Der Beziehungstyp

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„Alles gut?" fragte Felix, als er Abends zu mir in's Schlafzimmer kam, nachdem er und Julian noch ein paar Runden Mario Kart auf der Nintendo Switch gespielt hatten und ich es mir im Bett mit einem Buch gemütlich gemacht hatte.

„Klar, wieso fragst du?" entgegnete ich und sah zu ihm hoch.

„Weiß nicht. Du schienst mir so abwesend zu sein, nach Julians dummen Kommentaren und dann bist du alleine hochgegangen... kam mir so vor, als würde dich was bedrücken."

„Ach nein." winkte ich ab. „Ich brauche nur ab und zu mal meine Ruhe. Ich bin das nicht mehr gewohnt, 24/7 Leute um mich herum zu haben."

„Das verstehe ich." nickte er. „Also habe ich nichts falsch gemacht?"

„Was sollst du falsch gemacht haben?"

Unwissend zuckte er mit den Schultern.

„Alles gut, wirklich." betonte ich und widmete mich wieder meinem Buch. „Du hast nichts falsch gemacht."

Felix setzte sich zu mir auf's Bett und ich spürte seinen starren Blick weiterhin auf mir.
„Bereust du den Sex?"

„Natürlich nicht." seufzte ich und legte das Buch bei Seite. „Wieso denkst du das? Bereust du ihn?"

„Nein, natürlich nicht." schüttelte er vehement den Kopf. „Ich werde nur das Gefühl nicht los, dass du mir irgendwas verschweigst."

Ich räusperte mich, erwiderte seinen Blick für einen kurzen Moment, konnte ihm aber nicht lange stand halten und sah beschämt auf die cremefarbene Bettdecke vor mir.
„Du hast das so klein geredet vorhin. Unseren Sex, meine ich."

„Höh?" machte er verwirrt.

„Vorhin auf der Terrasse. Du meintest, Julian solle es nicht größer machen als es gewesen ist, es sei nur Sex gewesen."

„Ah." machte Felix wissentlich. „Da liegt der Hase im Pfeffer."

„Da liegt er, ja." murmelte ich. „Du hast das wahrscheinlich gar nicht so gemeint, wie ich es aufgefasst habe und wahrscheinlich mache ICH da jetzt ein größeres Ding draus, als es letztendlich ist. Ich meine, es war ja auch nur Sex. Was sollst du auch anderes sagen? Ich weiß nicht, warum mich das so... gestört hat."

„Du setzt viel zu viel Rübe in meine Aussage." entgegnete er. „Ich meinte natürlich nicht, dass mir der Sex nichts bedeutet hat. Das hat er."

„Hat er?" fragte ich überrascht nach und Felix nickte schmunzelnd.

„Hat er." wiederholte er. „Es ging mir viel eher darum, dass Julian jetzt nicht so tun soll, als würden wir nächste Woche direkt heiraten, nur weil ich dich einmal gebumst habe."

„Romantisch ausgedrückt." murmelte ich und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Du weißt, was ich meine."

„Ja, ich weiß, was du meinst." bestätigte ich.

„Gut. Also, nur um das nochmal klar zu stellen: das war für mich nicht nur irgendeine Nummer. Und ich weiß, dass es das auch für dich nicht war. Ich will jetzt nur nichts überstürzen und dem Kind einen Namen geben, bevor es überhaupt geboren wurde. Wir waren Freunde. Ich meine... wir sind immer noch Freunde." korrigierte er seine Aussage. „und ich mag dich. Das weißt du. Ich kann dir nur grade nicht sagen, wo das hinführen wird. Ich bin nicht der Typ für eine Beziehung und habe auch aktuell eigentlich keine Zeit für eine. Ich sage dir das jetzt, weil ich mit offenen Karten spielen will."

„O-okay." gab ich überrascht von mir. „Keine Sorge, ich bin auch grade nicht bereit für eine Beziehung. Ich wollte dir jetzt auch nicht die Pistole auf die Brust setzen."

The night we met - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt