Der Vollidiot

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Felix setzte mich mit seinem Mercedes an der Straße zu Lauras Wohnung ab.

„Dann werde ich mal." seufzte ich und schnappte mir die Tüte voll mit Schokolade und Eiscreme, die ich zuvor noch im Rewe um die Ecke besorgt hatte. „Fährst du jetzt direkt zu Julian?"

„Der ist bei Fränki, also werde ich da mal vorbei fahren. Können ihm gleich zwei Leute den Kopf waschen." murmelte er.

„Okay." nickte ich und sah ihn an. „Danke, dass du mich dazu motiviert hast, her zu kommen. Ich weiß, dass das alles grade auch nicht leicht für dich ist."

„Es wäre egoistisch gewesen, dich voll einzunehmen, auch wenn... naja, du weißt."

„Ja." bestätigte ich. „Ich weiß."

„Sei heute für deine Freundin da. Morgen sehen wir weiter, okay?"

„Machen wir." entgegnete ich, lehnte mich zu ihm herüber und küsste ihn. Dann stieg ich aus und Felix' AMG verschwand in der Kreuzberger Nacht.

„Charly!" begrüßte mich Laura mit gläsernen Augen, als sie mir ihre Wohnungstür öffnete. „Du bist ja doch gekommen."

„Ich konnte dich doch jetzt nicht alleine lassen." sprach ich und nahm sie, ohne zu zögern, in den Arm. Ich vernahm ein leises Schluchzen und drückte sie noch fester an mich.

„Danke, dass du hier bist. Das bedeutet mir viel." sprach sie, als wir die Umarmung lösten und sie die Tür hinter sich in's Schloß fallen lies.

„Ich habe sogar Schokolade und Eiscreme besorgt, wie ich gesagt hatte."
Ich stellte die Rewe Tüte auf ihre Küchenablage und räumte das Eis vorerst in das Gefrierfach. Leise hörte ich aus den Boxen der Soundanlage Someone like you spielen.

„Adele, ja? Du fährst die harten Geschütze auf." schmunzelte ich leicht, als ich mich neben sie auf's Sofa setzte.

„Ich dachte mir: wenn schon, denn schon." murmelte sie.

Auf dem Couchtisch verteilt lagen über all Fotos der beiden, teils bereits zerrissen, und kleine Notizen, die augenscheinlich Julian geschrieben hatte.
„Ich seh's." sprach ich.

„Tut mir Leid, dass ich dich aus deinem kleinen London Trip mit Felix geholt habe. Ich hab' gesehen, ihr hattet ne Menge Spaß."

„Ach, naja... außerdem war's ja meine Entscheidung her zu kommen." erklärte ich.

„Felix war davon bestimmt nicht so begeistert, oder?"

„Um ehrlich zu sein, war er es, der meinte, wir sollten lieber nach Hause fliegen."

Überrascht sah Laura mich an. „Echt?"

„Mhm." nickte ich. „Der ist ganz schön sauer auf Julian."

„Das wundert mich." prustete sie. „Mit fremd vögeln kennt der sich doch aus."

Ich legte meinen Kopf schief und sah sie fragend an. „Wie meinst du das?"

„Na, was meinst du, warum er immer davon redet, er sei kein Beziehungstyp? Weil er die vergangene Beziehung gegen die Wand gefahren hat, in dem er seine Freundin ständig betrogen hat."

„Oh." gab ich leise von mir und sah zu Boden.

„Das hat er dir nie erzählt, was? Natürlich hat er das nicht. Und scheinbar scheint der Apfel nicht weit vom anderen Apfel zu fallen. Oder so." sprach Laura abfällig. „Alles nur schwanzgesteuerte Wichser, ich sag's dir."

Sagen tat ich daraufhin nichts. Ich wusste nicht, was. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, diese Info erstmal sacken zu lassen.

„Ich schwör's dir, lass dich bloß nicht auf Felix ein. Lauf, so lange du noch kannst. Er wird dir nur das Herz brechen, genau wie Julian mir und dann stehst du alleine da, mit all deinen zerplatzten Träumen."
Ihre Stimme brach und sie fing an zu weinen.

The night we met - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt