Die Probe

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„Na, habt ihr euch wieder eingekriegt?" fragte Julian, als er und seine Freundin auf die Terrasse traten und Felix und mich im Pool erspähten.

„Wir haben uns wieder vertragen." erklärte ich und Felix nickte.

„Gott sei Dank. Diese Stimmung hier war ja nicht mehr zu ertragen." seufzte Laura. „Hast du Tommi geschrieben?"

„Mhm." machte ich. „Es stimmt. Er und Caro haben wohl wieder was am laufen."

„Was für ein Blödmann." entgegnete sie entsetzt. „Das hätte ich echt nicht von ihm gedacht."

„Naja, für seine Gefühle kann man ja nichts." versuchte ich ihn zu verteidigen. „Wenn er sie nun mal liebt, was soll er machen? Er wusste wahrscheinlich auch nicht so recht, wie er mit der ganzen Situation umgehen soll."

„Krass, wie verständnisvoll du bist. Ich hätte dem ein paar Takte erzählt, das glaub mal." lachte Laura.

„Heißt das, wir müssen dir jetzt einen neuen Stecher suchen?" grinste Julian und ich schüttelte lachend den Kopf.

„Nein, Schluss jetzt damit. Ich feiere nun die Feste, wie sie fallen. Wenn da draußen jemand für mich ist, dann soll er kommen, aber ich werde nicht verzweifelt danach suchen."

„Na gut, wie du meinst." entgegnete Julian, während Laura mich mit nachdenklichem Blick ansah.

„Ey Charly, hast du Lust mir zu helfen, die Melone zu schneiden?" fragte sie schließlich.

„Ehm, klar." antwortete ich etwas perplex. „Gib mir ne Minute."

Ich stieg aus dem Pool, trocknete mich mit dem Handtuch ab, dass ich vorsorglich über meinen Stuhl gelegt hatte und lief ihr bis zur Küche nach.

„Ich wollte ja nichts sagen, so lange das mit Tommi noch lief, aber jetzt wo's vorbei ist." begann sie und schnitt die Melone an. „Was ist denn mit Felix?"

„Was?" lachte ich kurz auf. „Wie mit Felix? Was soll mit ihm sein?"

„Na, könnte das mit euch beiden nicht etwas werden?" erläuterte sie.

„Quatsch." winkte ich ab. „Wir sind nur Freunde."

„Das kann man ja ändern." sprach sie. „Erzähl mir nicht, dass dir noch nie selber mal kurz der Gedanke gekommen ist."

Ich blickte aus dem Fenster, mit perfekter Sicht auf Felix, der sich grade, noch nass vom Poolwasser, auf der Terrasse stehend eine Zigarette anzündete. Sein Oberkörper glänzte im Licht des Pools und der großen Laternen im Garten. Er unterhielt sich mit Julian, der grade offensichtlich wieder irgendeinen Schwachsinn erzählte, und lachte aus tiefstem Herzen. Dann erinnerte ich mich daran, wie nah er mir kam, an dem Tag, als ich Tommi kennenlernte. Wie gut er roch, wie weich sich seine Lippen an meinem Hals anfühlten und wie schwach meine Knie wurden, als er mir in's Ohr flüsterte.

„Es gab da vielleicht mal einen ganz kurzen Moment." gab ich zu. „Aber das kann auch dem Mangel an Sex geschuldet sein."

„Selbst wenn." sprach Laura und zuckte mit den Schultern. „Sex würde doch erstmal reichen, oder nicht?"

Ich musste unweigerlich anfangen zu lachen, bei dem Gedanken, mit Felix zu schlafen. „Ich weiß nicht, ey. Das ist Felix!"

„Ja, eben!" entgegnete sie. „Ich weiß, er ist mein Chef und der Bruder meines Freundes, aber lass dir das gesagt sein: es lohnt sich. Das weiß ich aus sicheren Quellen."

„Ach, Plural direkt?" grinste ich.

„Er ist kein Kind von Traurigkeit." lachte Laura. „Überleg's dir. Ich wette, er wäre auch nicht abgeneigt."

The night we met - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt