Der Angelausflug

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„Und jetzt?" fragte ich, als Felix die Angel auswarf und sich zu mir auf die Wiese setzte. „Was macht man jetzt?"

„Jetzt wartet man." erklärte Felix und musste lachen, als er meinen unbeeindruckten Gesichtsausdruck sah. „Einfach mal nichts tun. Das ist die Kunst dabei."

„Wir wissen ja beide, wie gut ich darin bin." murmelte ich, ließ mich rücklings auf die Wiese fallen und beobachtete die Wolken, wie sie am Himmel entlang zogen.
„Wie lange dauert es in der Regel, bis man was fängt?"

„Das kann man nie genau sagen. Kann auch sein, dass man nach Stunden noch nichts gefangen hat." antwortete Felix, amüsiert über meine Unwissenheit.

„Stunden???" entgegnete ich erschrocken und erhob mich blitzschnell wieder. „Och Flipse."

„Hör auf so rumzunörgeln. Willst du lieber wandern gehen?" drohte er und ich schüttelte hiesig den Kopf.

„Auf keinen Fall." antwortete ich.

Um uns herum war nichts, außer Natur. Der See war glasklar und die Bäume links und rechts boten uns Schatten. Ich hatte, seit wir hier ankamen, keinen anderen Menschen gesehen als uns. Wir waren völlig alleine. Hin und wieder hörte man einen Vogel sein Liedchen trällern, aber sonst war es vollkommen still. Wir hatten uns mit Erdbeeren, belegten Broten und Wasser eingedeckt und, schlau wie ich war, hatte ich noch zwei Flaschen Rotwein eingepackt. In weiser Voraussicht, dass das hier ein längeres „Vergnügen" werden könnte.

„Kann man darin auch schwimmen?" fragte ich Felix und deutete mit meinem Glas Wein auf den See.

„Kann man bestimmt. Solltest du aber vermeiden, wenn du willst, dass ick hier heute irgendwas fange." erwiderte er, konzentriert auf die Pose an seiner Angel.

Ich seufzte. „Dachte ich mir schon."

In dem Moment klingelte mein Handy. Ein FaceTime-Anruf meiner Mutter ging ein.

„Hey Mam." begrüßte ich sie, als ihr Gesicht auf meinem Bildschirm erschien.

„Hallo mein Schatz." sprach sie freudig. „Wie geht es dir? Gefällt es dir in den Bergen?"

„Mir geht's gut und es ist echt schön hier!" erklärte ich.

„Das sehe ich. Wo bist du grade?"

„Moment, ich zeig's dir." ich drehte meine Kamera und zeigte auf den See und den Ausblick auf die Berge, den man von hier aus hatte.
„Felix hat mich zum Angeln mitgeschleppt." sprach ich weiter und zeigte mit meinem Handy auf ihn.

„Hi!" begrüßte er meine Mutter.

„Ach, hallo! Mensch, schön das man sich mal sieht. Wenn auch nur durch das Handy." lachte sie. „Wie haben sie es geschafft, meine Tochter dazu zu überreden, mit ihnen angeln zu gehen?"

„Sie hatte die Wahl zwischen wandern und angeln." erklärte Felix und meine Mama lachte erneut.

„Da war sie sicher begeistert."

„War ich. Offensichtlich." erwiderte ich und drehte den Bildschirm zurück zu mir.

„Das ist aber ein hübsches Kerlchen, der Felix!" grinste meine Mutter und ich verdrehte peinlich berührt die Augen, als Felix mich ansah.

„Ja, und das hübsche Kerlchen kann immer noch alles hören. Du solltest also aufpassen, was du sagst." warnte ich sie. „Wie geht's Sam?"

„Ach, dem geht's super. Er genießt es, im Garten rumzutollen." antwortete sie.

„Das ist schön zu hören. Vergiss nicht, es gibt nur einmal Nassfutter pro Tag! Und nur die halbe Dose! Ich will nicht, dass das selbe passiert, wie beim letzten Mal, als ich ihn bei euch gelassen habe und er kugelrund nach Hause kommt." mahnte ich.

The night we met - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt