Das Beste

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„Also ich weiß ja nicht, ob das so gut ausgehen wird." murmelte Felix, während er skeptisch auf den Fernseher sah.

„Was meinst du?" fragte ich und schob mir das letzte Stück Sushi in den Mund.

„Haley und dieser Nathan." entgegnete er. „Das funktioniert doch niemals. Der wird ihr das Herz brechen."

Ich schmunzelte. „Du bist ja richtig tief drin."

„Ich mein' ja nur. Ich traue dem nicht. Die Kleine ist viel zu gut für ihn."

„Manchmal überraschen einen Menschen auch. Vielleicht ist er gar nicht so hart, egoistisch und undurchdringlich wie man zuerst meinen mag."

„Mhm." machte Felix und wandte sich auf dem Sofa ein Stück zu mir. „Danke, dass du immer noch hier bist."

„Selbstverständlich." nickte ich.

„Nee." erwiderte er. „Ist es nicht. Du hast mich bestimmt in einer anderen Verfassung erwartet, als du her gekommen bist."

„Und wenn schon. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich sogar ein bisschen geehrt, dass du mich hier haben möchtest, wenn du so... na, wenn es dir so geht halt."

Felix schmunzelte kurz. „Mit dir ist alles irgendwie... leicht. Du nervst mich nicht. Nie. Du erwartest nichts von mir. Deine Anwesenheit... beruhigt mich."

Fast verlor ich mich in seinen Worten. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich fühlte so viel für ihn, dass ich es kaum ertrug. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst. Seine vollen, weichen Lippen schrien förmlich nach mir. Ich schluckte und zwang mich, meine Kontenance zu bewahren.

„Das hast du schön gesagt." erwiderte ich fast flüsternd und er zuckte mit den Achseln.

„Ist einfach so." Dann trafen seine stahlblauen Augen meine und er grinste leicht. „Vielleicht bist du das Beste, was mir seit langem passiert ist."

Innerlich verfluchte ich ihn für das, was er da sagte. Sowas durfte er mir doch nicht sagen. Das sorgte nur dafür, dass ich mich noch mehr in ihn verliebte. Ich wollte das nicht. Ich wusste, wie gefährlich das war. Ich wusste, er war das Feuer, an dem ich mich verbrennen würde, wenn ich zu nah heran trat.

„Große Worte für einen Mann, der für innige Beziehungen nicht zu haben ist." sprach ich, eher zu mir selbst als zu ihm.

„Tja, manchmal überraschen dich Menschen." antwortete er ernst. Unser Blickkontakt intensivierte sich. Alles in mir schrie nach seiner Nähe, einem Kuss oder nur einer Berührung von ihm.
„Scheiß drauf." dachte ich. Ich wollte, nein, ich musste noch näher an das Feuer heran. Ich lehnte mich zu ihm herüber und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss sofort. Seine Hände legten sich auf meine Hüfte, zwangen mich, näher zu kommen. In einer schnellen Bewegung zog er mich auf seinen Schoß. Vorsichtig ertastete sich seine Zunge ihren Weg zwischen meine Lippen. Meine Hände ruhten auf seiner Brust und ich spürte, wie sein Herzschlag schneller wurde, während wir uns immer mehr der Lust aufeinander hingaben.

„Wollen wir in's Schlafzimmer?" fragte ich zwischen unseren Küssen hindurch.

„Wir können auch einfach hier bleiben." antwortete er und ich spürte, wie seine Lippen ein Grinsen formten, bevor er mir einen leichten Klaps auf de Hintern gab. „Ausziehen." befahl er.

Schnell stand ich auf und entledigte mich in einer Bewegung meiner Hose und meinem Slip. Felix hob kurz seine Hüfte und zog Jogginghose und Boxershorts, bis grade unter's Knie, herunter. Mit glänzenden Augen sah er an mir herunter.

„Das da auch." sprach er und deutete auf mein T-Shirt. „Und alles, was darunter ist."
Ich schmunzelte, zog mir mein Oberteil über den Kopf und den BH aus und warf beides neben meine Jeans auf den Boden.

„Zufrieden?" fragte ich.

„Gott." raunte er. „Ich hatte schon fast wieder vergessen wie du nackt aussiehst. Ich sollte ein Foto davon machen, damit ich es mir immer ansehen kann, wenn du nicht hier bist."

„Dann ist es aber nichts besonderes mehr." grinste ich, während ich mich wieder auf ihm platzierte.

„Das wird immer was besonderes sein." nuschelte er und küsste meinen Hals entlang. Seine Hände streichelten meinen nackten Rücken und elektrisierten meinen ganzen Körper. „Alles an dir ist besonders."

„Sag sowas nicht." entgegnete ich atemlos. „Nicht, wenn du es nicht so meinst."

Felix ließ von meinem Hals ab und sah mich an. „Leg dich da hin." sprach er mit ruhiger Stimme und deutete auf das verlängerte Ende seines Sofas. Ich tat, was er sagte und innerhalb weniger Sekunden beugte er sich über mich, sein Körper zwischen meinen Beinen. Ich sah zu ihm hinauf, während er vorsichtig und langsam in mich eindrang. Seine Pupillen weiteten sich und sein Kiefer spannte sich an. Lustvoll stöhnte ich auf. Wie sehr hatte ich das vermisst. Ich legte meinen Kopf zur Seite, doch er legte seine Hand an meinen Unterkiefer und zwang mich, ihn wieder anzusehen.
„Ich meine alles, was ich sage." hauchte er mit dunklen Augen, bevor er mich erneut küsste und seinen Rhythmus fand.

Schwer atmend lies er sich neben mir fallen. Zufrieden legte ich meinen Kopf zur Seite und sah ihn an. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn und seiner Brust gebildet, sein Mund war leicht geöffnet und seine Augen geschlossen. Mein Unterleib pulsierte und ich spürte eine leichte Müdigkeit in mir aufkommen. Ich schloß die Augen und lies die letzten Stunden innerlich Revue passieren. Seine Stimme hallte in meinem Kopf nach.
Ich kann das nicht. Ich habe das Gefühl, als müsse ich hier raus. Weg von hier, irgendwo anders hin, irgendwas machen. Dann ginge es mir besser."

„Felix?" sprach ich ihn an und er öffnete langsam die Augen.

„Mhm?"

„Ich muss Übermorgen nach London. Ein wichtiges Meeting mit unserer Tochterfirma aus Boston, da muss ich persönlich auftauchen. Möchtest du mitkommen?"

Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich an. „Wie lange denn?"

„Naja, im Grunde muss ich nur für das Meeting da sein, aber ich hatte vor, ein bis zwei Tage da zu bleiben. Oder hast du Termine?"

„Nicht, dass ich wüsste." entgegnete Felix.

„Also kommst du mit?" fragte ich erwartungsvoll.

Er nickte und ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Ich komme gerne mit."

„Klasse." freute ich mich und richtete mich auf. „Dann zeige ich dir meine liebsten Ecken und oh! Wir müssen unbedingt auf den Food Market, du musst die Erdbeeren dort probieren, die sind ein Traum! Und in den St. James Park müssen wir auch. Du wirst es da lieben. Der See ist wunderschön und die Eichhörnchen dort fressen dir aus der Hand. Wir können auch auf's London Eye, wenn du das möchtest. Ich muss aber sagen, dass das eigentlich nicht so special ist wie alle immer sagen. Im Grunde gibst du da viel Geld für Nichts aus. Ich kenne Orte, von denen aus du einen viel besseren Ausblick auf die Stadt hast. Wenn du ein Sightseeing-Typ bist, können wir auch die Stadttour mit den roten Bussen machen oder wir mieten uns ein Auto und fahren alleine ein bisschen durch die Gegend. Magst du Harry Potter? Ich kann dir den Bahnhof Kings Cross zeigen, da gibt's sogar-" ich hielt inne, als ich merkte, wie amüsiert Felix mich ansah.
„Was ist?" fragte ich unsicher. „Ich rede zu viel, oder? Tut mir leid, ich freue mich nur so, dass du mit kommst und ich dir meine Stadt zeigen kann."

Er schüttelte lachend den Kopf. „Alles gut, du kleiner Brabbelkopf. Ich weiß, dass wir ne gute Zeit da haben werden, egal was wir machen."

„Das werden wir." bestätigte ich freudig.

The night we met - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt