du alles im Wagen?", fragte ich an Adam gerichtet.

„Jap, schon alles drin, Flugtickets gebucht, Abholservice in Prag arrangiert. Hast du Jacks Sachen kontrolliert?"

„Yes, hier liegt nichts mehr und alles ist entweder in seinem oder meinem Koffer.

„Eli hat alles! Wir können los- ach ne warte! Hat jeder ne Flasche zu trinken? Und sich einen Snack gemacht? Am Flughafen werden wir lange warten müssen." Jamie schaute uns alle nacheinander an.

„Die Lebensmittel können wir im Kühlschrank lassen. Übermorgen sind die Newbies hier", erwiderte Adam und verschwand in der Küche.

~~~

„Tony, Enrique!" Emilio rannte kreischend quer durch das Flughafengebäude direkt auf die Beiden zu. Gähnend ging ich neben Jack her und war einfach, froh wieder zuhause zu sein. Gemeinsam mit Jack, war alles wieder beim alten.

„Jamie!" Enrique löste sich von Emilio und lief auf seinen Cousin zu. Sie fielen sich in die Arme.

Keine andere Begrüßung fiel so emotional aus. Adam schien zu überlegen, aber Tony schien sich nicht großartig für Adams Rückkehr zu interessieren.

Jack griff nach meiner Hand und ich lies es zu. So nervös, wie er war, war ich auch.

„Jacko..." Tony kam mit Emilio an der Hand zu uns geschlendert und zog meinen Freund für eine flüchtige Umarmung an sich.

„Hey... ehm... du bist Tony? Dich haben wir am Anfang alle gehasst?"

„Jackpot und Adam hat geklettet." Tony drehte sich zu dem Dunkelhaarigen um. „Nichts für Ungut. Und ehm... hey." Überrumpelt streckte er ihm die Hand entgegen.

„Wow... Adam, dass hast du echt verkackt", lachte ich ihn aus. Ich wollte mich zurückhalten, aber die Geste war so genial. Wer konnte sich da schon zurückhalten?

„Dein Ernst, Tony?! Nach allem, das? Leck mich ich fahr mit der Bahn."

„Adam es ist mitten in der Nacht!"

„Mir egal", brummte der Dunkelhaarige.

„Adam... ernsthaft... dann fahr mit Enrique mit, aber nicht mit der Bahn."

„Whatever... solange ich nicht mit dir in einem Auto sitzen muss..."

Da Enrique und Tony beide mit einem Auto gekommen sind, stiegen alle irgendwo ein, bis auf Adam, welcher Tonys Nähe partout vermied.

Die Fahrt verlief schweigend, was vermutlich daran lag, dass wir alle müde waren. Tony sagte ab und zu etwas, was sich größtenteils auf Adam bezog. Nach der vierten Aussage war ich so genervt, dass ich ihn anfunkelte. „Wenn es dich offenbar doch so beschäftigt, dann rede doch einfach mit ihm."

„Er wird mir eh nicht zuhören."

„Wirst du nie erfahren, wenn dus nicht versuchst. Ernsthaft, für ihn gibts nur dich, der wird dir zuhören." Grummelnd drehte ich die Musik lauter und war unendlich froh, als er endlich die Moldau erreichte und kaum später rechts in die Tiefgarage unseres Penthauses fuhr.

Chris schnappte sich zwei Koffer und Emilio und verließ bereits die Tiefgarage.

Tony schaute erneut zu mir, dann nickte er und stieg aus. „Geht vor ich spreche mit Adam, und komme dann nach..." Meine Lippen hoben sich und Jack klopfte ihm auf die Schulter, während er das restliche Gepäck aus dem Kofferraum hievte.

Wir schlenderten die fünf Stockwerke hinauf und ich war unendlich froh, dass sich langsam alles wieder einrenkte und normal wurde. Jack hatte seine Erinnerungen wieder, Tony würde mit Adam sprechen, ich hatte meinen Sohn wieder- obwohl da stand das Gespräch mit Julia noch aus. Und ich hatte endlich Jack als meinen Freund.

„Ehm... Basti...?" In seiner leisen Stimme schwang ein Hauch von Panik mit.

„Was ist los?", fragte ich besorgt.

„Ich hab acht verpasste Anrufe von einer unbekannten Nummer..."

„Acht?!"

„Ja..."

„Ruf zurück. Das muss wichtig sein", erwiderte ich sofort und ignorierte das seltsame Gefühl in meiner Magengegend.

Zitternd rief er zurück und griff nach meiner Hand. „J-Ja... Hallo, Sie haben an- was?!- Nein das kann nicht sein- Sind sie sicher?- Und sie haben ganz sicher seine Überreste-"

Überreste? Perplex starrte ich meinen Freund an. Wessen Überreste?

„Danke, ja bitte... schicken sie mir das!" Jacks Handy rutschte ihm aus der Hand und bevor es auf den Boden knallte, fing ich es auf und zog Jack an mich heran. „Was ist? Was ist passiert?"

„Christians Flugzeug hatte einen Defekt und ist abgestürzt gegen einen Fels oder so und..."

„Fuck", entfuhr es mir. Ich hatte ihn gehasst, ab ich hätte ihm nie den tot gewünscht. Im Gegenteil... ich hatte gehofft, dass wir uns irgendwie miteinander arrangieren könnten. Wenn nicht sofort, dann irgendwann. Aber das er jetzt tot sein sollte... einfach so... ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.

„I-Ich muss raus!"

„Allein? A-aber-"

„Ich komm schon klar, Basti. Mach dir keine Sorgen. Bis später."

„Bis dann", murmelte ich heiser.

Jack lief die Treppen hinunter und ich betrat unser Penthaus. „Was ist passiert? Du bist blass, als hättest du einen Geist gesehen...?"

„Christian... ist tot", brachte ich heiser über meine Lippen. „Flugzeug war defekt und ist gegen Felsen oder so..."

„Scheiße." Kieran und Chris sprachen zeitgleich, aber lächelten nicht. Die Stimmung hier drin war auf einmal gefallen und ich fühlte mich einfach nur...

Hätten wir Christian in unser Leben gelassen und ihn zu irgendetwas eingeladen, wäre er noch am Leben.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll", nuschelte Jamie heiser. „Erst hab ich die ganze Zeit Panik, dass mein Dad tot sei, was er nicht ist und jetzt Christian...?"

„Ich weiß, was du meinst...", murmelte ich, stellte die Koffer an die Wand im Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. „Emilio schläft?"

„Ja, er war total fertig..."

Always what I wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt